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Warum nicht mit Frankiermaschinen?

Das US-Unternehmen Pitney Bowes ist der weltweit führende Anbieter von Frankiermaschinen, die für den Versand von Rechnungen und persönlichen Werbebriefen eingesetzt werden. Aufgrund des seit Jahren rückläufigen Briefvolumens sowie von Managementfehlern kam die Aktie indes unter Druck, wird nun von einem Fondsanbieter aber als überaus attraktiv eingeschätzt. Ein Lehrbeispiel, wie in Zeiten von Allzeithochs die rar gewordenen Rosinen zu finden sind.

BÖRSE am Sonntag

Das US-Unternehmen Pitney Bowes ist der weltweit führende Anbieter von Frankiermaschinen, die für den Versand von Rechnungen und persönlichen Werbebriefen eingesetzt werden. Aufgrund des seit Jahren rückläufigen Briefvolumens sowie von Managementfehlern kam die Aktie indes unter Druck, wird nun von einem Fondsanbieter aber als überaus attraktiv eingeschätzt. Ein Lehrbeispiel, wie in Zeiten von Allzeithochs die rar gewordenen Rosinen zu finden sind.

Die Classic Fund Management AG verwaltet den Deep-Value-Fonds Classic Value Equity Fund. Der Fonds hat eine Position von rund vier Prozent seines Vermögens in Aktien von Pitney Bowes aufgebaut, Stand per 7. April 2017. Das US-Unternehmen wird vom zuständigen Portfoliomanager Thomas Braun als überaus attraktiv eingeschätzt. Er erklärt im gespräch mit der BÖRSE am Sonntag die Aussichten bei Pitney Bowes und welche Chancen sich daraus ergeben könnten.

BÖRSE am Sonntag: Herr Braun, Sie haben mit dem Classic Value Equity Fund eine signifikante Position von vier Prozent in Pitney Bowes aufgebaut, einem Unternehmen, das in dem schrumpfenden Markt für Frankiermaschinen tätig ist. Was hat Sie dazu bewogen?

Thomas Braun: Grundsätzlich ist es richtig, dass der Markt für Frankiermaschinen aufgrund des rückläufigen Briefaufkommens schrumpft. Allerdings ist Pitney Bowes unseren Analysen zufolge in der Lage, Umsatzrückgänge über Kostensenkungen aufzufangen. Wir messen solchen Unternehmen, die kein Wachstum mehr erzielen, aber den Gewinn halten können, ein KGV von 10x als faires Multiple bei, die Aktie handelte bei unserem Einstieg jedoch bei lediglich knapp 7x – eine signifikante Unterbewertung.

BaS: Da ist aber auch eine gehörige Portion Unsicherheit dabei, oder?

Braun: Das ist richtig. Aber die Geschichte geht noch weiter. Da die Unternehmensleitung das Problem des rückläufigen Kerngeschäfts erkannt hat, hat sie in nahestehende, stark wachsende Geschäftsfelder investiert – so bietet Pitney ihren 900.000 Kunden aus dem Mittelstand nun auch Versandlösungen für Pakete an oder hilft großen Handelsketten wie Macy's oder Harrods beim grenzüberschreitenden eCommerce-Angebot. In diesen Bereichen trauen wir Pitney Bowes zweistellige Wachstumsraten zu. Nach unserer Einschätzung sollte damit auch das Unternehmen insgesamt im Lauf der nächsten Jahre zu einem organischen Wachstum zurückfinden. In diesem Fall wäre ein KGV von 10x allerdings nicht mehr angemessen, sondern vielmehr Multiples von 12-13x.

BaS: Warum geriet die Aktie in den letzten drei Jahren denn so unter Druck?

Braun: Um sich zukunftsfähig zu machen, trieb Pitney Bowes intern eine sehr umfassende Reorganisation an. Das wirkt sich oft belastend auf das Tagesgeschäft aus, während der Nutzen daraus noch nicht sichtbar ist. Dazu brach der Markt bei Frankiermaschinen nochmals etwas mehr ein als allgemein erwartet.

BaS: Halten Sie die Probleme nun für ausgeräumt?

Braun: Erste Anzeichen dafür waren im jüngsten Quartalsbericht erkennbar: Die neuen Produkte und Absatzkanäle führten in den USA zu fünf Prozent höheren Umsätzen bei Frankiermaschinen und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die daraus entstehenden, wiederkehrenden Erträge für Unterhalt und Zubehör wieder ansteigen. Auch die zuletzt sehr schwache Software-Sparte fand zum Wachstum zurück. Ein neuer, erfahrener Manager, den Pitney Bowes von IBM geholt hat, scheint die Leistung des Vertriebs-Teams wieder ankurbeln zu können.

BaS: Derzeit handelt die Aktie bei 16 Dollar – dies nach einem kräftigen Kursanstieg nach den Quartalszahlen. Sie sehen jedoch noch ein deutliches Potenzial. Was veranlasst Sie dazu?

Braun: Dieses Jahr sollte sich zeigen, ob Pitney Bowes die Früchte ihrer Anstrengungen wird ernten können. Die Einführung einer umfassenden IT-Plattform könnte sich als echter Game Changer erweisen. Uns zumindest haben die Maßnahmen soweit überzeugt, dass wir von einer Normalisierung des KGV-Multiples ausgehen und einen fairen Wert der Aktie bei 22 US-Dollar sehen.