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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 18

UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE Small Caps schlagen Blue Chips – das Umfeld spricht für Hidden Champions Nach acht Jahren Rallye an den Aktienmärkten wird die Luft zunehmend dünner. Eine Fortsetzung der Hausse auf breiter Front wird immer unwahrscheinlicher, da die Bewertungen mittlerweile ambitioniert sind. Die Börsen werden anfällig für Enttäuschungen. In einem solchen Umfeld sind vor allem Aktien in Sondersituationen aussichtsreich, die die Masse der Anleger (noch) nicht auf dem Radar hat. Solche Perlen finden sich vor allem unter Nebenwerten. 24 BÖRSE am Sonntag · 18/17 Gastbeitrag Small Caps bieten gegenüber Blue Chips aus Anlegersicht einen entscheidenden Vorteil: Sie werden nur von wenigen oder gar keinen Unternehmensanalysten gecovert. Dadurch ist es für Investoren möglich – zumindest zwischenzeitlich – einen Informationsvorsprung herauszuarbeiten. Dabei dreht es sich häufig um innovative Produktentwicklungen, deren Bedeutung vom Aktienmarkt anfangs unterschätzt oder gar nicht wahrgenommen wird. Dieser Wissensvorsprung löst sich im optimalen Szenario später auf, wenn immer mehr Investoren auf diese Informationen aufmerksam werden, was dann zu einer steigenden Nachfrage nach der entsprechenden Aktie und zu Kursgewinnen führt. Bei einer Daimler oder Allianz, die von Dutzenden Analysten beobachtet und bewertet werden, ist es kaum möglich, „schlauer“ als der Markt zu sein. Bei wenig beachteten Nebenwerten funktioniert das durchaus. Denn die Märkte sind in der Praxis bei weitem nicht so effizient, wie es die Theorie unterstellt. Weniger Vola = geringeres Risiko Gleichzeitig scheint sich ein vermeintlicher Nachteil von Small Caps mittlerweile ins Gegenteil umzukehren: die Volatilität. Früher galten kleinere Nebenwerte im Vergleich zu großen Standardwerten als schwankungsanfälliger. Hohe Volatilitäten gelten bei Börsianern generell als Risiken und sind unbeliebt. Bei der bislang letzten größeren Korrektur entwickelten sich die Kurse der Small Caps jedoch stabiler als die der Aktienschwergewichte. Während der Dax von Dezember 2015 bis Februar 2016 um mehr als 20 Prozent einknickte, gaben der MDax und der SDax „nur“ 16 beziehungsweise 15 Prozent nach. Dasselbe ließ sich auf europäischer Ebene beobachten. Der auf Nebenwerte fokussierte Hauck & Aufhäuser Small Cap EMU gab bei dem Aktienmarkt-Einbruch Ende 2015/Anfang 2016 immerhin vier Prozentpunkte weniger nach als der Blue Chips Index Euro Stoxx 50. Die Volatilität des Fonds beläuft sich auf Sicht eines Jahres auf 11,51 Prozent. Für einen Aktienfonds ist das ungewöhnlich wenig. Für die bessere Performance und die geringeren Schwankungen der Small Caps gibt es eine naheliegende Erklärung: Die enormen Summen an Geld, die mittlerweile in Indexfonds investiert sind. Das Gros der ETFs fokussiert Standardwerte, also großkapitalisierte Aktiengesellschaften. Wenn es an den Aktienmärkten unruhig wird, werden die passiv gemangten Indexfonds Oliver Fischer Leiter Publikumsfonds bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers


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