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Gute Geschäfte auf der Aipad, gemischte Ergebnisse auf den Frühjahrsauktionen

Die „Aipad” ist Amerikas älteste und wichtigste Fotomesse. Allerdings kämpft die vorwiegend von US-Händlern bespielte Plattform zunehmend mit ihrer internationaler aufgestellten Konkurrenz. Auf den zuvor abgehaltenen New Yorker Fotoauktionen beherrschen die begehrten Künstlernamen das Feld. Doch Europa holt auf – Paris und London bieten Alternativen für Sammler.

BÖRSE am Sonntag

Die „Aipad” ist Amerikas älteste und wichtigste Fotomesse. Allerdings kämpft die vorwiegend von US-Händlern bespielte Plattform zunehmend mit ihrer internationaler aufgestellten Konkurrenz. Auf den zuvor abgehaltenen New Yorker Fotoauktionen beherrschen die begehrten Künstlernamen das Feld. Doch Europa holt auf – Paris und London bieten Alternativen für Sammler.

Die jüngste New Yorker Aipad Photography Show war rundum ein Erfolg. Eine Rekordzahl von 89 Händlern stellte aus, 12.000 Besucher kamen. Seit 35 Jahren wird die Aipad von den 123 Mitgliedern des gleichnamigen Händlerverbandes „Association of International Photography Art Dealers" (Aipad) organisiert, sie hat sich zu einer eleganten und doch kollegial geprägten Messe gemausert.

„Es ist eine sehr wichtige Kontaktmesse“, weiß der Hamburger Galerist Robert Morat, der seit zwei Jahren dem Aipad-Vorstand angehört. New York ist immer noch der weltweit wichtigste Marktplatz fur Fotokunst. Aber inzwischen ist Konkurrenz nachgewachsen: Die vor 19 Jahren gegründete Paris Photo ist viel internationaler aufgestellt und fast doppelt so groß. Sie zog im letzten Jahr fast 60.000 Besucher an. Gespannt wartet die Branche aber auf die Premiere der eurozentrischen Photo London vom 21. bis zum 24. Mai 2015, die auch von großen US-Händlern unterstützt wird.

Die Aipad Photography Show wartete mit einem breiten Spektrum von Vintage-Abzügen des 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zu Videos und neuen Medien auf. Neben den bekannten Blue Chip-Namen der Moderne gab es auch viel Ungewöhnliches und auch noch Unterbewertetes zu entdecken. Die japanische Fotografie war bei der renommierten Photo Gallery International (Tokio) mit dem einflussreichen Künstler Yasuhiro Ishimoto (1921 – 2012) vertreten. Ishimotos abstrakte farbige „Composition“ (1980er) kostete 13.250 Dollar. L. Parker Stevenson (New York) setzte dagegen auf schwarzweiße Himmelsaufnahmen des wenig bekannten Kikuji Kawada (8.000 – 12.000 Dollar).

Zeitgenössische Fotokunst auf dem Vormarsch

Zeitgenössisches nimmt auch auf der AIPAD-Messe immer mehr Raum ein. Picture Photo Space, Osaka, verschaffte den großen, mit Glitter bestreuten Selbstporträts der Japanerin Ayano Sudo eine US-Premiere. Sie hatte sich in unterschiedlichen Kostümierungen fotografiert. Die Giclée-Drucke (hochwertiger Tintenstrahldruck) kosten in 8er-Auflage 2.000 bis 6.500 Dollar. Der amerikanische Fotograf Minor White (1908 – 1976) war nach einer Ausstellung im Getty Center im letzten Sommer gleich bei mehreren Händlern zu finden. Gitterman Gallery, New York, zeichnete „Moon and Wall Encrustations, Pultneyville, NY 1964“ mit 40.000 Dollar aus.

Für das historische Rückgrat des Mediums sorgte wie immer H.P. Kraus, Jr., New York. Star auf seinem Stand war das Kalotypie-Negativ „Footman at Carriage Door“ vom 14. Oktober 1846 von William Henry Fox Talbot nebst Salzabzug für 950.000 Dollar. Es ist das früheste bekannte Foto einer stehenden Figur. Dagegen war „Mr. Logan and two unknown women, Newhaven“ (1843 – 1847), in einem späteren Abzug aus dem frühen 20. Jahrhundert schon für 3.000 Dollar zu haben. Aufgenommen wurde das Bild von dem ersten schottischen Fotostudio Hill & Adamson. Bei Daniel Blau (London/ München) faszinierte eine ganze Wand mit neu entdeckten Kontaktabzügen der Fotojournalistin Margaret Bourke-White (1904 – 1971), die 1936 New Yorker Burlesque-Tänzerinnen hinter den Kulissen beobachtete (je 3.000 Dollar).

Auktionshäuser: mal schwarz, mal weiß

Die Fotoauktionen des Frühjahrs bei Christie’s, Sotheby’s und Phillips boten ganz unterschiedliche Erfolge. Die insgesamt eingespielten 17,64 Millionen Dollar blieben unter den Ergebnissen der letzten Saisons.
Enttäuschend verlief Christie’s Versteigerung von 117 Losen aus der Sammlung von William T. Hillman. Händler bewerteten das Angebot als nicht sehr interessant. Es blieb zu über 50 Prozent unverkauft. Auch Christie’s reguläre Auktion wurden zu über 42 Prozent zurückgereicht. An die Spitze setzten sich zwei garantierte Raritäten: Alfred Stieglitz‘ winterlicher Blick „From the Back-Window –‚291‘” von 1915 im originalen Rahmen der damals wegweisenden New Yorker Galerie 291 ging für 473.000 Dollar in den US- Handel (Taxe 250.000 bis 350.000 Dollar). In den Handel ging auch das 1918 geschaffene Porträt „Georgia O’Keeffe“ zu 413.000 Dollar. Die Taxe hatte sich auf 400.000 bis 600.000 Dollar belaufen).

Sotheby’s setzte wie gewohnt auf Moderne, war aber am erfolgreichsten mit Lee Friedlander. Seine 38-teilige „Little Screens Series“ (1961 – 1970, spätere Abzüge) stammte aus der wichtigen Sammlung des kalifornischen Architekten C. David Robinson. Für diesen Kommentar zur Allgegenwärtigkeit des Fernsehens bewilligte ein privater Sammler 850.000 Dollar nach Taxe von 200.000 bis 300.0000 Dollar. Ebenfalls aus der Sammlung Robinson kam auch Nicholas Nixons bekannte 40-teilige Porträtserie „The Brown Sisters“ (1975 – 2014). Sie wechselte zu 370.000 Dollar den Besitzer (Taxe: 200.000 bis 300.000 Dollar).
Phillips hatte mit einem abwechslungsreichen Angebot, das auch jüngere Künstler enthielt, wieder einmal den Finger am Puls der Zeit. Hier wurde mit 7,08 Millionen Dollar wieder einmal das höchste Ergebnis eingespielt. Die Abendversteigerung am 1. April bescherte Helmut Newtons riesigem Triptychon „Walking Women, Paris“ (1981) einen neuen Auktionsrekord von 905.000 Dollar.