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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 31

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Trumps Vorschusslorbeeren sind weg Dollarverfall zeigt, was die Märkte von Trump halten Rainer Zitelmann 22 BÖRSE am Sonntag · 31/17 Gastbeitrag Historiker, Buchautor, Unternehmer und Immobilienexperte foto © Irina Klyuchnikova / Shutterstock.com Am 6. April 2016, sieben Monate vor den US-Wahlen, schrieb ich, dass ich bei einem Sieg von Trump einen schwächeren Dollar erwarte. Ich bekräftigte das am Tag vor der Wahl und schrieb, dass ich bei einem Sieg von Trump einen Verfall des Dollar erwarte. „Es würde mich nicht wundern, wenn der Euro dann sogar auf über 1,20 Dollar steigen würde.“ Als ich das am 7. November schrieb, stand der Euro bei knapp 1,10 Dollar, im Dezember sollte er bis unter 1,04 Dollar fallen. Was ich für Trumps Wahlsieg erwartete, war also ein massiver Verfall des Dollar. Doch es kam zunächst ganz anders. Der Dollar gab nur ganz kurz nach, stieg dann aber fast unaufhaltsam und erreichte seinen Höchststand am Tag der Wahl von Trump am 20. Dezember, als der Euro unter 1,04 Dollar rutschte. Die Euro-Dollar-Parität schien in greifbarer Nähe. Damals war die an den Märkten vorherrschende Stimmung: Trump ist vernünftig geworden. Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Trump wird der Wirtschaft gut tun. Er wird die Steuern massiv senken, in die Infrastruktur investieren, die Inflation antreiben und damit auch zu steigenden Zinsen führen. All das wäre für den Dollar gut. Und diese Erwartungen spiegelten sich in dem Dollaranstieg nach der Wahl wider. Unter der Überschrift „Die Dollar-Überraschung“, schrieb ich am 19.11., die Märkte rechneten offenbar mit massiven Infrastrukturinvestitionen und einem Anstieg der Inflation. Der Dollaranstieg sei aber auch ein Zeichen dafür, dass „die Marktteilnehmer auf einen ‚vernünftigen’ und berechenbaren Trump setzen. Sollte es indes anders kommen, könnte zu einem späteren Zeitpunkt das geschehen, was für die Zeit unmittelbar nach den US-Wahlen erwartet wurde, nämlich eine Abwertung des Dollar.“ So ist es jetzt in der Tat gekommen. Stimmung hat sich gedreht – Dollar zwölf Prozent gefallen Die Stimmung an den Märkten hat sich gedreht. Als ich diese Zeilen schreibe, ist Trump gut ein halbes Jahr im Amt und der


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