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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 40

sektorale Verschiebung von der Landwirtschaft zu Produktion und tertiärem Sektor, gepaart mit steigenden Lebensstandards, macht urbane Regionen zu Anziehungspunkten. In den Industriestaaten ist dieser Zyklus aber schon weitestgehend abgeschlossen und das Leben in der Stadt oder auf dem Land ist zunehmend eine Frage der persönlichen Entscheidung. In Schwellenländern hingegen dürfte die Stadtbevölkerung bis 2050 auf 78 Prozent anwachsen und mit den Industriestaaten gleichziehen oder sie sogar übertreffen. Die Implikationen des städtischen Bevölkerungsanstiegs eröffnen eine ganze Reihe von Investitionsmöglichkeiten: Es wird mehr Wohnraum benötigt und der Anteil der Schwellenländer an den globalen Infrastrukturausgaben wird voraussichtlich bis 2025 auf zwei Drittel wachsen. Da sich die Anzahl der Privatfahrzeuge in Asien jedes Jahr verdoppelt, werden in asiatischen Mega-Cities Millionen in den Schienennahverkehr investiert, um Staus einzudämmen, den Verkehr ohne Hindernisse zu gestalten und gleichzeitig den starken Anstieg der CO2-Emissionen zu begrenzen. Außerdem ist durch die Verdichtung in den Städten eine erhöhte Nachfrage nach Sicherheit und Schutz zu erwarten. Weitere Bereiche mit großem Potential sind beispielsweise in der Lebensmittelverarbeitung, der Kommunikationsinfrastruktur oder im E-Commerce zu finden. Alterung ist ein globales Phänomen Bevölkerungswachstum und vor allem Urbanisierung schlagen sich verstärkt in der Sphäre der Schwellenländer nieder. Auch die gesellschaftliche Alterung ist ein weltweiter Trend, hier haben jedoch die Industrienationen noch etwas die Nase vorn. Höhere Lebenserwartungen und abnehmende Geburtenraten führen dazu, dass in 10 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr 60-Jährige als 25-Jährige in den stärker betroffenen Staaten leben. Die Politik hat wenig bis kein Interesse, dem Trend aktiv entgegenzuwirken, da sich das Problem nicht innerhalb einer Legislaturperiode lösen lässt. Eher das Gegenteil ist zu erwarten: der Einfluss älterer Menschen wird sowohl in der Politik als auch hinsichtlich der Kaufkraft steigen – wodurch bestimmte Sektoren für Geldanlagen interessant werden. Beispielsweise bedeutet eine alternde Gesellschaft per se auch eine geringere Zahl an Arbeitskräften. Um weiterhin auf dem heutigen Niveau produzieren zu können, bedarf es der Automatisierung. Die Robotik ist auf diese Herausforderung die passende Antwort – menschliches intellektuelles Kapital wird immer mehr von mechanischer physischer Kapazität unterstützt. Darüber hinaus gewinnen medizinische Produkte und Behandlungsmöglichkeiten an Bedeutung. Da die Anzahl neu erkrankter Krebspatienten schneller wächst als die Bevölkerung und das BIP, dürfte sich dies in den Umsätzen der in der Onkologie tätigen Unternehmen widerspiegeln. Die Kombination aus Alterung und steigendem Wohlstand führt außerdem zu einem höheren Bedürfnis nach Altersvorsorge, von welchem Lebensversicherer und Vermögensverwalter profitieren. Im Übrigen ist es nicht notwendig, sich auf einen der drei globalen Trends festzulegen. Wer seine Investition von allen dreien gestützt wissen will, sollte sich mit dem Gesundheitswesen der Schwellenländer anfreunden: Sowohl Bevölkerungswachstum per se und die zunehmende Verdichtung im urbanen Raum, als auch das Älterwerden der Weltbevölkerung erfordert in Zukunft erheblich mehr Investitionen in die öffentlichen Gesundheitssysteme. 25 BÖRSE am Sonntag · 40/17 Foto: © wavebreakmedia - SHUTTERSTOCK.com TRADING FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE AKTIEN UNF MÄRKTE UNTERNEHMEN


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