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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 40

UNTERNEHMEN TRADING FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE AKTIEN UND MÄRKTE Commerzbank: Bitte zuschlagen! Spannende Übernahmephantasien beflügeln den Kurs der Commerzbank-Aktie. Völlig offen ist dabei bislang, ob es passiert. Offen auch die Frage, ob der Bund seine Anteile verkauft. Immerhin, steigende Zahlen im Geschäft mit Privatkunden sowie die Aussicht auf eine Erhöhung des Leitzinses sorgen für ein merkliches Aufhübschen der Braut. Und dennoch zwickt es immer noch sehr im Schuh der Schönheit mit dem goldenen Band der Sympathie. 15,6 Prozent. So hoch ist der Anteil, den der Bund an Deutschlands zweitgrößter Bank aktuell hält. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise stieg der staatliche Bankenrettungsfonds SoFFin für 5,1 Milliarden Euro bei der Commerzbank ein. Und bis zur Bundestagswahl bestand von Seiten des Bundes wenig Interesse daran, das Engagement langfristig fortzuführen. „Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der Bund seine Beteiligung nicht für ewig halten wird und für den Steuerzahler ein gutes geschäftliches Ergebnis erzielen will“, lautete damals die Stellungnahme aus dem deutschen Finanzministerium. Doch nun, nach der Wahl gibt es einen neuen Bundesfinanzminister. Und der muss durchaus nicht durch die Union gestellt werden. Wer galt nicht alles als Übernahmekandidat! Unicredit, BNP Paribas – unter strategischen Interessenten vermutete man auch die UBS, deren neuer starker Mann, Martin Blessing, der bis vor BÖRSE am Sonntag · 40/17 Unternehmen des Monats 10 kurzem noch selber Vorstandsvorsitzender der Commerzbank gewesen ist. Offizielle Stellungnahmen von der Commerzbank gab es zu keinem Zeitpunkt, egal, wie hoch die Gerüchte brodelten. Denn der Verkauf des Staatspakets an der Commerzbank ist ein politisch sensibler Vorgang. Viel hängt davon ab, wer ab kommendem Jahr deutscher Finanzminister sein wird. Ein Mann der FDP, Christian Lindner zum Beispiel, dürfte einer Reprivatisierung offen gegenüberstehen. Allerdings würde auf dem aktuellen Kursniveau das Paket lediglich 2,2 Milliarden Euro einbringen. Damit der Bund zumindest das Geld zurückerhält, das der Rettungsfonds bereitgestellt hat, müsste der Kurs aber die Marke von 26 Euro übersteigen. Auch wenn ein Käufer bereit sein dürfte, einen Paketaufschlag zu zahlen, sind 26 Euro „sehr sportlich“, wie es ein Händler in Frankfurt ausdrückt. Andererseits könnte der Kurs bei positiven Privatisierungssignalen auch rasch weiter steigen.


BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 40
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