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AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Zinswende in Sicht: Bankanleihen als Alternative Die Europäische Zentralbank (EZB) hat es zuletzt angedeutet: Steigende Zinsen sind anscheinend nur noch eine Zeitfrage. Jörn Schiemann, Leiter Privatkunden und Anlageprodukte bei der IKB Deutsche Industriebank AG, erläutert, wie Anleger bereits jetzt schon diese Entwicklung antizipieren können. In den vergangenen Jahren haben die Maßnahmen der EZB die europäischen Kapitalmärkte massiv beeinflusst. Entsprechend deutlich reagierten sie auch, als EZB-Präsident Mario Draghi Ende Juni ein mögliches Ende der ultraexpansiven Geldpolitik signalisierte: Die Aktienmärkte gerieten erheblich unter Druck und der Euro konnte gegenüber anderen wichtigen Währungen deutlich aufwerten. Zudem stiegen die Renditen neu emittierter festverzinslicher Wertpapiere, wodurch bereits emittierte Anleihen teilweise nennenswerte Kursabschläge verzeichneten. Da schon die Andeutungen des Notenbankchefs starke Auswirkungen zeitigten: Welche Reaktionen auf Aktien- und Anleihemärkte wird dann erst die Ankündigung konkreter Maßnahmen zur geldpolitischen Straffung hervorrufen? Gerade für langlaufende Anleihen ist dies entscheidend, da festverzinsliche Wertpapiere mit langer Laufzeit besonders stark auf steigende Zinsen reagieren. Ein einfaches Beispiel: Der Kurs einer bei 100 % notierenden Anleihe mit einer Restlaufzeit von drei Jahren sinkt im Fall eines allgemeinen Renditeanstiegs um 0,5 Prozentpunkte auf etwa 98,5 %. Bei einem zehnjährigen Papier dürfte der Kursabschlag unter denselben Umständen sogar um die fünf Prozent ausmachen, wodurch der Anleihekurs auf rund 95 % fällt. BÖRSE am Sonntag · 35/17 Kolumne 28 Zudem sollten Anleger gerade bei langlaufenden Anleihen schon früher mit steigenden Renditen rechnen. Die Zinsen kurzlaufender Anlagen dürften hingegen noch bis nach Beendigung des Anleiheaufkaufprogramms der EZB auf dem aktuellen oder einem ähnlich niedrigen Niveau verharren. Dies ist darauf zurückzuführen, dass langfristige Renditen deutlich sensitiver auf Erwartungen als auf die reale Geldpolitik reagieren und sich durch Umschichtungen der Marktteilnehmer erhöhen oder reduzieren: Aufgrund der Erwartung steigender Zinsen nehmen die Marktteilnehmer Abstand von bereits emittierten lang laufenden Anleihen und bevorzugen stattdessen kurz laufende Anleihen. Diese Entwicklung könnte auch Europas Aktienmärkte negativ beeinflussen: Die oft als „alternativlos“ bezeichneten Dividendentitel wären dies dann eben nicht mehr. Sollten die Renditen klassischer, festverzinslicher Papiere steigen, könnte es sich gerade für konservative Anleger anbieten, das eine oder andere Dividendenpapier zugunsten von Anleihen aus dem Depot zu entfernen. Daher sollten Anleger ihr Depot bereits jetzt auf das gegenwärtige Übergangsszenario ausrichten. Hierzu eignen sich Anleihen mit kürzeren und mittleren Restlaufzeiten. Bei diesen ist auch angesichts einer möglichen Zinswende noch länger mit stabilen Kursen zu rechnen. Wer sich dabei nicht mit der Rendite von Bundesanleihen begnügen möchte, findet in Bankanleihen eine vergleichsweise attraktiv verzinste Alternative. Neben der Planbarkeit aufgrund regelmäßiger Zinszahlungen bieten sie Anlegern auch Flexibilität, denn sie können in der Regel jederzeit über die Börse verkauft oder direkt an den Emittenten zurückgegeben werden. Deshalb können Bankanleihen bei steigenden Zinsen und Renditen ein sinnvoller Portfoliobestandteil sein. Jörn Schiemann Leiter Privatkunden und Retailprodukte bei der IKB Deutsche Industriebank AG Deutschen Bank.


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