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AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Lateinamerika: vier interessante Märkte für Lokalwährungsanleihen Auf der Suche nach Volkswirtschaften mit hohen Wachstumsraten landet man zunächst unweigerlich in Asien: Neben den Schwergewichten China und Indien, die bereits seit Jahren das weltweite Wachstumsranking dominieren, finden sich dort auch kleinere Schwellenländer wie Indonesien oder die Philippinen, deren Ökonomien deutlich dynamischer wachsen als diejenigen der Industrieländer. Im ersten Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende zählten auch viele lateinamerikanische Volkswirtschaften zu dem Kreis der globalen Wachstumstreiber. Sie profitierten dabei in erster Linie von einer jungen, wachsenden Bevölkerung, einer vergleichsweise geringen Staatsverschuldung und einem hohen Niveau bei den Preisen für Erdöl und Industriemetalle. In den letzten Jahren hat sich die Situation allerdings grundlegend gewandelt: Politische Instabilität, Misswirtschaft und vor allen Dingen der Preisverfall bei Erdöl, Industriemetallen und Agrarprodukten haben die ökonomische Entwicklung der Region gebremst: Beispielhaft hierfür stehen die Jahre 2015 und 2016, in denen die durchschnittliche Wirtschaftskraft Lateinamerikas nach Zahlen der Deutschen Bank sogar um 0,3 beziehungsweise 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist – während in vielen Regionen weltweit ein anziehendes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen war. BÖRSE am Sonntag · 35/17 Kolumne 26 Langsam scheint sich die konjunkturelle Lage in den Ländern von Mexiko im Norden bis zur Südspitze Chiles jedoch zu verbessern: Für das laufende Jahr rechnet die Deutsche Bank mit einem durchschnittlichen Wachstum in den lateinamerikanischen Staaten von 1,1 Prozent, 2018 könnten es 2,2 Prozent sein. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es innerhalb dieser Ländergruppe erhebliche regionale Unterschiede gibt – selbst dann, wenn man die prekäre Lage im wirtschaftlich schwer angeschlagenen Venezuela gar nicht in Betracht zieht. Mexiko: US-Handelsbeziehungen weiter intakt Mexiko beispielsweise könnte insbesondere davon profitieren, dass die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Handelsbeschränkungen bislang nicht umgesetzt worden sind. Zum Jahresanfang hatten entsprechende Befürchtungen sowie eine Erhöhung der Benzinpreise um rund 15 Prozent noch zu starken Preissteigerungen von über 6 Prozent geführt. Mittlerweile liegen die Inf lationserwartungen mit rund 3,5 Prozent wieder auf einem moderateren Niveau. Darüber hinaus rechnet die Deutsche Bank nach einem etwas schwächeren Jahr 2017 (1,6 Prozent) für 2018 aufgrund der anziehenden Weltkonjunktur mit einem Wachstumsschub (2,3 Prozent). Brasilien: langsamer Aufstieg Brasilien dagegen hat zwar weiterhin mit hohen politischen Unsicherheiten aufgrund von Korruptionsverfahren gegen die Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und Dilma Rousseff sowie den aktuellen Staatschef Michel Temer zu kämpfen. Trotzdem sinken die Inf lationsraten in der größten Volkswirtschaft der Region seit Januar 2016 stetig – mit über 10 Prozent allerdings von einem deutlich höheren Ausgangsniveau als in Mexiko. Zwar bleibt das erwartete Wirtschaftswachstum 2017 hinter dem von Mexiko zurück – nach Jahren der Rezession dürfte es in diesem Jahr mit 0,7 Prozent aber erstmals wieder im positiven Bereich liegen. Ulrich Stephan Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.


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