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BÖRSE AM SONNTAG | Ausgabe 26

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Warum politische Unruhen die Börsen nicht mehr beunruhigen Trotz Brexit, Terrorbedrohung, Schuldenkrise in Griechenland, maroder Banken in Südeuropa und auch manch neuer Akzente in der US-Politik seit der Wahl Donald Trumps kennen die Börsen nur eine Richtung: nach oben. Die Notenbanken drucken billiges Geld, daher gibt es zu Aktien momentan keine Alternative. 32 BÖRSE am Sonntag · 26/17 Die Wähler haben in den vergangenen zwölf Monaten des Öfteren überrascht: Erst kam der Brexit, kurz darauf wurde Trump gewählt. Doch auch die Politik selbst sorgte für zahlreiche Unsicherheiten, wie etwa mit dem vermeintlichen Putschversuch in der Türkei, in dessen Folge sich das Land immer mehr von der internationalen Staatengemeinschaft isolierte. Die Frankreich-Wahl blieb lange spannend, weil nach den deutlich falschen Prognosen bei diversen Wahlen in der Vergangenheit niemand vorhersagen konnte oder wollte, wie viele Stimmen Marine Le Pen von den Franzosen bekommt. Die Schuldenkrise in Griechenland schwelt weiter vor sich hin. In regelmäßigen Abständen liest man über provisorische Einigungen zwischen IWF und den europäischen Institutionen. Doch eine dauerhafte Lösung oder gar ein Ende der Schuldenkrise ist nicht einmal im Entferntesten erkennbar. In Italien geraten dafür die Banken immer stärker unter Druck, die Liste der maroden Institute wird gefühlt jeden Tag länger. Entgegen der EU-Regularien wurde bislang immer ein Weg gefunden, die Geldhäuser doch mit staatlichen Mitteln am Leben zu erhalten. Da überrascht die Meldung, dass Brüssel aktuell die Rettung der beiden venezianischen Krisenbanken Popolare di Vicenza und Veneto Banca mit Steuergeldern untersagt hat, wie italienische Medien berichten. Sie werden offenbar in „Good Bank“ und „Bad Bank“ aufgeteilt. Auch Spaniens Banken ächzen unter ihren faulen Krediten. Als wäre das noch nicht genug, kommt es regelmäßig zu tatsächlichen und verhinderten Terroranschlägen in Europa. Zahlreiche Staaten haben ihre Terrorwarnstufe erhöht und Frankreich befindet sich bereits so lange im Ausnahmezustand, dass dieser Normalität geworden ist. Dennoch geschieht durchaus Erstaunliches: Trotz wirtschaftlicher Krisen und politischer bzw. geopolitischer Unsicherheiten boomen die Börsen, in regelmäßigen Abständen werden neue Rekordstände gemeldet. In Deutschland wird bald erstmals mit dem Durchbrechen der 13.000-Punkte-Marke beim Dax gerechnet. Auch der Dow Jones hat sich alleine seit 2012 um ganze 70 Prozent gesteigert und zu Beginn des Jahres erstmals die 20.000-Punkte-Marke durchbrochen – mittlerweile steht er bei rund 21.500 Punkten (Stand: 20. Juni 2017). Es scheint, dass kein Ereignis die Märkte mehr schockieren kann. Die Politik ist offenbar kein Gratmesser mehr für Investitionsentscheidungen der Anleger. Die gute Stimmung ist auch nicht auf Regionen begrenzt: Die Aussichten sind global überwiegend positiv, blickt man nach Asien, Europa oder in Richtung Schwellenländer. In den USA wird man zwar langsam vorsichtiger, dennoch scheint Gastbeitrag


BÖRSE AM SONNTAG | Ausgabe 26
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