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MACD

Zu einer der Standard-Einstellungen in vielen technischen Chartprogrammen gehört der Indikator MACD, oder Moving Average Convergence Divergence. Nicht nur der schwulstige Name, sondern auch die vielen Linien suggerieren dem Laien Professionalität. Es bleibt die Frage, ob sich mit diesem beliebten Indikator in der Realität auch Geld verdienen lässt.

BÖRSE am Sonntag

Der MACD besteht aus drei Komponenten. Die ersten beiden sind zwei exponentielle Durchschnitte, typischerweise mit den Einstellungen zwölf und 26, die vom Erfinder Gerald Appeal 1979 empfohlen wurden. Die dritte Komponente ist die Differenz der beiden Durchschnitte, die entweder positiv oder negativ sein kann. Diese wird um die Mittellinie angetragen und als Histogramm bezeichnet.

Handelsstrategien mit MACD

Wie wird nun gehandelt? Zunächst fällt auf, dass die Durchschnitte der Bewegung im Preis-Chart folgen. Das dürfte nicht überraschen. Überkreuzen sich die beiden Linien, so erkennt man oft auch im Chart einen guten Einstiegspunkt. Gleichzeitig durchkreuzt das Histogramm die Null-Linie, denn der Abstand der beiden Durchschnitte ist zu diesem Zeitpunkt Null. Als Beispiel sei hier Apple (AAPL) angeführt, in deren Chart die Einstiegslinien für Long und Short bzw. Kauf und Verkauf eingezeichnet sind. Dass es sich hier um ein 1-Minuten-Chart handelt, ist belanglos. Die Linien scheinen tatsächlich gute Einstiege zu markieren. Gegen 18.40 Uhr führt eine kleine Spitze zu einem Fehltrade, doch in den anderen Fällen lag der MACD richtig.

Hier sieht man die große Schwäche nachträglicher Betrachtungen. Im Chart sieht alles gut aus, also liegt die Annahme nahe, man hätte Gewinn machen können. Ja, man hätte ..., doch wo wären die Ausstiege gewesen? Wäre man an der jeweils anderen MACDMarke ausgestiegen, so hätte man keinen Gewinn gemacht. Gut, wird sich mancher denken, steige ich eben bei den Spitzen aus. Nur woher weiß man, wann eine Spitze entsteht? Wenn man wartet, bis sie sichtbar wird, ist sie schon vorbei.

Andere Strategie:

Wir steigen bei den Spitzen ein, wie in unserem zweiten Chart- Beispiel. Das führt regelmäßig zu Fehlern, weil der Einstieg zu früh erfolgt. Und wo wäre dieses Mal der Ausstieg? Beim Nulldurchgang? Fehlanzeige – das führt nicht zu Gewinnen. Bei der nächsten Spitze gegenüber? Damit ergibt sich die Frage, woher man wissen soll, dass die Spitze eine Spitze ist. Divergenz heißt oft das Zauberwort. Es sei unumwunden zugegeben: Divergenzen können die Fehlerquote verringern. Sie führen aber auch dazu, dass man Chancen verpasst. Ausstiege bieten auch sie nicht. Und unser Chart zeigt in der hinteren Hälfte zwei Divergenzen, die keine Gewinne produziert hätten.

MACD wurde ursprünglich für Tagescharts entwickelt. Es wäre also möglich, dass er auch nur hier funktioniert, vor allem mit Blick auf die Parameter-Einstellung 12/26. Ein Blick auf eine beliebige Aktie (unser Beispiel: Boeing) genügt, und schon liefert der MACD beim flüchtigen Hinsehen gewinnbringende Signale. Bei genauerer Betrachtung ist er auch hier nicht profitabel. Denn während das Histogramm dreht, dreht der Kurs nicht mit. Selbst ein kurzer Nulldurchgang (rote Ellipse) führt nicht zu einer Trendumkehr. Kein Wunder: Der Kurs folgte fundamentalen Daten, und die waren nun mal bullish.

Fazit

Der MACD-Hype, mit dem die Industrie die Amateure seit Jahren versorgt, könnte sich damit als Instrument entpuppen, Hobby-Trader solange bei der Stange zu halten, bis sie entweder genug gelernt haben, oder ihr Account den Besitzer gewechselt hat. Ihr Schicksal wird dabei allerdings nicht vom MACD bestimmt, sondern von ihrem Money-Management. Anfänger tun gut daran, den MACD vom Chart zu entfernen. Das spart Zeit, Geld und Nerven.