AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Italien:
hohe Ungewissheit an
den Märkten
Wie geht es in Italien weiter? Das starke Abschneiden der Fünf-Sterne-Bewegung und
der rechten Parteien des Mitte-Rechts-Bündnisses hat viele Anleger kalt erwischt.
Die Regierungsbildung dürfte lange dauern, was hohe Ungewissheit an den Märkten bedeutet.
Die BÖRSE am Sonntag sprach mit Andrea Basili, Senior Economist, Dego Franzin,
dem Head of Equities und Matteo Germano, dem Head of Multi-Asset beim Vermögensverwalter
BÖRSE am Sonntag: Was sind Ihre
wichtigsten Erkenntnisse aus der
Wahl in Italien?
Andrea Brasili: Das Wahlergebnis war vom
Markt nicht eingepreist. Vor diesem Szenario
hatten die Märkte wohl am meisten
Angst, da einige Positionen der Siegerparteien
in Bezug auf die von der vergangenen
Regierung durchgeführten Reformen und
ihre kritische Haltung gegenüber Europa
sehr umstritten sind. Mit diesem Ergebnis
kann die Regierungsbildung lange dauern,
was hohe Ungewissheit an den Märkten bedeutet.
In der Tat ist eine wie auch immer
geartete große Koalition, die vor der Wahl
als Hypothese bestand, von nun an weniger
wahrscheinlich.
BÖRSE am Sonntag: Wie beurteilen
Sie die italienische Wirtschaft,
auch im Hinblick auf das Wahlergebnis?
BÖRSE am Sonntag · 14/18
Interview
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Brasili: Die italienische Wirtschaft weist
derzeit drei wesentliche Anzeichen einer
Erholung auf. Erstens hat das Land ein
Stück seiner externen Wettbewerbsfähigkeit
wiedererlangt, was sich an der guten
Entwicklung der Exporte ablesen lässt. Zweitens haben italienische
Unternehmen wieder begonnen, in Maschinen und Ausrüstung zu
investieren. Diese Investitionen wachsen jetzt im Einklang mit dem
Durchschnitt der Eurozone. Drittens haben die Unternehmen begonnen,
deutlich mehr als in der Vergangenheit die Kapitalmärkte
zu nutzen, was ein klarer Wandel ist: Eine komplexere Schuldenstruktur
zwingt sie dazu, sich für neue Strukturen zu öffnen und
stärker wachstumsorientiert zu agieren.
BÖRSE am Sonntag: Deuten diese drei Faktoren darauf
hin, dass das Wachstumspotenzial höher ist als
das von der EU-Kommission ermittelte?
Brasili: Die Kommission geht von lediglich knapp über null Prozent
aus. Die italienische Wirtschaft könnte aber anhaltend im Bereich
von einem bis 1,5 Prozent bei einer Inflationsrate im Bereich
von 1,5 bis zwei Prozent wachsen. Wenn dies eintritt, wird die Verschuldung
zwangsläufig zurückgehen und italienische Vermögenswerte
werden von einer niedrigeren Risikoprämie profitieren.
BÖRSE am Sonntag: Wie wird sich dieses Wahlergebnis
Ihrer Erwartung nach auf europäische Aktien
auswirken?
Diego Franzin: Kurzfristig erwarten wir eine gewisse Volatilität
an den Märkten, nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa, zumindest
bis die neue Regierung steht und sie ihr Wirtschafts- und
Fiskalprogramm angekündigt hat. Es ist schwierig, den Umfang
der Korrektur vorherzusagen. Der italienische Markt ist jedoch
Amundi.