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Jeff Bezos: Der Herr der Drohnen

Bei Investoren genießt Jeff Bezos bislang einen guten Ruf. Sie bescheinigen dem Chef des weltweitgrößten Online-Händlers Tatkraft, Risikobereitschaft und Weitblick. Das Lob für den Gründer und Chef von Amazon überrascht nicht. Seit 1997 stieg die Aktie des Online-Händlers um über 18.000 Prozent.

BÖRSE am Sonntag

Bei Investoren genießt Jeff Bezos bislang einen guten Ruf. Sie bescheinigen dem Chef des weltweitgrößten Online-Händlers Tatkraft, Risikobereitschaft und Weitblick. Das Lob für den Gründer und Chef von Amazon überrascht nicht. Seit 1997 stieg die Aktie des Online-Händlers um über 18.000 Prozent.

Ganz anderer Meinung sind die Gewerkschaften. Für sie ist Bezos – mit einem Privatvermögen von rund 30 Milliarden Dollar einer der reichsten Menschen der Welt – ein Ausbeuter, der Mitarbeiter schikaniert, Dumpinglöhne zahlt und mit Minicomputern jede ihrer Tätigkeiten lückenlos erfasst. Schwer vorstellbar, fürwahr, dass Bezos sich die Kritik der Arbeitnehmer zu Herzen nimmt und eine Verbesserung des Betriebsklimas in den Logistikzentren nachhaltig fördert.

Der 51-jährige Bezos, er stammt aus Albuquerque in New Mexico, ist als knallharter Geschäftsmann berüchtigt. Er dürfte weiterhin seine Verhandlungsposition speziell gegenüber Buchverlagen gnadenlos ausspielen und sie zu Maximalrabatten nötigen. Und solange sich ihm halbwegs legale Steuerschlupflöcher bieten, wird er diese konsequent nutzen. Fraglich aber ist, ob Bezos auch weiterhin das Kapital der Anleger so stark wie bislang vermehren kann. Das Fire Phone hat bei weitem nicht die Erwartungen erfüllt. Dieser Flop ist Grund für den massiven Verlust im dritten Quartal des vergangenen Jahres. Auch sein Plan, mit Amazon Prime Air Service bis zu zwei Kilo schwere Pakete in Städten per Drohne auszuliefern, stößt auf Widerstände, Gerüchte von einem Scheitern machen die Runde.

Bezos ficht das nicht an. Noch nicht. Durch ein paar große Erfolge ließen sich viele kleine Fehlinvestitionen kompensieren, sagt er. Das mag stimmen. Doch der Eindruck, dass es selbst für Bezos Grenzen des Wachstums gibt, könnte sich den kommenden Monaten verstärken. Zumal Amazon mit mächtigen Unternehmen wie Apple, Google und auch Wal Mart konkurriert. Gelingt Bezos nicht bald ein neuer Coup, wird es für die Anleger Zeit, bei Amazon Gewinne mitzunehmen.