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Anlagetrends 2018/1

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART 26 // Anlagetrends · 2018 | 1 foto: © Romy Bonitz - ifo Institut Anlagetrends: Herr Professor Sinn, wie erfolgreich, glauben Sie, kann „Jamaika“ werden? Prof. Dr. Dr. Hans-Werner Sinn: Viel schlimmer als die jetzige Koalition geht nicht. Union und SPD haben die Agenda 2010 rückabgewickelt, indem sie den Mindestlohn und die Rente mit 63 eingeführt haben. Hinzu kommt ihre teure Fehlentscheidung in Sachen Energie, da sie die Atomkraftwerke ohne Not abgeschaltet hat. Und dann natürlich die Fehler bei der Eurorettungspolitik, die uns nichts als Streit eingebracht hat in Europa. Aber viel Geld kostet. Auch bei der Flüchtlingspolitik hat sie das Recht überdehnt, wenn nicht gebrochen. „Deutschland ist zu billig!“ In Deutschland ist die große Koalition Geschichte. Die Bundesrepublik, steht wohl vor einem Experiment namens Jamaika. Und die FDP damit vor ihrem Regierungs Comeback. Ausgang? Ungewiss. In Europa haben der französische Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker mit ihren Reden die Debatte um eine Neu-Ausrichtung der EU wieder angefacht. Ausgang? Ebenfalls ungewiss. Zeit, bei jemandem nachzufragen, der in seinen Aussagen schon immer konkret war wie kaum ein anderer. Prof. Dr. Dr. Hans-Werner Sinn spricht im Interview mit den Anlagetrends einmal mehr unbequeme Wahrheiten schonungslos aus. Anlagetrends: Dinge, die von einer neuen Regierung dringen korrigiert werden müssen? Prof. Sinn: Sie wird sie nicht korrigieren. Unter anderem werden die Grünen darauf beharren, dass der energiepolitische Kurs beibehalten wird. Aber die Europa- und Flüchtlingspolitik wird sie korrigieren müssen. Ohne eine solche Korrektur wäre schließlich auch die Position der CSU gefährdet. Der Kompromiss zwischen CDU und CSU schließt einen umfangreichen Familiennachzug aus. Anlagetrends: Welche Impulse erwarten Sie sich von der FDP, sollte sie Teil einer Regierung werden, für die Wirtschaft und den Finanzmarkt? Prof. Sinn: Ich hoffe, dass sie bei der im Wahlkampf verkündeten Wende ihrer Europapolitik bleibt und die Eurozone zwingt, wieder zu härteren Budgetbeschränkungen zurückzukehren und zweitens, dass sie auch steuerpolitisch das tut, was man von einer FDP erwartet, nämlich Grenzen einziehen. Insbesondere die schleichende Progression des Steuertarifs ist ein Ärgernis und


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