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Emerging Markets als attraktive Depotbeimischung

Nicht nur als Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft sind die Schwellenländer derzeit wieder in aller Munde. Vergleicht man die Entwicklung des MSCI World mit dem MSCI Emerging Markets, so schafften es die Schwellenländer in letzten Jahren nicht nur hinsichtlich der Performance der Benchmark-Indizes, den Industrienationen die Schau zu stehlen. Der Begriff Schwellenländer soll hierbei verdeutlichen, dass sich die jeweiligen Länder an der Schwelle zu einem entwickelten Industriestaat befinden.

BÖRSE am Sonntag

Zwar kam es auch in China oder Indien zu einem Wachstumsrückgang, aber längst nicht alle Schwellenländer rutschten 2008/2009 in eine Rezession. Einer der Hauptgründe dafür war die starke Binnennachfrage, welche die Länder weniger anfällig für externe Schocks machte. Dafür, dass die Binnennachfrage auch künftig die Triebfeder für ein starkes Wachstum ist, spricht der positive demografische Faktor. Im Gegensatz zur alternden und schrumpfenden Bevölkerung etablierter Industrieländer wie Deutschland oder Japan verfügen die Schwellenländer über eine starke Bevölkerungsgruppe der zwischen 15- und 35-Jährigen. Diese kann sich in den nächsten Jahrzehnten zu einer breiten und leistungsstarken Mittelschicht entwickeln.

Weiterhin auf Wachstumskurs

Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 rund 90% der weltweiten Mittelschicht aus den jetzigen Schwellenländern kommen werden. Mit einem steigenden Einkommen wird dabei auch der Wunsch nach Wohlstand und der Adaption westlicher, luxuriöser Lebensweise größer. Der Konsum und der Ausbau der Infrastruktur sollten daher auch weiterhin die Fundamente des wirtschaftlichen Aufschwungs in den Emerging Markets bilden.

Bestes Beispiel dafür ist Brasilien, wo eine positive Arbeitsmarktlage und die zunehmenden Einkommen den Inlandskonsum kräftig ankurbeln. Zudem investiert der Staat viel Geld in die Erschließung und Verarbeitung neuer Erdölreserven sowie den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Vorfeld der sportlichen Großveranstaltungen 2014 (Fußball-WM) und 2016 (Olympia). Stabile Rahmenbedingungen und ein konstantes Wirtschaftswachstum machen das Land zu einem interessanten Markt für ausländische Investoren. Zwar folgte einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,1% im Jahr 2008 im vergangenen Jahr ein Einbruch, bei dem die Wirtschaft um 0,2% schrumpfte. Doch schon in diesem Jahr wird Brasiliens Wirtschaft voraussichtlich wieder um 6,0% bis 7,0% wachsen. Für die kommenden Jahre liegen die Erwartungen bei einem stabilen Wachstum zwischen 4,0% und 5,0%. Gleichzeitig soll die Staatsverschuldung, die spätestens seit den Problemen rund um Griechenland zu Beginn dieses Jahres wieder stärker ins Bewusstsein der Investoren gerückt ist, von den erwarteten 42,9% des BIP 2010 auf 40,3% im nächsten Jahr reduziert werden.

Auch an China ist der globale Konjunkturabschwung der Jahre 2008/2009 nicht spurlos vorübergegangen und führte zu einer Abschwächung bei den zweistelligen Wachstumsraten des BIP. Doch die Daten für das erste Halbjahr 2010 zeigen, dass die Volksrepublik dank umfangreicher Konjunkturpakete wieder auf den Wachstumspfad zurückgefunden hat. So wuchs die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal 2010 um 11,9%. Im zweiten Quartal 2010 wurde mit 10,3% ebenfalls eine zweistellige Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahreszeitraum erzielt. Tragende Säule dieser Entwicklung war wieder einmal der starke Export. Nachdem China bereits Deutschland den Titel des Exportweltmeisters abgenommen hat, löste es nun Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ab. So gesehen dürfte China die Schwelle zu einer entwickelten Industrienation langsam aber sicher überschritten haben, vor allem vor dem Hintergrund der weiteren Wachstumsaussichten. Rechnete die chinesische Regierung für 2010 ursprünglich noch mit einem BIP-Wachstum von rund 8,0%, korrigierte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumseinschätzung für das Gesamtjahr bereits im April 2010 auf 10,0% nach oben.

