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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 31

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Börsen trotzen islamischem Terrorismus 10 BÖRSE am Sonntag · 31/17 Kolumne Die jüngsten Anschläge in London, Manchester, Paris und Berlin reihen sich in die Liste zunehmender Terrorattacken in Europa ein: Nizza am französischen Nationalfeiertag 2016, Doppelanschläge in Paris 2015, der Anschlag in Kopenhagen, der in Stockholm. Diese Städte stehen exemplarisch für die zunehmende Bedrohung mitten in Europa. Die Frage lautet: Welchen Einfluss hat all dies auf die Börsen? Die Antwort ist eine Überraschung. Bedauerlicherweise nehmen solche Anschläge zu, was dazu führt, dass Investoren über den möglichen Einfluss auf die Ökonomie und den Kapitalmarkt spekulieren. Es ist unmöglich zu wissen, wo und wann die Terroristen wieder zuschlagen, aber unserer Meinung nach können Investoren daraus jedoch neue Lehren ziehen: Terrorismus hat zweifellos verheerende Auswirkungen auf Personen und Eigentum gehabt, dennoch hatte es bisher keinen Einfluss auf die Aktienmärkte. Märkte reagieren gewöhnlich auf Überraschungen. Aufgrund der Unberechenbarkeit von Terroranschlägen, sind Gesellschaften, Opfer, und dessen Angehörige oft überrascht. Trotzdem haben Terroranschläge jedoch an Überraschungsmoment verloren, da Gesellschaften sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass sie zu einer traurigen Realität unseres Alltags geworden sind. In der Folge scheinen Märkte unempfindlich gegenüber Terroranschlägen geworden zu sein. Ab dem 11. September 2001 dominierte ein neues Schreckgespenst die westlichen Gesellschaften. Der erste Anschlag auf das World Trade Center 1993, Lockerbie 1988 und Anschläge der IRA und RAF waren ein Vorbeben. Die Dimension von 9/11 änderte jedoch alles. Das erste Mal töteten Terroristen tausende Menschen durch einen strategischen Schlag ins Herzen westlicher Regierungs- und Wirtschaftsinstitutionen. Diese Erfahrung war schockierend und in seiner Zerstörungskraft völlig unbekannt. 9/11 als Einschnitt an den Börsen Die Märkte reagierten entsprechend: Nach der Börsenöffnung am 17. September fiel der S&P 500 um 11,6 Prozent über fünf aufeinanderfolgende Handelstage. Dennoch fand die Talfahrt ein Ende. Bereits im Herbst erholte sich die Börse, obwohl der Bärenmarkt der Dotcom Blase (24. März 2000 bis Oktober 2002) anhielt. Am 11. Oktober stand der S&P 500 bereits auf seinem Niveau vor dem Anschlag. Zum Jahresende sogar 5,1 Prozent höher als zum Marktschluss am 10. September. Die Folgezeit machte deutlich, dass selbst nach derart verheerenden Anschlägen das Leben weitergeht. Amerikas Wirtschaft wurde nicht tiefer in die Rezession gezogen. Stattdessen erholten sich die Märkte schnell von ihren Verlusten. Die Gesellschaft bewies Widerstandsfähigkeit im Angesicht des Schreckens. Dieses Bild setzte sich auch dann fort, als der Terror Einzug in Europa erhielt. Am 11. März 2004 wurden 191 Unschuldige bei einem Anschlag auf die Nahverkehrszüge in Madrid getötet. Nur drei Tage vor der nationalen Wahl wurde die Ordnung in Madrid aus den Angeln gehoben. Europa erlebte den schlimmsten Anschlag seit Lockerbie. Die spanische Börse reagierte und gab am selben Tag um 2,18 Prozent nach. Beim Marktschluss am 15. März war ein Abschlag von 7,4 Prozent zum Niveau vor Kenneth Lawrence Fisher US-amerikanischer Finanzanalyst sowie Gründer und Geschäftsführer von Fisher Investments. von Ken Fisher


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