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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 05

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Das 1995 gegründete Hightech-Unternehmen aus dem Reich der Mitte wurde schon oft als das „Tesla Chinas“ bezeichnet. Und tatsächlich ist BYD derzeit wohl Elon Musks größter Konkurrent. Ähnlich wie die Kalifornier bauen auch die Chinesen an einer eigenen Batterie-Gigafabrik. Schon jetzt gehört der Konzern zu den größten Herstellern von wieder aufladbaren Akkumulatoren weltweit, darf nicht zuletzt bei Lithium-Ionen-Batterien auf einen hohen Marktanteil verweisen. BYD präsentiert sich zudem als breit aufgestellter Tech-Konzern. So zählt man nicht nur zu den größten chinesischen Automobilproduzenten und nimmt eine global führende Position bei der Herstellung von E-Autos und E-Bussen ein – in den letzten fünf Jahren wuchs die Marke BYD Auto jeweils um mehr als 100 Prozent – man gehört unter anderem auch zu den weltgrößten Herstellern von Bauteilen und Modulen für Mobiltelefone. Auch im Bereich der Erneuerbaren Energie sowie in der IT-Branche ist man aktiv. Den Aktienkurs trieben zuletzt aber offensichtlich die Erwartungen an die E-Mobilitätssparte des Konzerns um mehr als 70 Prozent auf knapp neun Euro in die Höhe. Nach einer kurzen Konsolidierungsphase ist das Papier nun mit 7,74 Euro etwas weniger wert, könnte Anlegern somit aber auch eine attraktive Einstiegschance bieten. Überhaupt ist die BYD-Aktie im globalen Vergleich beinahe ein „Pennystock“ unter den Autoaktien. Im Gegensatz zu Tesla befindet sich BYD aber bereits in der Gewinnzone. 2016 konnte man 100.000 elektrifizierte Fahrzeuge an BÖRSE am Sonntag · 05/18 Markt und Technik 30 seine Kunden ausliefern. 2017 dürfte die Zahl ähnlich gut ausfallen. Innovativer Vorreiter ist man in Sachen E-Bus. Allein in der chinesischen Großstadt Shenzen, in der BYD seinen Hauptsitz hat, fahren inzwischen 16.000 solcher Busse die Straßen entlang. 80 Prozent davon stammen von BYD. Expandieren will man nun vor allem auch in den USA, in Kalifornien besitzt man bereits ein eigenes Werk. Die japanische Investmentbank Nomura listet BYD als eine ihrer Top-Empfehlungen. Durch die Einführung neuer Elektrofahrzeuge sei mit einer weiteren Geschäftsbelebung zu rechnen, so Analyst Joseph Wung. Diese könne wiederum zu einem Volumenwachstum von 50 Prozent führen, was 2018 160.000 Fahrzeugen entspräche. Neben der E-Auto-Sparte sieht er die Chinesen auch im Monorail- Geschäft und nicht zuletzt auf dem Markt für Batterien gut aufgestellt. Er rechne für BYD ab 2020 mit einem Marktanteil von 20 Prozent an der chinesischen Batterieindustrie, so der Experte. Der große Vorteil von BYD besteht im Vergleich zur Konkurrenz in der chinesischen Marktabschottung. Und in einer ab 2019 für alle Automobilhersteller in China geltenden E-Auto-Mindestquote in Höhe von zehn Prozent. So kann BYD mit wohl relativ sicheren Heimatmarkt-Absätzen im Rücken weltweit expandieren und investieren. Hier könnte dem Konzern ein weiterer Wettbewerbsvorteil zu Gute kommen: Nämlich die Tatsache, dass man durch die eigenständige Batteriefertigung einerseits selbst wenig abhängig von Zulieferern ist und andererseits selbst zum beliebten Zulieferer für die automobile Konkurrenz werden kann. Schließlich dürfte BYD durch die Produktion in China deutliche Kostenvorteile gegenüber Elon Musks Gigafactory-Projekt in Kalifornien haben. Dennoch ist die BYD-Aktie derzeit noch nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Die hohe Volatilität und der spekulative Charakter des Papiers dürften wohl eher risikofreudige Investoren ansprechen. BYD Foto: © bydeurope.com BYD Stand: 02.02.2018


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