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BÖRSE am Sonntag { Ausgabe 09

UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE Die Vorgabe aus Brüssel war klar und unmissverständlich. Entweder, die HSH Nordbank findet bis zum 28. Februar einen Käufer und wird privatisiert oder sie wird abgewickelt. Weitere staatliche Unterstützungen jedenfalls erklärte die EUKommission de facto für ausgeschlossen. Zu viel Steuergeld für Rettung und Sanierung war schon in das Landesbank-Bündnis von Hamburg und Schleswig-Holstein geflossen oder zumindest in Form von Garantien hinterlegt worden. Selten sind Vorgaben aus Brüssel so klar, so strikt, so hart. Offensichtlich war aber auch genau ein solches Vorgehen mehr als notwendig. Im Rahmen des überraschend starken und nun schon mehrere Jahre andauernden Wirtschaftsbooms können vierzehn deutsche Bundesländer schwarze Zahlen vorweisen und Schulden abbauen, nur zwei – Schleswig-Holstein und Hamburg – verschulden sich weiter. Zu einem großen Teil ist dies auf die Krise der HSH Nordbank zurückzuführen. 14 Elbphilharmonien hätte man mit ihren Schulden, die der Steuerzahler nun ausgleichen muss, bauen können! Diesen einprägsamen Vergleich für den Schlamassel fand BÖRSE am Sonntag · 09/18 Unternehmen des Monats 31 das Manager-Magazin. Wo kommt das Milliardenloch her? Die Sache mit der HSH Nordbank ist eine Altlast der weltweiten Finanzkrise 2008. Ohne staatliche Hilfen hätte die Bank damals nicht überlebt. Damit erging es ihr wie vielen deutschen Landesbanken, was nicht zuletzt bei dem ein oder anderen die Frage aufwarf, warum es diese Art öfentlicher Banken heutzutage überhaupt noch gibt – und wofür man sie noch braucht. Für marode Schiffskredite ganz bestimmt nicht, doch genau die sind es, die die HSH Nordbank im zweistelligen Milliardenbereich angesammelt hat. Und die das Institut in den Jahren nach der Krise daran hinderten, wieder auf die Beine zu kommen. 2016 übernahmen Hamburg und Schleswig-Holstein ein ganzes Schiffkreditportfolio und manövrierten es in eine staatliche „Bad Bank“. Ihr Wert? Wohl an die 14 Milliarden Euro. Wer zahlt? Wir alle! Nun, nach langem Hin und Her, ist die Deadline abgelaufen und ein Käufer tatsächlich gefunden. Besser gesagt mehrere: Während 5,1 Prozent der Bank bereits im Vorhinein mehreren kleineren Fonds gehörten und mit übernommen werden, gehen nun die restlichen 40,3 Prozent an Cerberus, 33,2 Prozent an Flowers, 11,8 Prozent an Golden Tree, 7,1 Prozent an Centaurus-Capital und 2,7 Prozent an die österreichische Bawag-Bank, die wiederum erst vor kurzem von Cerberus erfolgreich restrukturiert und recht erfolgreich zurück an die Börse gebracht wurde. Das könnte nun auch Cerberus‘ Plan für die HSH Nordbank sein. Schließlich bekommen sie für einen Spottpreis eine Bank, die der deutsche Bürger vorher mit deutlich mehr Geld noch möglichst gründlich aufräumen darf. Das alles klingt nach einem recht vielversprechenden Restrukturierungsfundament. Und gerade Cerberus-CEO Stephen Feinberg ist bekannt dafür, dass er sich Unternehmen einerseits sehr genau ansieht, bevor er einsteigt und andererseits sehr gut weiß, wie er mit seinem Anteil was erreichen möchte. Zudem gelten er und seine Investmentgesellschaft als knallharte Sanierer, wie übrigens auch Flowers. Und diese beiden halten schließlich mit insgesamt 73,5 Prozent den Großteil an der Bank aus Deutschlands Norden, die nun auch bald unter neuem Namen firmieren muss. Der ist bislang noch genauso unklar, wie die Zukunft von rund 2.000 Mitarbeitern und das zukünftige Geschäftsmodell der Bank. Doch


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