der günstigste im Euroraum. Im Vergleich
zu den Zeiten der jüngsten Krisen, also der
Eurokrise im Juli 2012 und Referendum im
Dezember 2016, sind die Bewertungsunterschiede
BÖRSE am Sonntag · 14/18
Interview
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jedoch geringer.
BÖRSE am Sonntag: Gibt es einen
großen Unterschied zu den Zeiten
der jüngsten politischen Krisen?
Franzin: Heute ist die wirtschaftliche Erholung
in Europa und weltweit wesentlich
widerstandsfähiger als in der Vergangenheit
und die Bilanzen der Unternehmen sind
nach vielen Jahren der Restrukturierung
deutlich stärker. Es gab bereits einige Fälle
in Europa, in denen die schwache politische
Situation der wirtschaftlichen Erholung
nicht allzu sehr geschadet hat. Der langfristige
Treiber wird in jedem Fall die Ertragskraft
der Unternehmen sein.
BÖRSE am Sonntag: Was ist Ihre
Einschätzung für den italienischen
Small- und Mid-Cap-Markt?
Franzin: Wir sind weiterhin auf mittlere
Sicht konstruktiv. Sollte der Markt zu stark
reagieren, könnte dies für Investoren eine
Chance sein. Unsere positive Einschätzung beruht auf den günstigen
institutionellen Rahmenbedingungen, aber auch auf den starken
Fundamentaldaten. Wir gehen davon aus, dass sich der positive
Trend fortsetzen wird.
BÖRSE am Sonntag: Wie sehen Sie das Wahlergebnis
aus Cross-Asset-Perspektive?
Matteo Germano: Wir gehen nicht davon aus, dass das Wahlergebnis
zu einer starken und anhaltenden Risk-Off-Phase führen wird,
sondern eher zu einer vorübergehenden Schwäche risikotragender
Anlagen. Diese hinge auch von der Entwicklung der Zentralbankpolitik
und der Reife des Finanzzyklus ab. Kurzfristig erwarten wir
eine Ausweitung der Spreads von BTPs auf 170 bis 190 bp, da vor
den Wahlen ein günstigeres Ergebnis eingepreist war. Am Aktienmarkt
erwarten wir eine Zunahme der Volatilität, die nicht nur Finanzwerte,
sondern den FTSE MIB Index insgesamt betrifft.
BÖRSE am Sonntag: Und mittelfristig?
Germano: Was mittelfristig geschehen wird, wird davon abhängen,
welche Richtung die neue Regierung, so sie denn zustande kommt,
einschlagen wird. Abgesehen vom Wahlergebnis erwarten wir, dass
an den Märkten mit zunehmender Reife des Konjunkturzyklus in
den entwickelten Ländern eine insgesamt höhere Volatilität herrschen
wird. Auch wenn wir bei den Risiko-Anlageklassen, insbesondere
bei Aktien, noch moderat konstruktiv sind, meinen wir, dass
strukturelle Absicherungen nach wie vor von entscheidender Bedeutung
sind, um eine etwaige Zunahme der Volatilität auszugleichen.
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