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Juist: Balance finden zwischen Ebbe und Flut

Inselurlaub klingt nach weiter Reise, vollen Stränden und sengender Sonne. Wer in seiner wohlverdienten Pause vom stressigen Alltag jedoch mehr Ruhe und gute Luft sucht, aber trotzdem nicht auf das Meer verzichten will, sollte an die Nordsee fahren. Das Juwel unter den ostfriesischen Inseln ist Juist.

BÖRSE am Sonntag

Inselurlaub klingt nach weiter Reise, vollen Stränden und sengender Sonne. Wer in seiner wohlverdienten Pause vom stressigen Alltag jedoch mehr Ruhe und gute Luft sucht, aber trotzdem nicht auf das Meer verzichten will, sollte an die Nordsee fahren. Das Juwel unter den ostfriesischen Inseln ist Juist. 

Im Osten stehen starre, kantige Hotelkomplexe. Die Luft flirrt über dem Sand und dem kleinen Abschnitt Nordsee, der zwischen Norderney und Juist liegt. Die massiven Klötze in der Ferne – wohlgemerkt: auf dem Nachbareiland! – verstärken den Eindruck, dass man bei der Inselwahl wirklich richtig gelegen hat: Juist ist das Juwel Ostfrieslands. Bei einer Länge von 17 Kilometern würde man eine große, vielbereiste Insel erwarten – doch misst an der breitesten Stelle nur 900 Meter. Ein echter Streifen Idylle also, der da vor der Küste Niedersachsens lagert. 

Während auf der Nachbarinsel Norderney Omnibusse, Taxis und Privatfahrzeuge brummen, ist Juist bis auf wichtige Einsatzfahrzeuge komplett autofrei. Pferdekutschen übernehmen den Personentransport, ja sogar die Müllabfuhr. Je vier Paar Hufe klacken dann rhythmisch über die roten Ziegelsteine, aus denen viele Straßen und Wege im Herzen der Insel gemacht sind. Auch deshalb wirkt Juist so friedlich und natürlich. Keine Autos, keine lästigen Strandverkäufer, kein Stress. Dafür gleich am Ortseingang ein kleiner Park mit Konzertpavillon – so geht Empfang.

Wellen und Wind befreien den Geist

Zur Entspannung lädt nicht nur der perfekte Sandstrand ein, der sich über die gesamte Nordseite der Insel erstreckt. In den lässigen bunten Strandkörben, die vor Wind und Sonne schützen und dabei einen traumhaften Blick auf die See bieten, lässt es sich stundenlang aushalten. Wer mehr Programm braucht, kann mit täglichen Strandsportevents den vom Bürosessel geplagten Kreislauf in Schwung bringen. Ob Beachvolleyballturnier, Insellauf oder Fitness-Wirkout in großer Runde – langweilig wird es nie. Auch Surfer aller Arten können hier ihr Glück finden.

Doch dieses Programm kann man auch anderswo haben. Einzigartig wird Juist erst durch lange Strandspaziergänge, bei denen das salzig-frische Nordseewasser die Füße umspült und man schon mal einem kleinen Krebs ausweichen muss. Oder mit Ausflügen in die hügeligen Dünengebiete im Osten der Insel, die von zahlreichen Vogelarten bevölkert sind. Immerzu den Wind in den Haaren, der gerade bei hohen Temperaturen für einen willkommenen Ausgleich sorgt. 

Noch ein Vorteil: Überlaufen ist Juist eigentlich nie, schließlich kommt die Fähre oft nur einmal am Tag. Danken kann man dafür den Gezeiten. Und der örtliche Flughafen bringt auch keine Massen auf die „schönste Sandbank der Welt“. Bei gutem Wetter schwingen sich viele Juist-Besucher auf Leihfahrräder oder erkunden die Insel in westlicher Richtung, wo der Hammersee und der alte Bauernhof „Domäne Bill“ warten. Regnet es mal, kann man sich schnell in eine der gemütlichen Teestuben verziehen, etwa das „Lütje Teehuus“, das in einem der ältesten Häuser der Insel mitten im Januspark untergebracht ist. 

Hotels auf höchstem Niveau

Eine Kaffeepause kann auch im Café-Restaurant Strandhalle eingelegt werden, das eine privilegierte Lage mit Meerblick einnimmt. Im angrenzenden Ortszentrum befinden sich feine Vier-Sterne-Hotels wie das „Atlantic“ oder der „Juister Hof“. Etwas abgelegener und mit Blick auf die Südseite samt Hafen und Wattenmeer liegt das feine „Romantik & Wellness Hotel Achterdiek“. Die Gasthäuser sind allesamt mondän und bieten Rundum-Verwöhnservice. 

An die exponierte Lage des alles überragenden Kurhauses kommen sie jedoch nicht heran. Kein Gebäude thront so auf Juist wie das kuppelgekrönte Strandhotel auf der Nordseite. Höher steht, gleich daneben, nur der trotzige Wasserturm auf einer imposanten 22-Meter-Düne. Nach getaner Strandentspannung kann man von verschiedenen Aussichtspunkten beobachten, wie die Sonne direkt im Meer versinkt. 

Wen Juist so richtig überzeugt hat: Auch die ein oder andere neugebaute Eigentumswohnung steht auf der Insel zum Verkauf. Schon ab rund 300.000 Euro finden sich schicke Angebote. Ansonsten bleibt Juist eben ein Urlaubstraum, der deutlich näher liegt als die Karibik und eine ruhigere Klasse ausstrahlt als Mallorca. In jedem Fall steht echter Erholung nichts mehr im Wege – an der Nordseeküste, am plattdeutschen Strand.

Marius Mestermann