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Ist dieses Bild ein Menetekel für Anleger?

Kunst, die keiner will: Sotheby’s Impressionisten-Auktion in New York lief schlecht. Nur zwei Drittel der angebotenen Gemälde und Skulpturen konnten verkauft werden. Manche deuten das als schlechtes Zeichen für Aktien.

BÖRSE am Sonntag

Kunst, die keiner will: Sotheby’s Impressionisten-Auktion in New York lief schlecht. Nur zwei Drittel der angebotenen Gemälde und Skulpturen konnten verkauft werden. Manche deuten das als schlechtes Zeichen für Aktien.

In Sotheby’s Abendauktion mit Kunst des Impressionismus und der Klassischen Moderne am vergangenen Montag in New York waren Derains Segelboote der prominenteste Flop, aber nicht der einzige. Gleich eine ganze Serie von weiteren 20 Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen fielen in der zweiten Hälfte der Galaauktion durch. Normalerweise sind in dieser Kategorie von Versteigerung nur einzelne Rückgänge zu notieren.

Ist das magere Ergebnis gar „der Vorbote für drohendes Ungemach durch wackelige Kapitalmärkte?“, fragt sich Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank. Denn viele Millionen für Kunstwerke blättern oft Personen hin, die an den Kapitalmärkten erfolgreich angelegt haben. Die Auktion war das schlechteste Ergebnis seit der globalen Rezession aus dem Jahr 2009.

62 Kunstwerke der üblicherweise glamourösen Abendversteigerung hätten am 9. Mai mindestens 164,8 Millionen Dollar einspielen sollen. Das war die Summe der unteren Schätzwerte. Diese sogenannten Taxen werden immer in Von-Bis-Summen angegeben, so dass sich aus der oberen Gesamttaxe eine optimistische Erwartung ableiten lässt, aus der unteren einen verhaltene. Doch selbst die zurückhaltende Schätzung wurde mit einem Umsatz von lediglich 144,5 Millionen Dollar, die Kommission eingerechnet, für insgesamt 41 Kunstwerken weit verfehlt.

Die seit Sonntag laufenden Auktionen mit Kunst des 20. und des 21. Jahrhunderts in New York sind der Leitindex der ganzen Kunstbranche. Alle Marktteilnehmer schauen da genau hin. Denn in den überfüllten Auktionssälen von Christie’s und Sotheby’s, Bonhams und Philips entscheidet sich, ob sich der Hochpreismarkt abermals durch viel freies Geld zu neuen Rekorden aufschwingt und dadurch Euphorie verbreitet. Oder, ob er auf dem Weg zu schwindelerregenden Höchstpreisen, die sich nur ein winziger Teil der Sammler leisten kann, eine kleine Verschnaufpause einlegt.

Eine Rückgangsrate von über 30 Prozent für die akribisch zusammengestellten, dramaturgisch durchkomponierten Evening Sales kommt einer Blamage gleich. Noch im Jahr zuvor konnte Sotheby’s 368,3 Millionen Dollar mit 64 Arbeiten einnehmen. Was sind die Gründe für das ausbleibende Interesse?

Wer nicht verkaufen muss, wartet lieber ab

Wer Sotheby’s Katalog durchgeht, findet eine Reihe von Gründen für die Flops. Es fehlen anders als im Mai 2015 charismatische Gemälde, die jeweils auf Summen von 50 Millionen Dollar geschätzt werden können. Stattdessen finden dieses Jahr reihenweise Arbeiten Eingang in die Prestige-Auktion, die eigentlich in den nachfolgen Day-Auktion gut aufgehoben gewesen wären. Ein Trugschluss war die Hoffnung der Einlieferer, dass sich die zuletzt hohen Preise für Joan Miros frühe Gemälde auch auf seinen späten Skulpturen übertragen ließen. Sie fielen durch und gehen unverkauft zurück an die Einlieferer.

Warum aber verwässern die gewieften Marktstrategen von Sotheby’s die eigene Abendauktion? Aus Not, weil sie zu wenig geeignete Spitzenware akquirieren konnten. Sammler solch rarer, gut erhaltener Meisterwerke der teuersten Kategorie kennen den Markt und die Marktchancen ihrer „Schätzchen“. Wenn sie nicht verkaufen müssen, dann warten sie lieber ab, bis die Konjunktur die Weltmärkte wieder vom Schlingerkurs erlöst und erneut antreibt. Bis die Börsen und Aktienkurse wieder Champagnerlaune verbreiten und sich die Schätzpreise im Versteigerungssaal dank liquider Mittel locker vervielfachen können. Denn inzwischen laufen der Aktien- und der Spitzen-Kunstmarkt nahezu parallel.

Neben den Finanzmärkten spielen in Hochpreis-Sektor des Kunstmarkts auch politische Rahmenbedingungen eine Rolle. Die veränderte Gesetzgebung etwa zur Bestechung in China habt dazu geführt, dass sich signifikant weniger Kunstkäufer und – Investoren aus Asien sich bei Hochpreis-Kunst-Versteigerungen beteiligten.

Doch der zähe Abend an der York Avenue sah auch einen Weltrekord und einige gute Zuschläge. So konnte einem Telefonbieter die Marmorskulptur „L‘Eternel Printemps“, ein Paar in innigem Kuss, von Auguste Rodin zugeschlagen werden gegen einen Händler. Das zweite Gemälde aus der Blaffer-Familiensammlung war die in wilden Farben gemalte Baumgruppe von Maurice Vlaminck. Die attraktive, getüpfelte Landschaft erzielte durch das Gebot einer Kunstberaterin 16,4 Millionen Dollar. Für 10,7 Millionen Dollar wechselten die pointilistisch wiedergegebenen Hafenhäuser aus Saint Tropez, 1892 von Paul Signac auf die Leinwand gebracht, den Besitzer. Handelsblatt / Susanne Schreiber