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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe_44

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Die Elektroniker sind nicht zu bremsen Natürlich sieht man es auch an den Aktienkursen – gerade hat Apple wieder einmal Quartalszahlen vorgelegt, die jeden Skeptiker widerlegen. Die schöne neue Welt der Elektronik hat offenbar so viele Fans, dass es uns angst und bange werden darf – nicht um die Konzerne, sondern um unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Was wurde nicht schon alles über den Elektronik-Konzern aus Kalifornien gemutmaßt, in den letzten Jahren fast durchweg negativ, und immer so etwa zur Mitte eines Quartals oder direkt vor Einführung eines neuen Produkts. Das ja gar nichts Neues sei, und viel zu teuer, und überhaupt. Das jüngste iPhone mit der Typenbezeichnung X geriet vor seinem Erscheinen ganz besonders schlimm unter die Räder, denn der Preis von deutlich über 1.000 Dollar sickerte rechtzeitig durch, um die Kassandras zu wecken und ihre Expertise herauszukitzeln: Welcher Verrückte bezahlt so viel Geld für ein Mobiltelefon? Vergessen wird bei den Zahlenfetischisten das Allzumenschliche: Es gibt vielerlei irrationale Gründe, so ein Ding haben zu wollen, und solche Gründe kann man weder vorhersehen noch analysieren, legitim sind sie gleichwohl. Wer es gern rationaler hätte: Für viele ersetzt das iPhone, und noch mehr das iPad Pro, inzwischen jeden stationären oder tragbaren Computer, denn was die Geräte können – von der Filmbearbeitung bis zu mannigfaltiger Kommunikation – geht oft über die Leistung großer Computer hinaus, jedenfalls, sofern sie von 2014 oder der Zeit davor stammen. Dazu muss man sich aber in die Materie einarbeiten, auch sinnlich: Dann kommt man zu der Erkenntnis, dass ein simpler Leistungsvergleich mit Huawei und Samsung die Sache nicht hinreichend beleuchtet. Der Apple-Kurs jedenfalls erklimmt Rekorde, und konsequenterweise müssten die Auguren die Apple-Aktionäre in die BÖRSE am Sonntag · 44/17 Schliekers Börsenwoche 04 gleiche Verrückheitskategorie einsortieren wie die Apple-Kunden. Beide aber erwarten und erhalten bislang Mehrwert, und das wäre das. Ähnlich geht es mit Amazon oder auch mit Tesla. Letztere berichteten stolz über Megaverluste, was den Kurs nur vorübergehend eine Schrecksekunde kostete. Zu sehr spielt Hoffnung mit, zu sehr das von geradezu an Heilserwartungen grenzenden Hoffnungen gespeiste Image. Doch wenn man sich die (wenigen) aktuellen und (sehr wenigen) angekündigten Produkte ansieht, könnten hier auch leicht Zweifel aufkommen. Elon Musk, das mobile Gegenstück zum legendären Steve Jobs von Apple, schiebt die Euphoriewelle im Alleingang. Das, was von Tesla bereits fährt, ist allen anderen E-Fahrzeugen überlegen und vom ganzen Konzept her mit eigenen Stromsäulen bis hin zu Netzanbindung eine neue Klasse für sich. Vom Design gar nicht zu reden – bei der deutschen Konkurrenz scheint man der Auffassung zu sein, dass E-Mobile durchaus so hässlich


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