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UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE Musks simple Antwort kam über Twitter, wo er über zehn Millionen Follower hat. Und hatte Wirkung. Wortwechsel wie diese sollte man sich unbedingt näher anschauen. Als Anleger mit einem persönlichen Interesse an Tesla – mit rund 1,2 Prozent ist dieser Titel aktuell die größte Short-Position in unserer Absolute-Return-Strategie – waren wir überrascht, wie stark Musk anscheinend das Marktverhalten beeinflussen kann. Musks unkonventioneller Stil begeistert seine Anhänger und sorgt für Spott bei vielen seiner Mitbewerber und einigen Marktexperten, insbesondere bei den Leerverkäufern, die den (nahezu) ununterbrochenen Anstieg der Tesla-Aktie in diesem Jahr mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Beklemmung 31 BÖRSE am Sonntag · 35/17 beobachtet haben. Der kometenhafte Aufstieg der Aktie in diesem Jahr basierte auf der Euphorie rund um die bevorstehende Einführung des Tesla Model 3, Teslas preiswerterem Elektroauto. Unter Sell-Side-Analysten gehen die Meinungen über den Wert des Unternehmens auseinander. Diese Uneinigkeit beruht häufig auf ihrer Auffassung, ob Tesla ein Automobil- oder Technologieunternehmen ist. Erstere sehen tendenziell Risiken beim Geschäftsmodell. Letztere befassen sich tendenziell mit dem Thema Disruption. So oder so passt Tesla genau in die Kategorie einer „Glamour"- Aktie. Berichte über die Pläne des Unternehmens, die Automobilbranche und den heimischen Energiemarkt revolutionieren, irritiert seit einigen Jahren Anleger, die eher auf Fundamentaldaten schauen. Die Tatsache, dass das Unternehmen seit seinem Börsengang im Jahr 2010 nur zwei profitable Quartale hatte, hat die Stimmung kaum getrübt. Es gab auch wenig Bedenken, dass die Firma rasend schnell bares Geld verbrannt hat. Trotz zwei umfangreicher Kapitalaufnahmen - 2 Mrd. USD über eine Aktienemission im Mai 2016 und weitere 1,15 Mrd. USD über Aktien und Wandelanleihen im März dieses Jahres - gibt es Schätzungen, dass das Unternehmen nur so viel Kapital hat, um die nächsten drei Quartale zu überleben. Die unheimliche Macht des Storytellings Das Unternehmen fügt sich in ein Geflecht aus spannenden Geschichten ein. Mit einem Produktangebot, das Elektrofahrzeuge, Batterietechnologie und Solarenergie beinhaltet, ist das Unternehmen aus ökologischen Gesichtspunkten ein Hoffnungsschimmer. Seine ehrenhafte Aura überschattet möglicherweise andere Probleme des Unternehmens (wie seine mangelnde Profitabilität, den scheinbar unersättlichen Kapitalbedarf und Musks eigenen, angeblich umweltschädlichen Lebensstil). Tesla wird als Teil der Lösung gesehen. Tesla passt auch in den bildlichen Begriff der „Silicon-Valley-Disruption“, wo Analysten in Bezug auf andere Technologieriesen über die Aktie sprechen. Das Wachstumsmodell des Unternehmens und seine monopolistische Preisgestaltung in dem Versuch, Marktanteile zu gewinnen und zu erhalten, hat so manchen zu der Frage veranlasst, ob Tesla das Amazon im Automobilbereich ist (2). Andere haben behauptet, dass Elon Musk der nächste Steve Jobs sei (3). Diese Art von Assoziationen verdeutlicht eine Tendenz, die wir alle haben, nämlich Dinge zu verallgemeinern und nach Ähnlichkeiten Ausschau zu halten, an denen wir unser Verständnis verankern können. Daniel Kahnemann und Amos Tversky nannten das „Representativität“, die nach den Worten ihres Kollegen Thomas Gilovich Bezug nimmt auf „die reflexive Tendenz, James Clunie Head of Strategy Absolute Return und Fondsmanager des Jupiter Global Absolute Return SICAV


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