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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 18

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Inflation: Zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit Auch wenn Konsumenten den aktuellen Preisauftrieb gerne überschätzen: Selbst moderate Inflationsraten sorgen über die Jahre für erhebliche Kaufkraftverluste. Spezielle BÖRSE am Sonntag · 138/17 Kolumne 10 Anleihen bieten Schutz. Gefühlt steigen die Preise so stark wie lange nicht mehr. Das liegt nicht allein daran, dass in diesem Frühjahr für die Kugel Eis bis zu 1,50 Euro fällig sind – viele erinnern sich noch an Zeiten, in denen es die Kugel Zitrone, Erdbeere oder Stracciatella für 50 Pfennig gab. Nein, auch die Preise für andere Lebensmittel, insbesondere Gemüse, sowie für Kraftstoffe haben zuletzt merklich angezogen. Für das diesjährige Oktoberfest in München ist sogar eine Bierpreisbremse im Gespräch, um den kontinuierlichen Preissteigerungen Einhalt zu gebieten. Viele Konsumenten und Anleger zweifeln daher an der veröffentlichten offiziellen Inflationsrate, die auch nach dem Anstieg zu Jahresbeginn auf moderatem Niveau verharrt: Für März nennt das Statistische Bundesamt einen Preisanstieg in Deutschland von nur 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Gemessen wird diese Inflationsrate anhand eines breiten Warenkorbs aus Gütern und Dienstleistungen, der sich am Konsumverhalten der Bevölkerung orientiert. Dafür werden monatlich mehr als 30.000 Einzelpreise für 600 Waren- und Dienstleistungsarten zusammengetragen, von Autos über Brot und Butter bis hin zu Möbeln, Mieten und Versicherungen. Die jeweilige Gewichtung richtet sich dabei nach dem Anteil am Haushaltsbudget, den Konsumenten durchschnittlich für diese Produkte aufwenden. So fallen Mieten (21 Prozent), Energie (Strom, Gas, Brenn- und Kraftstoffe, elf Prozent) und Nahrungsmittel (zehn Prozent) besonders ins Gewicht, während Bekleidung (vier Prozent) und Haushaltsgeräten (ein Prozent) vergleichsweise geringe Bedeutung zukommt. Mitunter wird kritisiert, der Warenkorb sei statisch und spiegele nur unzureichend Änderungen des Konsumverhaltens wider. Inwieweit die derart gemessene amtliche Teuerungsrate die tatsächlichen Preissteigerungen für Privathaushalte abbildet, hängt letztendlich von individuellen Konsumgewohnheiten ab. Die persönliche Inflationsrate kann daher mehr oder weniger stark von der offiziellen abweichen. Vielfach wird indessen auch die individuelle Teuerungsrate falsch eingeschätzt. Zum einen nehmen Konsumenten Preisänderungen bei Gütern des täglichen Jörn Schiemann Leiter Privatkunden und Retailprodukte bei der IKB Deutsche Industriebank AG.


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