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BÖRSE AM SONNTAG | Ausgabe 26

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Der S&P 500 ist ja bekanntlich der Leitindex für den US-Aktienmarkt schlechthin. Im Juni markierte er abermals neue Rekorde. Gleichwohl bewegte er sich zuletzt kaum von der Stelle. In den vergangenen vier Wochen pendelte er zwischen 2.454 und 2.416 Punkten hin und her. Das ist fast nichts. Weder die Bullen noch die Bären konnten damit zuletzt größere Kräfte mobilisieren. Begleitet wurde die jüngste Entwicklung beim S&P 500 von einem nahezu lethargischen VIX. In der vergangenen Woche war der Volatilitätsindex, der die implizite, also die erwartete Volatilität misst, zwischenzeitlich abermals unter die Marke von zehn Punkten gerutscht. Er notierte damit selbst im Vergleich mit dem ohnehin sehr niedrigen 2017er-Durchschnitt von nur 11,6 Zählern auf einem sehr geringen Niveau. Am Terminmarkt werden somit derzeit keine größeren Ausschläge eingepreist. Der aktuelle VIX-Stand von 10 impliziert damit für die nächsten 30 Tage eine maximale Bewegung nach oben oder unten von etwa 70 Punkten, bzw. 2,9 %. Um dies besser einordnen zu können ein Vergleich mit dem VIX- Durchschnitt aus dem vergangenen Jahr. Er lag bei 15,8, was auf dem aktuellen Niveau des S&P 500 Ausschlägen von rund 110 Punkten (4,5 %) entspräche. Es ist somit derzeit äußerst ruhig beim USLeitindex. Ob dies ein gutes oder schlechtes Zeichen (Ruhe vor dem Sturm?) ist, wird sich zeigen. Rekorde wohin man schaut. Der ifo Geschäftsklimaindex, der als der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft gilt, hat im Juni abermals einen neuen historischen Höchstwert erreicht. „In den deutschen Chefetagen herrscht Hochstimmung. Die deutsche Wirtschaft setzt ihren Höhenflug fort“, kommentierte das ifo Institut. Die befragten Unternehmen schätzen insbesondere die aktuelle Lage noch besser ein, als im Vormonat. Auch hier gab es einen neuen Rekord. Auch die Beurteilung der Geschäftsaussichten erhöhte sich, wenn auch nicht ganz so stark. Nimmt man den Höhenrausch des Frühindikators als Maßstab, dürfte die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten so kräftig brummen, wie schon lange nicht mehr. Mal sehen, ob Wunsch und Wirklichkeit Hand in Hand gehen. Auch der DAX ließ sich im Juni nicht lumpen und kletterte in noch nie dagewesene Höhen. Allerdings entwickelte er keine größere Aufwärtsdynamik. Zuletzt schwächelte er sogar ein bisschen. Nachdem der Leitindex am 20. Juni mit 12.952 Punkten seinen aktuellen Rekord markiert hatte, ist eine Korrektur auszumachen. Bislang hielt er sich jedoch über der Marke von 12.490 Punkten, die aus dem Tief der seit Mitte Mai auszumachenden Konsolidierung resultiert. Sollte dieses Niveau nachhaltig unterschritten werden, könnte aus charttechnischer Sicht eine Top-Formation komplettiert werden. S&P 500 in ruhigem Fahrwasser Frühindikator im Höhenrausch USA Verbale geldpolitische Straffung? Seit dem Zwischenhoch Anfang Mai ist bei den europäischen Aktien ein wenig die Luft raus. Zumindest wenn man den STOXX Europe 600 Index betrachtet, der 600 Werte aus 17 Ländern beinhaltet und damit insbesondere als breiter Gradmesser für die Aktienkursentwicklung in den europäischen Industrieländern angesehen werden kann. Seit Anfang Mai zeigt er eine fallende Tendenz. Eine solche, bislang moderate, korrektive Bewegung ist auch beim EURO STOXX 50 auszumachen. Spiegelt sich in dieser Entwicklung vielleicht die Aufwertung des Euro wider. Beispielsweise war der Wechselkurs Euro/US-Dollar seit Anfang Mai von etwa 1,09 auf zuletzt mehr als 1,14 US-Dollar geklettert und hatte damit das höchste Niveau seit Mai 2016 erreicht. Als Grund für die jüngste Stärke wurden Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi gehandelt, die offenbar als Hinweis auf einen baldigen „Einstieg in den Ausstieg“ aus der extrem lockeren Geldpolitik in der Eurozone verstanden wurden. Hat der Markt die Worte von Draghi, wie teilweise kolportiert, tatsächlich missinterpretiert? Oder handelte es sich vielmehr um einen Versuch zu schauen, wie die Märkte auf die Ankündigung eines Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik reagieren werden? Oder hat Draghi gar bewusst eine kleine verbale geldpolitische Straffung vorgenommen, um den Druck abzumildern, tatsächlich handeln zu müssen? S&P 500 Stand 29.6.2017 DAX Stand 29.6.2017 EURO STOXX 50 Stand 29.6.2017 04 BÖRSE am Sonntag · 26/17 Märkte im Überblick DEUTSCHLAND EUROPA


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