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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 04

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Stimmungseinbruch in den USA unausweichlich ? Nach der Wahl von Donald Trump und trotz all seiner kritischen und zum Teil widersprüchlichen Aussagen war die Stimmung an den US-Börsen zuletzt euphorisch. Und die Fed hat ihre bereits vor der Wahl eingeleitete Zinswende fortgesetzt: Im März vollzog sie die erste von drei in diesem Jahr erwarteten Zinsanhebungen. Da die Republikaner die Mehrheit in beiden Häusern des Kongress haben, gab es bisher wenig Grund, daran zu zweifeln, dass Trumps Reformvorstellungen umgesetzt werden. Während das Unternehmervertrauen (NFIB-Index) bereits im Dezember 2016 diese Stimmung spiegelte, ist nun auch das Konsumentenvertrauen in die Höhe geschossen und hat im März ein Niveau erreicht, das zuletzt im Jahr 2000 zu beobachten war. Der durchschnittliche US-Konsument ist aktuell so gut gelaunt, wie es zuletzt nach den boomenden 1990er Jahren der Fall war. US-Unternehmen und -Konsumenten erwarten große Steuererleichterungen von Donald Trump, die zu einem nachhaltigen Anstieg im verfügbaren Einkommen führen sollten. Außerdem dürfte sich Trumps Stimulierungspolitik – sofern umgesetzt – grundsätzlich positiv auf Unternehmensgewinne und BIP auswirken. In Folge dieser Erwartungen bewegen sich auch die entsprechenden Vertrauensindikatoren im Höhenflug. Doch wie nachhaltig sind diese Stimmungswerte? BÖRSE am Sonntag · 13/17 Kolumnerag 28 Zweifel an der Umsetzbarkeit von Trumps Ideen, die nach dem Scheitern der Gesundheitsreform aufgekommen sind, könnten für Verunsicherung und damit zu einem Absturz der US-Stimmungsindikatoren sorgen – gerade weil die Euphorie überwiegend auf Erwartungen zurückzuführen ist, die sich womöglich nicht bewahrheiten werden. Eine reibungslose Umsetzung der Steuerreformen könnte hingegen die Stimmung in der Realwirtschaft auf einem relativ hohen Niveau halten. Aktuell hat die gescheiterte Gesundheitsreform allerdings bereits zu einem Dämpfer in der Unternehmer- und Verbraucherstimmung geführt. Die Wachstumsprognosen der IKB für die USA von 2,3 Prozent in diesem Jahr sollten davon allerdings weniger betroffen sein – insbesondere, wenn die zügige Umsetzung der Steuerreformen die Glaubwürdigkeit Trumps auf Sicht erneut stärken könnte. Dann wäre auch ein BIP-Wachstum in den USA von bis zu drei Prozent in 2019 durchaus möglich, was der Fed ermöglichen würde, ihren Leitzins schrittweise auf das von ihr prognostizierte Niveau von rund drei Prozent anzuheben. Die IKB ist allerdings weiterhin davon überzeugt, dass die fiskalischen Maßnahmen von Trump das Haushaltsdefizit ausweiten und die Schuldenquote erhöhen würden; eine Entwicklung, die vielen Republikanern sicherlich Bauchschmerzen bereiten würde, was die Umsetzung dieser Politik erschwert. Sollte auch die Steuerpolitik Trumps scheitern und somit die Zweifel an Trumps Fähigkeit nähren, seine Ideen umzusetzen, Klaus Bauknecht Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG


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