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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 05

Uber oder auch Didi Chuxing aus China. Mit der Fusion verbundene Kosteneinsparungen sollen Car2go und DriveNow endlich profitabel machen. Glaubt man Experten, haben beide bisher nämlich kaum Gewinn gemacht, dürften inzwischen allerdings dennoch zirka eine Milliarde Euro wert sein. Was das Kundenwachstum anbelangt, sind die beiden Auto- Dienstleister umso flotter unterwegs. Car2go konnte 2017 die Anzahl registrierter Kunden auf knapp drei Millionen steigern – ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. DriveNow steht dem in nur wenig nach. Mit einer Million Kunden konnte man 2017 25 Prozent mehr Menschen vom Carsharing begeistern, als im Jahr zuvor. Insgesamt rollen für den Dienst von BMW 6.000 Fahrzeuge auf Europas Straßen entlang, für Car2go sind es mit 14.000 sogar nochmals deutlich mehr. Das Herzstück ist für beide Firmen bislang klar der deutsche Markt, allerdings experimentierte BMW auch schon in San Francisco und Daimler hat sowohl in Amsterdam als auch in Madrid eine Elektro-Smart-Flotte im Einsatz. Damit ist das Carsharing für die Stuttgarter auch ein gern genutzter Spielplatz für E-Auto-Experimente. Genauso übrigens auch für BMW: „Die Erfahrungen unserer Mobilitätsleistungen sind für uns auch mit Blick auf künftige autonome, elektrifizierte und vernetzte Flotten relevant“, erklärte Digitalvorstand Schwarzenbauer. Umsatz- sowie Gewinnzahlen gaben beide Firmen bislang nicht bekannt. „Die Auslastung steigt. Irgendwann explodieren die Kundenzahlen“, kam es allerdings kürzlich von einem Daimler-Manager. Damit die Kundenzahlen nicht bei der Konkurrenz explodieren, scheint der Fusions-Gedanke für keinen der zukünftigen Partner schlecht. Denn nur wer weiter Marktanteile gewinnt und die Kosten für Kunden vergleichsweise niedrig halten kann, scheint auf Dauer auf dem hart umkämpften Markt bestehen zu können. Vor allem gegen einen solch aggressiven Markt- Eroberer wie Uber. Besonders spannend aber dürfte die Frage sein, ob die Carsharing- Fusion von Daimler und BMW und damit die zweier eigentlich großer Konkurrenten eine Ausnahme bleibt, oder ob sie vielleicht der Beginn einer Zusammenarbeit ist, die sich in Zukunft noch auf weitere Sektoren ausbreitet. Sowohl Daimler und BMW als auch die gesamte Automobilbranche werden sich langfristig von reinen Automobilproduzenten immer mehr zu digitalen und modernen Mobilitätsdienstleistern entwickeln müssen. Nicht auszuschließen, dass vor allem Stuttgart und München in Bezug auf dieses breite Feld zukünftig gemeinsame Sache machen. Für Börsianer interessant wird das vor allem dann, wenn daraus ein neues und wertvolles Gemeinschaftsunternehmen entstünde. Beispielsweise nach Siemens-Alstom-Vorbild, nur eben auf deutscher Ebene. Zugegeben, noch ist das hochspekulative Zukunftsmusik. Doch dass zwei Schwergewichte wie Daimler und BMW gemeinsam den Carsharing-Markt der Zukunft aufmischen wollen, darf zumindest einmal hellhörig machen. OG 37 BÖRSE am Sonntag · 05/18 Foto: © DriveNow UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE


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