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Attraktive Rendite und persönliche Affinität

In der Anfangsphase der noch jungen Branche des Crowdfunding waren die Investoren überwiegend jünger und sehr internetaffin. Mittlerweile sind im Crowdinvesting auch Anleger aktiv, die traditionell eher in Zertifikate gehen. Die BÖRSE am Sonntag sprach mit Dirk Littig, dem Geschäftsführer von CONDA Deutschland, über den Markt für Crowdinvesting.

BÖRSE am Sonntag

In der Anfangsphase der noch jungen Branche des Crowdfunding waren die Investoren überwiegend jünger und sehr internetaffin. Mittlerweile sind alle Gesellschaftsschichten vertreten, denn seit einigen Jahren sind die an den deutschen Finanzmärkten tätigen Anbieter für Crowdinvesting attraktiv auch für den Typus des Anlegers, der traditionell eher in Zertifikate geht. Die BÖRSE am Sonntag sprach mit Dirk Littig, dem Geschäftsführer von CONDA Deutschland, über den Markt für Crowdinvesting.

Börse am Sonntag: Welche Vorbereitung und Aufgaben auf ein Startup oder Unternehmen zukommen, das ein Crowdinvesting durchführen lassen möche?

Dirk Littig: Eine erfolgreiche Crowdinvesting Kampagne beginnt bereits mit einer professionellen Vorbereitung. Als Unternehmerteam fehlt mir zunächst der direkte persönliche Kontakt zum Crowdinvestor – Den ersten Eindruck hinterlässt daher die Projektpräsentation, die möglichst viel dieses vorher fehlenden „in-die-Augen-Sehens“ wettmacht. Einerseits stellt das Unternehmerteam hier sein Unternehmen und seine Idee oder Produkt vor. Andererseits müssen auch die Fakten der Investmentchance klar und verständlich aufbereitet werden.

BaS: Muss das Unternehmen nicht zunächst seine eigene Crowd – also bestehende Netzwerke oder interessierte Stakeholder – aktivieren und begeistern?

Littig: Das ist natürlich eine Voraussetzung. Nur wenn das eigene Umfeld mitzieht, wird sich auch die etwas entferntere Crowd für ein Projekt interessieren und auch investieren. Dieses grundlegende Erfordernis wird vielfach von den Unternehmen unterschätzt. 

BaS: Sind die Investoren denn nur Geldgeber?

Littig: Oh, nein, sie sind durchaus mehr! Ein sehr attraktiver Aspekt des Crowdinvesting für Unternehmen ist, dass die Crowd nicht nur eine Anzahl von Investoren ist, sondern sich vielfach auch als Markenbotschafter des Unternehmens versteht. Als Crowdinvestor investiere ich eben nicht nur in ein Geschäftsmodell, weil es mir eine attraktive Rendite verspricht, sondern auch, weil ich eine Affinität dazu habe und mir das Produkt oder die Dienstleistung gefällt. Zudem werde ich darüber auch in meinen Netzwerken sprechen. 

BaS: Ein Beispiel dafür…?

Littig: Bei einem unserer aktuellen Projekte, Auroco, einem Hersteller intelligenter Sicherungstechnik für das Industrie- und Sportklettern, sehen wir großes Interesse in der Kletter-Community. Auroco steht beispielhaft für Unternehmen, bei denen sich ein beachtlicher Teil der Crowd aus bestehenden Fans zusammensetzt. So ist es uns auch gelungen 4,5 Millionen Euro für zwei österreichische Fußballvereine einzusammeln.

BaS: Was ist das Besondere beim Crowdinvesting von Sportvereinen, wird so etwas auch in Deutschland geben?

Littig: Im Segment der Sportinvestments zeigt sich am deutlichsten die emotionale Komponente des Crowdinvestings. Menschen mit enger Bindung an den Verein oder ein Projekt oder ein Unternehmen können sich erstmals auch investiv dort engagieren. Der Verein hat mit einer Crowdinvesting Kampagne die Möglichkeit, seinen Fans etwas zurückzugeben - in Form von Rendite. Ein vorteilhaftes Modell für beide Seiten. Wir sind jedenfalls derzeit mit einigen weiteren Fußballvereinen im Gespräch und loten die Möglichkeiten einer Crowdinvesting Kampagne. Man darf sicher gespannt sein.

BaS: Sport ist sicher ein griffiges Beispiel. Wer sind aber generell die Investoren, die auf CONDA investieren?

Littig: Das ist ein breiter Querschnitt. In der Anfangsphase unserer noch jungen Branche waren es überwiegend jüngere, internetaffine Investoren. Mittlerweile sind alle Gesellschaftsschichten vertreten.

BaS: Wie hoch sind denn da die Mindesteinlagesummen?

Littig: Ein großer Vorteil ist, dass man bereits ab 100 EUR investieren kann. Sie können also theoretisch bereits mit einem Gesamtanlagevolumen von nur 1.000 EUR Ihr Risiko auf zehn Projekte streuen. Das ist in mehrfacher Hinsicht reizvoll: Kleinanleger erhalten erstmals Zugang zu Direktinvestments in Unternehmen und Startups und das auch noch mit kleinen Beträgen.

BaS: Das Geschäftsfeld wächst ja offensichtlich. Wie soll es weitergehen?

Littig: Seit kurzem hat sich Ihre Branche im Bundesverband Crowdfunding organisiert...

BaS: … Sie sind ja auch Mitglied im Vorstand dort. Was waren denn die Gründe für den Beitritt von CONDA und was erhoffen Sie sich vom Verband?

Littig: Die im vergangenen Jahr eingeführte Regulierung des Crowdfunding, durch das Kleinanlegerschutzgesetz, hat sehr deutlich gemacht, dass unsere Branche – auch und vor allem im Interesse der Crowd – eine Interessenvertretung braucht. Interessanterweise wurde dieser Wunsch auch von der Politik an uns Plattformen herangetragen. Wir sind überzeugt, dass ein aktives Einbringen in Gestaltungsprozesse zum Nutzen aller Beteiligten ist. Deshalb ist CONDA Gründungsmitglied des Bundesverbands Crowdfunding und deshalb habe ich ein Vorstandsmandat im Verband angenommen. Neben der Funktion einer geregelten Kommunikation mit der Politik ist es mir auch sehr wichtig, dass der Verband sukzessive Branchenstandards setzt und damit zu einer weiteren Professionalisierung beiträgt.

BaS: Konkret gefragt – was planen Sie?

Littig: Erste Schritte in diese Richtung sind etwa die Erarbeitung eines Wohlverhaltenskodex sowie von Reporting Standards für die Mitgliedsunternehmen.

BaS: Dabei viel Erfolg, und besten Dank!

CONDA ist als einzige Crowdinvesting-Plattform in sieben Ländern aktiv, zudem ist sie nicht auf bestimmte Zielgruppe und Anlageklasse beschränkt. In den gut drei Jahren am Markt konnte das Unternehmen 58 Projekte mit einem Finanzierungsvolumen von insgesamt rund 13 Millionen Euro realisieren.