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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 21

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Als Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde, erhofften viele Beobachter vom US-Senat, dass er Trumps zum Teil extreme Forderungen – wie hohe Zölle auf Importe – verhindern würde. Doch da die Republikaner die Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses haben, schien diese Hoffnung sehr optimistisch zu sein. Tatsächlich hat sich bisher jedoch gezeigt, dass Trump bei allen bedeutenden Themen wie Gesundheitsreform, innere Sicherheit, Infrastruktur oder Steuerreform auch in der eigenen Partei viel Gegenwind bekommt und viele seiner Vorstellungen keine Mehrheit finden. So bleiben die fiskalischen Stimulierungsmaßnahem in Form höherer Ausgaben sowie die Steuerreform bis jetzt deutlich hinter den Erwartungen der USBürger 14 BÖRSE am Sonntag · 21/17 zurück. Sicher scheint allerdings zu sein, dass sich, entgegen den Versprechungen des US-Präsidenten, die US-Schuldenquote weiter ausweiten wird, was grundsätzliche Zweifel an einer großangelegten Stimulierungspolitik aufkommen lässt. Mit der Erwartung von Reformen und wirtschaftlicher Stimulierung anlässlich Trumps Wahl waren zehnjährige US-Renditen zwischen Oktober und Dezember 2016 deutlich angestiegen. Gleiches gilt für den EUR/ US-Dollar-Devisenkurs, der von einem Wert von rund 1,12 auf unter 1,04 im Dezember fiel. Inzwischen hat die Realität die Märkte jedoch wieder etwas eingefangen. Denn Trumps Politik erweist sich weniger als Befreiungsschlag für die Wirtschaft; vielmehr zeigt sich, dass es sich um einen eher schwierigen Prozess der graduellen Veränderung handelt, dessen Ausgestaltung und Wirkung durchaus mit Unsicherheiten behaftet ist. Doch noch glauben US-Unternehmen und -Haushalte an Trumps Fähigkeit, seine Agenda umzusetzen. Gemessen am US-Mittelstandindex (NFIB) bleibt die Stimmung bei kleinen bis mittelgroßen US-Unternehmen sehr gut, und auch die Konsumlaune verweilt trotz jüngster Rückschläge immer noch auf hohem Niveau. Diese Stimmungsindikatoren sind vor allem von Erwartungen getrieben, dass Steuerreform und Entlastungen noch kommen. Deshalb sind Zweifel an einer nachhaltigen Stimmungsverbesserung durchaus angebracht; eine Sorge, die Währungs- und Zinsmärkte zu teilen scheinen. Der US-Aktienmarkt hingegen scheint weiterhin an Trumps Erfolg. Es wird indes immer unwahrscheinlicher, dass die Fiskalpolitik die US-Wachstumserwartungen deutlich nach oben heben wird. Das Stimulierungspaket in Form von Steuersenkungen und höheren staatlichen Ausgaben wird deutlich geringer ausfallen als von Trump ursprünglich angekündigt. Der Einfluss der Stimulierungspolitik dürfte bei schwindender Euphorie einen geringeren Einfluss auf die Realwirtschaft haben. Der beste Augenblick für entsprechende Maßnahmen scheint bereits verpasst. Da der Handlungsdruck auf die US-Regierung allerdings hoch bleiben sollte, insbesondere bei anhaltend schwachem Wachstum in 2017, ist von einer Umsetzung der Stimulierungspolitik auszugehen – mit welchem Umfang auch immer. Das Risiko einer kurzfristigen Gegenbewegung der Märkte in Form eines stärkeren US-Dollars und erneut steigender US-Renditen ist nicht zu vernachlässigen. Gastbeitrag Trumps Reformversprechen: Aufgeschoben oder aufgehoben? Klaus Bauknecht Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG


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