Ein weiterer Vertreter der Emerging Markets ist Indonesien. Zwar ist die Integration Indonesiens in die Weltwirtschaft im Vergleich zu China oder Indien noch nicht so weit fortgeschritten. Doch auch hier macht sich der begünstigende Einfluss des demografischen Faktors besonders bemerkbar, denn Indonesien besitzt die weltweit viertgrößte Bevölkerung. Im Rahmen ihres mittelfristigen Entwicklungsplans (2010 bis 2014) geht die Regierung davon aus, das reale BIP-Wachstum bis 2014 auf mindestens 7,0% zu steigern. Bereits in diesem Jahr zeichnet sich ein kräftiger Aufschwung ab, der sich in den kommenden Jahren voraussichtlich verstärken wird. So erwartet die Regierung für das Gesamtjahr 2010 eine Zunahme des Wirtschaftswachstums um 5,8%. Mit einem Anstieg um 6,3% dürfte das BIP 2011 schon über dem Wert von 2008 liegen. Um dieses überdurchschnittliche Wachstum zu erreichen, will sich das Land zunehmend nach außen öffnen. Darüber hinaus sollen verstärkte Investitionen in die Bereiche Bildung und Gesundheit dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der Bevölkerung zu verbessern. Beim Pro-Kopf-Einkommen sehen die Regierungspläne mit einem Ziel von 4.500 US-Dollar im Jahr 2014 gegenüber den 2.220 US-Dollar im Jahr 2009 mehr als eine Verdoppelung vor. Steigen die Einkommen der jungen Bevölkerung mit ihren mehr als 230 Mio. Konsumenten, wird dies die Binnennachfrage weiter beleben und gleichzeitig positive Impulse für neue Investitionen aussenden. Schätzungen zufolge dürfte sich die Zahl der Verbraucher mit hohen und mittleren Einkommen in Indonesien innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 52 Millionen verdoppeln.

Der MSCI Emerging Markets

Statt weiteres Risiko durch Investments in Einzelwerte aus den Schwellenländern auf sich zu nehmen, können Anleger in einen Index investieren. Der MSCI Emerging Markets-Index, der die Entwicklung von Aktien in den Schwellenländern bzw. Entwicklungsländern widerspiegelt, bietet diese Möglichkeit. Die Berechnung des Kursindex erfolgt durch den amerikanischen Finanzdienstleister Morgan Stanley Capital International. Die Basis für die Auswahl der einzelnen Indexmitglieder bilden alle an den Börsen der folgenden Schwellenländer gelisteten Unternehmen: Ägypten, Brasilien, Chile, China, Indien, Indonesien, Kolumbien, Korea, Malaysia, Mexiko, Marokko, Peru, Philippinen, Polen, Russland, Südafrika, Taiwan, Thailand, Tschechische Republik, Türkei sowie Ungarn. Die Auswahl der jeweiligen Indexmitglieder erfolgt dann anhand der Streubesitz-Marktkapitalisierung, wodurch der Index ca. 85% der Marktkapitalisierung des Gesamtmarktes der aufstrebenden Entwicklungsländer abbildet. Eine Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der Indexzusammensetzung erfolgt vierteljährlich. Unter den zehn Indexmitgliedern mit dem höchsten Gewicht finden sich bekannte Unternehmen wie Samsung, China Mobile, Gazprom, Petrobras Petroleo Brasileiro oder die Industrial and Commercial Bank of China.

Fazit:

Mit einem Voranschreiten der wirtschaftlichen und finanziellen Stabilität sollten die positiven Wachstumsaussichten in den Emerging Markets weiter anhalten. Der demografische Faktor dürfte sich dabei in den kommenden Jahren als eine Trumpfkarte erweisen, die zu einem weiteren Anstieg der Vermögenswerte in den Schwellenländern führt. Anleger sollten jedoch beachten, dass Investments in Einzelwerte neben dem Wechselkursrisiko auch durch die noch fehlende Transparenz mit besonderen Risiken behaften sind, da die Kapitalmärkte in den meisten Schwellenländern noch nicht so weit entwickelt sind wie hierzulande.