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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 05

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Nur gemeinsam sind wir nachhaltig „Creating a Shared Future in a Fractured World” – so lautete das Motto des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos. Der Finanzsektor kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die von den Vereinten Nationen (UN) formulierten nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. Dafür müssen die Finanzinstitute jedoch an einem Strang ziehen. Fünf bis sieben Billionen Euro müsste die Welt jährlich investieren, um die Entwicklungsziele der UN zu erreichen. Davon ist sie jedoch noch weit entfernt. Nachhaltige Investmentoptionen finden zwar immer mehr Anklang, dennoch stehen dem erklärten Ziel noch einige Hindernisse im Weg. Das beginnt bereits damit, dass viele Akteure die Natur von Investments im nachhaltigen Bereich mit philanthropischen Aktivitäten gleichsetzen und Einbußen bei der Rendite erwarten. Nachhaltiges Investieren reicht vom Ausschluss bestimmter Firmen oder Sektoren bis hin zur gezielten Erzeugung von sozialem und ökologischem Mehrwert – dem sogenannten Impact Investing. Dabei zielt die Anlagestrategie gleichzeitig auf die Rendite. Wer nachhaltig investiert, hat im Vergleich zu herkömmlichen Kapitalanlagen nicht unbedingt eine niedrigere Gewinnerwartung. Finanzdienstleister sollten dafür sorgen, dass Gutes tun und Rendite sich in der Wahrnehmung der Anleger nicht gegenseitig ausschließen. Ein Anfang wäre schon mit einer allgemeingültigen Klassifizierung von nachhaltigen Investmentmöglichkeiten gemacht. Produkte mit einer Gewinnerwartung unterhalb der BÖRSE am Sonntag · 05/18 Kolumne 24 aktuellen Marktquote sollten auch klar als gemeinnützig ausgewiesen werden. Ist die fehlgeleitete Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und Gewinnverlust erstmal aus den Köpfen verbannt, wird die Bereitschaft, nachhaltig zu investieren, mit Sicherheit steigen. In weiteren Schritten müssten einzelne Nachhaltigkeitskategorien sowie Anlageklassen vereinheitlicht werden. Eine Definition von Impact Investing sollte beispielsweise enthalten, dass bei jedem Investment sowohl der Investor als auch der Emittent bestrebt ist, nachweisbar gleichzeitig nachhaltige Ergebnisse und finanziellen Mehrwert zu erzielen. Mit einheitlichen Definitionen ist es natürlich nicht getan. Die Umsetzung in die Praxis – bleiben wir doch beim Fall Impact Investing – ist durchaus eine heikle Angelegenheit. Eine komplett nachhaltige Allokation erfordert auch nachhaltige Investmentmöglichkeiten über alle Anlageklassen hinweg. Doch momentan fehlt hier häufig noch das nötige Instrumentarium. Besonders in Aktienmärkten ist es oft schwierig, die Absichten von Emittenten einzuschätzen, geschweige denn Erfolge im Nachhaltigkeitsbereich messbar zu machen. Noch gibt es zu wenige Aktienfonds, die sich auf Anteile von kleinen und mittleren Unternehmen fokussieren und gemeinsam mit dem jeweiligen Management an Profitabilität, Nachhaltigkeit und messbaren Kriterien arbeiten. Um das zu ändern, bedarf es der Zusammenarbeit der Finanzdienstleister. Nur gemeinsam können sie derzeitige Limitierungen bei nachhaltigen Finanzinstrumenten überwinden. So wäre es denkbar, dass sich mehrere Finanzunternehmen zusammenschließen und die Entwicklung von neuen Instrumenten nach Anlageklassen aufteilen. Wichtig ist außerdem die Kooperation mit Entwicklungsbanken. Diese haben die Expertise, Probleme zu identifizieren und die Maximilian Kunkel Chef-Anlagestratege der UBS Deutschland


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