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Die große Dekorative

Die Art Fair ist zwölf Jahre alt. Ihr Markenzeichen: Kunst zu erschwinglichen Preisen. Inzwischen hat die Messe auf dem Gelände der Art Cologne Einzug gehalten. Das könnte sie ein weiteres Stück in das Blickfeld des Kunstbetriebs rücken. Bis zum morgigen Montag ist die Messe noch für Besucher geöffnet.

BÖRSE am Sonntag

Die Art Fair ist zwölf Jahre alt. Ihr Markenzeichen: Kunst zu erschwinglichen Preisen. Inzwischen hat die Messe auf dem Gelände der Art Cologne Einzug gehalten. Das könnte sie ein weiteres Stück in das Blickfeld des Kunstbetriebs rücken. Bis zum morgigen Montag ist die Messe noch für Besucher geöffnet.

In den vergangenen Jahren wurde die Art Fair kritisch beäugt. Sie stehe für eine dekorative, leicht konsumierbare Kunst: viel Oberfläche, wenig Substanz. Dabei bemüht sie sich gerade, ein Kontrastprogramm zur hochpreisigen Art Cologne im Frühjahr anzubieten: Vorherrschen soll keine sperrige Kunst, die womöglich „Gebrauchsanleitungen“ bedürfte, sondern relativ Erschwingliches für jedermann. Gleichwohl werden jedes Jahr viele namhafte Künstler präsentiert; in einem Mix mit unbekanntem Nachwuchs. Und in diesem Jahr hat sich der Trend stabilisiert, die Art Fair präsentierte sich „groß“ und „dekorativ“.

Bis einschließlich Montag wird die „Art Fair – Messe für moderne und aktuelle Kunst“ nun erstmalig auf dem Messegelände in Köln-Deutz ausgerichtet. „Wir haben uns sehr darüber gefreut, hier einziehen zu dürfen, wo uns das höchste Maß an Professionalität zur Verfügung steht“, verkünden die Direktoren Walter Gehlen und Andreas Lohaus.

Ein Neuzugang ist die Galerie Hübner & Hübner aus Frankfurt. Hier zeigt die in Deutschland wenig bekannte US-Amerikanerin Carole Feuerman ihre hyperrealistischen Schwimmerinnen-Skulpturen, die Preise bewegen sich zwischen 25.000 und 48.000 Euro. Terminus aus München dagegen hat weltberühmte Bildhauer im Programm: die ehemaligen Akademierektoren in Düsseldorf Tony Cragg und Markus Lüpertz. Von Lüpertz sind kleine Arbeiten auf Papier ab 5.600 Euro zu haben. Eine mittelgroße Skulptur in einer Sechser-Auflage liegt bei 125.000 Euro.

Von den über 100 teilnehmenden Galerien sind die meisten in Deutschland ansässig. Aus dem Ausland sind Händler aus Riga, Barcelona oder Seoul angereist. Die neuen Hallen machen die Messe strukturierter denn je. Ein Anziehungspunkt wird vermutlich die „Cadillac-Schaukel“ von Fluxus-Künstler Wolf Vostell aus dem Jahr 1999. Senkrecht hängt und schwingt der rund sechs Meter lange Cadillac in einer Stahlkonstruktion. Auf der Unterseite der Karosserie laufen auf 33 eingearbeiteten Fernsehern Nachrichtenprogramme. Vostell wollte die beiden Errungenschaften, die für Mobilität stehen, vereint sehen. Sammler Bernd Reiter verlangt dafür eine Million Euro.

Widerspenstiges hätte nicht geschadet

Bei der Kölner Galerie Knut Osper hängt ein kleines abstraktes Gemälde von Gerhard Richter aus den 1970er-Jahren für 550.000 Euro. Neben den im Kunstmarkt etablierten Namen bestimmen insbesondere die Unbekannten das Messebild; reichlich Figuratives in Öl und Acryl haben sie produziert, und endlos Poppiges. Grellfarbige wechseln sich mit aquarellierten und verspachtelten Leinwänden ab, stets inklusive schöner Motive. Immerhin befinden sich ihre Preise größtenteils akzeptabel im einstelligen Tausenderbereich. Widerspenstige und aktuell relevante Sujets hätten ohne Frage nicht geschadet.

Es gibt aber auch Lichtblicke: Die Viertelneun Gallery aus Wien präsentiert surrealistische Fotografien des 70-jährigen Timo Huber. Was aussieht wie mit Photoshop gemacht, entpuppt sich als von Hand collagiert, ab 2.800 Euro sind die Bilder zu haben. In der räumlich integrierten Sektion „Blooom“ trifft Pop Art auf Urban Art und Manga; Graffiti-Sprayer, die sich zum Malerischen hin entwickelt haben. Auch Modedesigner und People-Fotografen stellen in Köln übrigens aus. Es gibt nun einmal nicht die eine Kunstwelt, es existieren mehrere parallele.

Art Fair – Messe für moderne und aktuelle Kunst“, bis 27. Oktober 2014, Messehallen 1 und 2, Köln-Deutz, geöffnet am 24. und 25. Oktober von 12 bis 20 Uhr, am 26. und 27. Oktober von 11 bis 19 Uhr. Das Tagesticket kostet 16 Euro.