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Goldminenaktien: Saisonalität als weiterhin treibende Kraft?

Die Goldminenaktien sind zurück! Mit der Rallye seit dem Mehrjahrestief im Januar dieses Jahres feierten sie ein beeindruckendes Comeback. Die Kurse schossen förmlich durch die Decke. Davon profitierte auch der Branchenindex NYSE Arca Gold BUGS Index (HUI). Kann er seine Aufwärtsbewegung fortsetzen, vielleicht beflügelt von der Saisonalität? Schließlich liegen die im Jahresverlauf statistisch betrachtet besten Monate noch vor ihm.

BÖRSE am Sonntag

Die Goldminenaktien sind zurück! Mit der Rallye seit dem Mehrjahrestief im Januar dieses Jahres feierten sie ein beeindruckendes Comeback. Die Kurse schossen förmlich durch die Decke. Davon profitierte auch der Branchenindex NYSE Arca Gold BUGS Index (HUI). Kann er seine Aufwärtsbewegung fortsetzen, vielleicht beflügelt von der Saisonalität? Schließlich liegen die im Jahresverlauf statistisch betrachtet besten Monate noch vor ihm.

Der NYSE Arca Gold BUGS Index hatte am 19. Januar dieses Jahres den vorläufigen Tiefpunkt seiner mehrjährigen Talfahrt markiert. Vorangegangen war ein vom Allzeithoch im September 2011 ausgehender Kurseinbruch von mehr als 84 Prozent. Konkret lag das Tief bei 99,2 Zählern. Damit hatte das im März 1996 mit 200 Punkte gestartete Kursbarometer das niedrigste Niveau seit Juli 2002 markiert. Von diesem Mehrjahrestief hat es sich angesichts der dynamischen Aufwärtsbewegung in den vergangenen Monaten inzwischen sehr deutlich nach oben abgesetzt. Zuletzt notierte der HUI bei rund 270 Punkten. Das Plus seit dem Tief im Januar summiert sich damit auf mehr als 170 Prozent. Eine bemerkenswerte Entwicklung.

Hebelwirkung

Die sehr dynamische Aufwärtsbewegung verdeutlicht sehr gut die Hebelwirkung der Goldminenaktien gegenüber dem Goldpreis. In der Regel vollziehen sie die Auf- und Abwärtsbewegungen des Edelmetalls überproportional nach. Grafik 1 (linke Seite) zeigt die klare Out-Performance im bisherigen Jahresverlauf 2016. Während der Goldpreis bis dato „nur“ um rund 26 Prozent gestiegen ist, summiert sich das Plus beim HUI auf fast 142 Prozent. Der Hebel wirkt jedoch auch bei fallenden Preisen, wie beispielhaft die Entwicklung in den ersten sieben Monaten 2015 zeigt (Grafik 1, rechte Seite). Seinerzeit war der Kurs des Edelmetalls um sieben Prozent gesunken. Der Branchenindex hatte dagegen um 32 Prozent nachgegeben.

Keine oder nur kurzfristige Absicherung

Mit seiner Entwicklung verdeutlicht der NYSE Arca Gold BUGS Index seinen konzeptionellen Anspruch. Als Branchenindex für die weltweit größten börsennotierten Unternehmen, die im Goldabbau tätig sind, sollen die in ihm enthaltenen Werte die kurzfristigen Bewegungen des Goldpreises widerspiegeln. Entsprechend werden nur Aktien von Unternehmen in den Index aufgenommen, die ihr gefördertes Gold nicht oder nur zu einem geringen Teil mittels Futures, Optionen und Forwards absichern und bei eventuellen Absicherungsmaßnahmen ihre Bestände maximal für 18 Monate vorverkaufen. Wie viele Werte im Index enthalten sind, ist nicht definiert. Derzeit umfasst er 16 Aktien. Die Schwergewichte davon sind der US-Konzern Newmont Mining sowie die beiden kanadischen Goldförderer Barrick Gold und Goldcorp.

