AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Einstiegsgelegenheit?
Europäische Aktien zuletzt
mit Kursverlusten
Die meisten Anleger dürften an ihren europäischen Aktien zuletzt wenig Freude gehabt
haben: Seit Jahresbeginn weist der Leitindex der Alten Welt, der Stoxx 600, eine negative
Wertentwicklung auf. Im ersten Quartal 2018 verlor der 600 europäische Unternehmen
umfassende Index bis 4. April 2018 rund fünf Prozent seines Wertes. Die Verluste ziehen
sich nahezu durch sämtliche Sektoren. Dennoch gibt es Sektoren, die durchaus eine
positive Wertentwicklung vorweisen können.
Betrachtet man die Performance des Stoxx
600 in den vergangenen sechs Monaten,
zeigt sich ein differenziertes Bild. So steht
dem Index ebenfalls insgesamt ein Verlust
zu Buche. Investoren von defensiven Aktien
dürften sich angesichts der jüngsten Entwicklung
ihrer Papiere besonders enttäuscht
zeigen, denn diese präsentieren sich alles
andere als robust. Defensive Aktien sind im
Vergleich zu zyklischen Branchen in der Regel
weniger abhängig von der allgemeinen
konjunkturellen Entwicklung. Zu ihnen
gehören beispielsweise Konsumgüter- oder
Versorgungsunternehmen. Daher schienen
defensive Aktien mit ansprechender und
stabiler Dividendenzahlung bei geringer
Schwankungsanfälligkeit für entsprechend
risikobereite Anleger eine Alternative zu
Anleihen im Niedrigzinsumfeld.
Zyklische Sektoren mit interessanteren
BÖRSE am Sonntag · 14/18
Kolumne
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Perspektiven
Eine bessere Performance zeigten zuletzt
hingegen zyklische Sektoren. Dabei
handelt es sich um Branchen, deren Ertragssituation
stärker abhängig vom wirtschaftlichen
Umfeld ist. Darunter fallen
beispielsweise Autohersteller, Industrieunternehmen oder auch
Finanztitel. Solche zyklischen Branchen profitieren traditionell
stärker von der hohen weltwirtschaftlichen Dynamik. Das spiegelt
sich auch in ihrer jüngsten Kursentwicklung wider: Seit Jahresbeginn
mussten Zykliker im Stoxx 600 deutlich geringere Kursverluste
hinnehmen. Mit Blick auf die vergangenen sechs Monate ist
die Performance sogar positiv: Aktien europäischer Autohersteller
und ihrer Zulieferer kletterten um 14,3 Prozent, Finanzwerte um
mehr als 3 Prozent und Technologieunternehmen um knapp 1
Prozent. Insgesamt entwickelten sich Zykliker rund 3 Prozentpunkte
besser als ihre defensiven Pendants.
Europa interessant – andere Märkte aber interessanter
Zykliker vor defensiven Sektoren – dieser Trend könnte sich in
Europa fortsetzen. Schließlich dürften die konjunkturabhängigen
Sektoren auf absehbare Zeit von der hohen globalen Wirtschaftsdynamik
besonders profitieren können. Aktuell scheinen
zyklische Sektoren für entsprechend risikobereite Anleger daher
interessanter. Dennoch bleiben Aktien aus defensiven Sektoren
zwecks Diversifizierung und im Hinblick auf ein anhaltend volatiles
Kapitalmarktumfeld ein wichtiger Bestandteil des Portfolios.
Insgesamt ist die Deutsche Bank für den europäischen Aktienmarkt
weiter positiv gestimmt und hält an ihren Jahresendprognosen
für die Indizes in der Alten Welt fest. Grundsätzlich scheinen
andere Aktienmärkte
bei entsprechender Risikobereitschaft aktuell
jedoch interessantere Perspektiven zu bieten – beispielsweise der
US-Markt oder auch die Schwellenländer.
Ulrich Stephan
Chef-Anlagestratege für
Privat- und Firmenkunden
der Deutschen Bank
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