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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 31

UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE Icon @ Zoa-Arts - Fotolia.com Snap Stand: 4.8.2017 implementieren. Der direkte Vergleich der Nutzerzahlen zwischen Snapchat und Konkurrent Facebook macht klar, weshalb viele Firmen es vorziehen, Werbung auf Facebooks Foto-App Instagram zu schalten: Instagrams 700 Millionen Nutzern stehen vergleichsweise kläglichen 166 Millionen auf Snapchat gegenüber. Besonders ernüchternd ist, dass Snap im ersten Quartal nur dürftige acht Millionen neue Nutzer akquirieren konnte. Ein Lichtblick bleibt jedoch: Nachdem Snapchat schon lange darauf pochte, eine einzigartige Zielgruppe anzusprechen, erbrachte nun eine Analyse des Dienstleisters App Annie den Beweis. 35 Prozent der Snapchat Nutzer seien demnach nicht jeden Tag auf Facebook zu erreichen, 58 Prozent nicht auf dem Facebook-Messenger und sage und schreibe 93 Prozent nicht auf Facebooks beliebten Chat-Plattform Whatsapp. Die nächsten Wochen werden nun zeigen, ob Snapchat es vermag, die Trumpfkarte der vermeintlichen Sonderstellung ihrer 30 BÖRSE am Sonntag · 31/17 Zielgruppe werbetechnisch auszuspielen. Die Talfahrt des Wertpapiers setzte jedoch nicht erst mit dem Ablauf der Verkaufssperrfrist, sondern schon lange zuvor ein. Nachdem sich Snap Inc. in den ersten Monaten bei einem Wert von circa 20 Euro eingependelt zu haben schien, ging es nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen Anfang Mai und darauffolgenden arroganten Aussagen von Snapchat-Gründers Evan Spiegel vor Analysten, vor Allem in eine Richtung: steil bergab. Das ist im Hinblick auf die vorgelegte Quartalsbilanz auch nicht verwunderlich, schließlich verlor Snap Inc. allein im ersten Quartal 2017 2,2 Milliarden US-Dollar, nachdem die Firma bereits 2016 514,6 Millionen US-Dollar Miese machte. Es bleibt abzuwarten, ob die Bekanntmachung der Zahlen für das zweite Quartal, die für den 10. August angesetzt ist, diesen Trend fortsetzten wird. Sicher ist nur, dass Snap Inc. in den letzten Wochen vermehrt versuchte sich neben seiner Foto-App breiter aufzustellen, wie beispielsweise durch eine Kooperation mit der Formel 1 und der geschätzt 250 bis 350 Millionen Dollar teure Aufkauf der Geo Tracking Firma Zenley. Auch eine mögliche Übernahme des chinesischen Drohnen-Herstellers Zero Zero Robotics für einen Kaufpreis zwischen 150 und 200 Millionen Dollar ist im Gespräch. Doch nicht nur Snapchat liebäugelt mit dem Aufkauf kleinerer Firmen. Manche Anleger wetten darauf, dass Snapchat selber zum Übernahmekandidaten wird und der Aktienkurs sich deswegen erholen könnte. So berichtet das Magazin "Business Insider“, dass angeblich Google bereit gewesen sei, 30 Milliarden Dollar für Snapchat zu zahlen. „Business Insider“ beruft sich auf drei Informanten.  Die nächsten Wochen werden zeigen, ob CEO Murphy, als extrem unabhängiger Querdenker bekannt ist, diesen Schritt wagen wird oder, ob es letztendlich bei einem Gerücht bleibt. Alles in allem sieht es bei Snap Inc. derzeit also nicht gerade rosig aus. Lohnt sich der Kauf der Aktie dennoch? Analysten tendieren dazu, dies zu verneinen. Brian Nowak, von Morgan Stanley gab demnach in einem Brief an Kunden zu, dass sich die Bank mit ihrer ursprünglichen Einschätzung von einem Kursziel von 28 US-Dollar geirrt habe. Das neue Kursziel des Morgan-Stanley- Analysten sei nun nur noch 16 Dollar. Eine drastische Herabsetzung, aber eine vermutlich weitaus realistischere Bewertung. Das KGV des Wertpapieres stand zuletzt bei -4,66, die relative Performance in den letzten vier Wochen bei -27,48%. Als Fazit bleibt: Auch wenn die Snap-Aktie noch nicht ganz abgeschrieben werden sollte, ist von einem derzeitigen Kauf dennoch abzuraten. Rosalie Engels By Leandroapbatista - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia. org/w/index.php?curid=47977669 By TechCrunch, CC BY 2.0, https://commons. wikimedia.org/w/index.php?curid=39115487


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