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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 04

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Allenthalben glauben große wie kleine Investoren, dass diese strategische Linie der Wirtschaftspolitik positiv sei und also investieren sie. Dieser Effekt wirkt wie ein Aufschwungimpuls in sich selbst. „Trump hat im Markt die Lebensgeister geweckt“, sagt Andrew Bosomworth, Anlagemanager bei Pimco Deutschland. Bis zu der US-Wahl habe an der Börse die Einstellung vorgeherrscht, dass die Zeiten des rasanten Wachstums vorbei sind. Jetzt aber werde ein vollkommen neues Szenario gespielt: „Statt säkularer Stagnation hoffen manche auf einen neuen Boom mit vier Prozent Wirtschaftswachstum“, erklärt der Investor, der für die Allianz- Tochter Pimco 6,7 Milliarden Euro verwaltet und seit fast einem Viertel Jahrhundert im Geschäft ist. Tatsächlich expandieren die meisten Volkswirtschaften seit der Finanzkrise nur noch mit einer Rate von ein bis zwei Prozent. Auch die US-Wirtschaft konnte seit 2009 lediglich ein Wachstum von zwei Prozent im Jahr erzielen. Das viele Geld, das die Notenbanken über Anleihenkäufe ins System bringen, bleibt meistens im Finanzsektor und kommt nicht in der Realwirtschaft an. Trumps Investitionsprogramme, Steuersenkungen und nicht zuletzt der Abbau von Regulierung könnte einen Wachstumsschub bringen, lautet die Hoffnung. Beispiel Öl und Gas. Seitdem Anfang November 2016 feststand, dass Donald Trump das Ruder übernehmen wird, haben die Aktien von Öl- und Gasproduzenten in den USA mehr als 40 Prozent zugelegt. Tatsächlich hat der neue Präsident per Dekret zwei Pipeline-Projekte genehmigt, die sein Vorgänger Barack Obama aus Gründen BÖRSE am Sonntag · 13/17 Gastb 10 des Naturschutzes abgelehnt hatte. Gleiches trifft auf Umweltauflagen für den Kohlebergbau zu, die Trump gestrichen hat. Die wütenden Proteste von Umweltaktivsten ignorierte der Politik-Rabauke im Weißen Haus dabei ebenso wie die Warnungen von Wissenschaftlern. „Er könnte die Energiebranche entfesseln“, jubeln bereits erste Analysten. Auch Banken könne weiterhin von Trumps Politik profitieren. Ähnlich wie beim Öl ist es die Erwartung, dass die neue Administration die staatlichen Beschränkungen lockern werde. Wie nachhaltig all diese Maßnahmen sind, muss sich allerdings erst zeigen. Schließlich war ein Großteil der Regulierung als Antwort auf die Finanzkrise eingeführt worden. 3 Die Zinswende kommt in Zeitlupe. Die klassische Sorge der Aktienanleger, dass bei einer Zinswende die Aktienmärkte leiden müssten, schwindet. Man schätzt die Zinswende als ein Them ein, das frühestens 2019 zu relevanten Verschiebungen von


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