AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Im reifen
Bullenmarkt zählt
„Emotionsmanagement“!
Kennen Sie die alte Geschichte von der Kuh, der zu langweilig ist und die sich deshalb aufs
Eis verirrt? Ein ganze Anzahl von Katastrophenpropheten vertritt die Meinung, so mancher
Anleger sei wie eine Kuh, die sich so sehr an den laufenden Bullenmarkt gewöhnt hat, dass
sie die Gefahren eines fragilen Untergrunds nicht mehr erkennt.
Es ist geradezu tragisch. Die sprichwörtliche
Anleger-Kuh stapft so lange achtlos
umher, bis sie auf dem Glatteis ins Rutschen
gerät und schließlich einbricht. Ein
wunderbares Bild für die Situation an den
Märkten. Gab es nicht schon den zweiten
herben Dämpfer in diesem Jahr? Der Bullenmarkt
sei unweigerlich dem Untergang
geweiht. Jetzt gilt nur noch, rasch zu handeln,
bevor sich Verluste aufsummieren!
Stimmt das? Wir sagen: Nein. Wie so
häufig hilft es jetzt, kühlen Kopf zu. Das
gilt umso mehr in Zeiten, in denen Handelskriege
und Drohgebärden, schwelende
geopolitische Krisenherde oder konkrete
Marktentwicklungen wie steigende Zinsen
und Inflation für emotionale Ausschläge
sorgen. Emotionsmanagement ist jetzt
gefragt.
Der Gemütswandel der Kurse im
März, bei dem der DAX unter die
BÖRSE am Sonntag · 14/18
Gastbeitrag
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12.000-Punkte-Marke rutschte – dem tiefsten Stand seit August
2017 – sorgt verständlicherweise für Unruhe. Aber die jüngste
Entwicklung weist die typische Anatomie einer vorübergehenden
Korrektur auf – und ist damit keinesfalls Anlass dafür, die eigene
Portfoliostruktur grundsätzlich umzukrempeln, um jetzt endlich
„die Kuh vom Eis zu bekommen“. Unserer Meinung nach gilt vielmehr,
ganz im Sinne Sinatras: „The best is yet to come.“
Steigende Nervosität aufgrund wachsender Unsicherheit und in
der Folge höhere Volatilität werden jetzt häufiger zu beobachten
sein. Bekanntlich ist das letzte zeitliche Drittel eines Bullenmarktes
von erhöhter Dynamik geprägt. Im reifen Bullenmarkt warten
aber die dicksten Gewinne typischerweise am Ende, bei den eher
trägen Schwergewichten, und diese sind ebenfalls typischerweise
eher weniger stark von vereinzelten Einbrüchen betroffen. Abwarten
ist also derzeit nach unserer Ansicht die bessere Alternative.
Diese Meinung fußt auf Erfahrungen der Vergangenheit. In den
90er Jahren trieben Dotcom-Euphorie und Börsenboom im Rahmen
der „Goldilocks Economy“ die Kurse aufwärts, während
durch die Asien-Krise 1997 und den Kollaps des LTCM-Fonds
1998 die Kurse empfindliche Verluste hinnehmen mussten – diese
Einschläge waren deutlich heftiger als die Korrekturen heute.
Torsten Reidel
Geschäftsführer von
Grüner Fisher Investments