Steigender Preis, steigende Margen und umgekehrt

Die relativ starke Hebelwirkung der Goldminen gegenüber dem Goldpreis resultiert aus einem einfachen Grund: Gesellschaften, die ihr Gold nicht bzw. nur kurzfristig am Terminmarkt absichern sind sehr stark von der aktuellen Entwicklung des Goldpreises abhängig. Vereinfacht gilt dabei die folgende Formel: Kann das geförderte Gold zu höheren Preisen verkauft werden, resultieren daraus bei gleichbleibenden Fixkosten exponentiell wachsende Gewinnmargen, was sich entsprechend positiv im Aktienkurs niederschlägt. Sinkt der Goldpreis dagegen, belaste dies die Profitabilität, was einen Belastungsfaktor für die Kursentwicklung darstellt. Die Stärke der Hebelwirkung ist dabei nicht konstant. Auch eine konkrete Richtmarke lässt sich nicht festmachen. Rückblickend auf den bisherigen Verlauf 2016 lässt jedoch festhalten, dass der HUI im Durchschnitt die Bewegungen des Goldpreises um etwa das 4,9-fache nachvollzogen hat.

Saisonalität

Die Frage ob der Branchenindex seine Aufwärtstendenz fortsetzen kann, hängt somit davon ab, wie sich der Goldpreis weiterhin entwickelt. Kann dieser seine seit Ende 2015 auszumachende steigende Tendenz fortsetzen, dürfte dies auch dem HUI weiteren Rückenwind verleihen. Vielleicht hilft ja die eindeutig vorhandene Saisonalität des Edelmetalls. Religiöse Feierlichkeiten wie das christliche Weihnachten aber vor allem auch die Hochzeitssaison in Indien führen in der Regel zu einer verstärkten Nachfrage nach Goldschmuck seitens der Verbaucher im Schlussquartal eines jeden Jahres. Entsprechend bereitet sich der Goldmarkt auf diese Entwicklung frühzeitig vor, weshalb oft anziehende Goldpreise in den Monaten August und September auszumachen sind.

Typischer Anstieg bereits vorweggenommen

Statistisch betrachtet sticht dabei vor allem der September heraus (siehe Grafik 3). Er war in den vergangenen rund 20 Jahren, der Monat im Jahresverlauf, mit der historisch betrachtet besten Performance. Der NYSE Arca Gold BUGS Index zeigt ein ähnliches saisonales Muster. Zwar lassen sich aus derartigen historischen Betrachtungen keine Vorhersagen über künftige Entwicklungen ziehen, einen Anhaltspunkt für Investitionsentscheidungen können sie dennoch bieten. 2016 stellt sich dabei die Frage, ob die für die Monate August und September typische steigende Tendenz beim Branchenindex bereits vorweggenommen wurde? Schließlich hatte das Kursbarometer allein im Juli um mehr als 22 Prozent haussiert. Und selbst im Juli – dem gemessen an der Zahl der Verlustmonate historisch betrachtet schlechtesten Monat – ist bis dato ein kräftiger Anstieg von mehr als 9 Prozent zu verzeichnen.

Spekulanten greifen wieder zu

Derzeit könnte aber nicht nur die Saisonalität eine Rolle spielen. Gold scheint auch bei den kurzfristig und spekulativ agierenden Investoren wieder stärker in Mode gekommen zu sein. Kein Wunder angesichts der dynamischen Kursentwicklung des Edelmetalls in den vergangenen Monaten. Das gestiegene Interesse bei den Goldspekulanten aber auch bei den Investoren, die Gold als „sicheren Hafen“ ansehen, zeigt sich sehr gut an den Gold-ETFs, wie dem weltweit größten SPDR Gold Shares (US-Kürzel: GLD). Er hatte im Juli in der Spitze mit mehr als 982 Tonnen so viel Gold im Bestand, wie seit Juni 2013 nicht mehr. Hierzulande feierte Xetra-Gold (WKN: A0S9GB), das mit Abstand umsatzstärkste Wertpapier bei den gehandelten Exchange Traded Commodities (ETCs) am Börsenplatz Xetra, neue Rekorde bei seinen Beständen.

