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Zeit für einen neuen Merger

Er raucht nicht. Er trinkt nicht. Alexander Dibelius lebt asketisch. Deswegen sei er nicht extrem, nur konsequent, sagt der drahtige 55-Jährige. Dank Disziplin, Zielstrebigkeit und messerscharfer Intelligenz stieg er zum Partner und Deutschland-Chef jener Bank auf, die Griechenland einst geholfen haben soll, Bilanzen zu frisieren: Goldman Sachs.

BÖRSE am Sonntag

Er raucht nicht. Er trinkt nicht. Alexander Dibelius lebt asketisch. Deswegen sei er nicht extrem, nur konsequent, sagt der drahtige 55-Jährige. Dank Disziplin, Zielstrebigkeit und messerscharfer Intelligenz stieg er zum Partner und Deutschland-Chef jener Bank auf, die Griechenland einst geholfen haben soll, Bilanzen zu frisieren: Goldman Sachs.

Dibelius managte für die US-Investmentbank, die wegen ihres internationalen Netzwerks und ihres massiven Einflusses auf Regierungsentscheidungen auch schon mal als „Krake“ bezeichnet wurde, die Übernahme von Chrysler durch Daimler sowie dann, als es abermals etwas zu verdienen gab, deren Trennung.
Von seiner Ausbildung her eigentlich Herzchirurg, organsierte Dibelius, kaum den Bänkerkinderschuhen entwachsen, bereits den Mega-Merger von Mannesmann und Vodafone. Mit einem Schlag war er bekannt.

Die Deals erfreuten Goldman Sachs und machten den ehrgeizigen Sportler reich. Sein Vermögen wird auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Weniger angetan dürfte die amerikanische Konzernmutter von den Pressewirbeln gewesen sein, die die Scheidung von seiner ersten Frau sowie Meldungen über eine nur beinahe korrekte Steuererklärung auslösten. Auf heftiges Stirnrunzeln stieß auch seine Behauptung, Banken hätten keine Verpflichtung, das Gemeinwohl zu fördern. Angesichts der enormen Turbulenzen an den Märkten durch Investmentvehikel wie „collaterized debt obligations“ klang das doch eher zynisch – jedenfalls nicht nach sozialem Miteinander.

Nach dreizehn Jahren mit harten Bandagen gibt Dibelius seinen Posten des Deutschland-Chefs bei Goldman Sachs nun auf. Zwar wird er als einer von drei Co-Chairmen weiterhin wichtige Kunden betreuen, doch von der Alleinverantwortung ist er befreit. Als Grund für den Rückzug gibt er an, mehr Zeit für eine neue Partnerin und das gemeinsame Kind haben zu wollen. Zu wünschen wär’s allen Beteiligten. Und vielleicht findet er ja auch zu den Quellen seiner familiären Verortung zurück: sein Großvater war evangelischer Bischof –und ein wirklich bedeutender Mann.