AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Dürre erfasst und die lokale Regierung schaffte es trotz langen
Bemühungen nicht, den Wasserverbrauch zu regulieren. Sollte
es tatsächlich zu dieser drastischen Beschränkung von 25 Litern
täglich kommen, ist das gesellschaftliche Chaos vorprogrammiert.
Aber auch wirtschaftlich ist mit verheerenden Folgen zu rechnen
– zumal die zweitgrößte Stadt Südafrikas für 9,9 Prozent des gesamten
BÖRSE am Sonntag · 14/18
Kolumne
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Bruttoinlandprodukts verantwortlich ist.
Kapstadt ist allerdings kein Einzelfall. In Bolivien werden zwei
wichtige Staudämme, welche die Hauptstadt La Paz mit Wasser
versorgen, mit nur fünf bzw. einem Prozent ihrer Kapazität betrieben.
Zudem verlor das Land laut den Vereinten Nationen in nur
zwei Jahrzehnten mindestens 40 Prozent seiner Gletscher. Solche
Vorkommnisse werden sich aller Voraussicht nach häufen. In einer
Studie prognostiziert das Massachusetts Institute of Technology
(MIT), dass besonders Nordchina, Pakistan und Afghanistan aufgrund
von Klimaveränderungen mit Wasserknappheit zu kämpfen
haben werden. In bevölkerungsreichen Regionen Indiens, Chinas
und auf dem asiatischen Festland wird die Wasserversorgung laut
der Studie vor allem durch sozioökonomische Faktoren erschwert.
Das MIT berichtet außerdem, dass die Wasserinfrastruktur in diesen
Gebieten neuen Anforderungen wie einem steigenden Konsumverhalten
oder einer fortschreitenden Industrialisierung und
Agrarwirtschaft nicht gewachsen ist. Ohne Investitionen in die
Wasserwirtschaft dieser Regionen wird es kaum möglich sein, den
steigenden Bedarf zu decken.
Trotz dieser eindeutigen Dynamik müssen Anleger auch Risiken
beachten. Grundsätzlich ist der Wassersektor zwar weniger
zyklisch, einige Unternehmen stehen jedoch unter dem Einfluss
des konjunkturabhängigen Industriesektors. Eine langfristig
prognostizierte Outperformance gilt daher für den Gesamtzyklus
und kann innerhalb eines Konjunkturzyklus schwanken.
Weiterhin spielt die Investitionsfähigkeit von Gemeinden eine
große Rolle für den Ausbau der Wasserinfrastruktur. Häufig
kommt es hier zu öffentlich-privaten Partnerschaften. Diese
sind für Investitionen zwar förderlich, allerdings entsteht
durch die Beteiligung der Privatwirtschaft eine Abhängigkeit
von Kreditvergabekapazitäten der Kapitalmärkte und Banken.
Dementsprechend können vorübergehende Unsicherheiten
geringere Investitionen in den Wassersektor zur Folge haben.
Aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung des Sektors
können auch politische Maßnahmen in Form von Vorschriften
und Regulierungen hinsichtlich der Wasserversorgung einen
bedeutenden Einfluss haben.
Mit einem langfristigen Anlagehorizont und breiter Diversifizierung
können Anleger diesen Risiken jedoch vorbeugen.
Die wachsenden klimabedingten und sozioökonomischen Herausforderungen
versprechen ein bedeutendes Wachstum des
Wassermarkts. Besonders die aktuellen Warnsignale, wie zum
Beispiel im Fall Kapstadt, dürften viele Regionen zum Handeln
bewegen.
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