Lockere Geldpolitik und Risiken im europäischen Bankensektor

Zu dem positven Performance des Goldpreises beigetragen hat die Sorge vor einer anhaltenden Abwärtsspirale bei den Papierwährungen, weil viele Notenbanen bei ihrer Geldpolitik noch kräftiger auf das Lockerungspedal drücken, wie beispielsweise die Bank of Japan und die EZB. In Europa knirschte es zuletzt zudem wieder mächtig in der Finanzbranche (Stichwort: italienische Banken). Das Risiko, dass das Finanzgefüge erneut und dabei noch stärker ins Wanken kommt als vor ein paar Jahren, ist nicht von der Hand zu weisen. Hinzu kommt das allgemein niedrige und teils negative Zinsumfeld, weshalb Anlagen in Gold zunehmend das von Skeptikern oft angeführte k.o.-Kriterium verlieren, dass Gold keine Zinsen erwirtschaftet. Es lassen sich somit mehrere Gründe finden, die für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung beim Goldpreis sprechen. Davon dürfte dann auch der NYSE Arca Gold BUGS Index profitieren.

Steiler Aufwärtstrend

Charttechnisch betrachtet hat der HUI seit dem Mehrjahrestief im Januar dieses Jahres einen steilen Aufwärtstrend gebildet, der nach wie vor intakt ist. Zuletzt wurden dabei die Widerstände bei 252 und 261 Punkten überwunden, die sich aus dem Zwischenhoch von Juli und März 2014 ableiten lassen und jeweils die Hochpunkte dynamischer Aufwärtsimpulse markieren. Eine nächste potenzielle Hürde ist nun bei 283 Punkten (Zwischenhoch von August 2013) auszumachen. Bei 305 Zählern befindet sich dann das 38,2-Prozent-Fibonacci-Retracement der im September 2011 beim Rekordhoch gestarteten langfristigen Talfahrt, was verdeutlicht, dass der Index trotz der rasanten Rally in den vergangenen Monaten im großen Bild noch etliches an Aufwärtspotenzial bis zu den einst erreichten Höhen hat.

Derivate auf den HUI

Der HUI, vor allem der Kursvariante des Index, dient als Basiswert für eine Reihe von Derivaten, mit denen Anleger je nach Risikoneigung und Erwartungshaltung die unterschiedlichsten Strategien umsetzen können. Beispielsweise gibt es einen ETF und einige Indexzertifikate, mit denen 1:1 an einer steigenden Bewegung des NYSE Arca Gold BUGS Index partizipiert werden kann. Darüber hinaus stehen Anlegern eine Reihe von Optionsscheinen und Knock-out-Zertifikaten zur Verfügung, um gehebelt auf steigende aber auch auf fallende Kurse zu setzen. Thomas Behnke

Beispiele für Derivate auf den NYSE Arca Gold BUGS Index

ETFs
ComStage NYSE Arca Gold BUGS ETF (WKN: ETF091)
Market Access NYSE Arca Gold BUGS Index Fund (WKN: A0MMBG)

Indexzertifikate
Open End Partizipationszertifikat von Goldman Sachs (WKN: GS0J02)
Open End Partizipationszertifikat von Societe Generale (WKN: A0AA1V)

Hebelzertifikate Long
MINI Long Optionsschein von BNP Paribas (WKN: PB53WX)
MINI Long Optionsschein von BNP Paribas (WKN: PB62L1)

Hebelzertifikate Short
MINI Short Optionsschein von BNP Paribas (WKN: PB7J9F)
MINI Short Optionsschein von BNP Paribas (WKN: PB7J9L)