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Gewinnrezession in den USA vor dem Ende?

Wenn Alcoa seine Bücher öffnet, schauen Anleger ganz genau hin: Der Aluminiumriese aus Pittsburgh, Pennsylvania, läutet traditionell alle drei Monate die US-Berichtssaison ein. Wenn Alcoa schwächelt – ist das ein schlechtes Omen ist das für die vielbeachtete Berichtssaison ? Oder steuert Wall Street im Gegenteil auf eine Herbstrallye hin? Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, beobachtet die Vorzeichen am US-Aktienmarkt.

BÖRSE am Sonntag

Wenn Alcoa seine Bücher öffnet, schauen Anleger ganz genau hin: Der Aluminiumriese aus Pittsburgh, Pennsylvania, läutet traditionell alle drei Monate die US-Berichtssaison ein – und seine Zahlen gelten als ein Indikator für die konjunkturelle Lage in den Vereinigten Staaten. Wenn Alcoa schwächelt – ein wie schlechtes Omen ist das für die vielbeachtete Berichtssaison in den USA?

Von Ulrich Stephan

Was die Investoren in der jüngst veröffentlichten Bilanz für das 3. Quartal 2016 sahen, dürfte überrascht haben: Sowohl Umsatz als auch Gewinn des weltweit zweitgrößten Aluminiumherstellers Alcoa lagen unter den Erwartungen der Analysten. Ein schlechtes Omen für die anstehende Berichtssaison? Keineswegs. Denn trotz der Alcoa-Berichterstattung gibt es Grund zur Hoffnung, dass der negative Trend der vergangenen fünf Quartale, in denen die Gewinne der Unternehmen im US-Leitindex S&P 500 jeweils unter dem Vorjahresquartal lagen, langsam ein Ende finden könnte.

Positiver Start der US-Berichtssaison

So dürfte für das mäßige Alcoa-Ergebnis insbesondere die aktuell schwierige Lage zahlreicher Flugzeugbauer verantwortlich sein. Denn diese zeichnen für rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes des Aluminiumherstellers verantwortlich. Blickt man hingegen auf alle 116 Unternehmen, die bisher ihre Bilanz für das 3. Quartal 2016 veröffentlicht haben (Stand: 21. Oktober 2016), zeichnet sich ein insgesamt positiver Start der Berichtssaison ab: Die Mehrheit von ihnen konnte die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten in Bezug auf Umsatz und Gewinn übertreffen. Noch bemerkenswerter ist, dass fast zwei Drittel der Unternehmen ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal tatsächlich steigern konnten; bei drei von vier Unternehmen stiegen die Gewinne.

Von einer Trendwende zu sprechen, erscheint aus Sicht der Deutschen Bank allerdings verfrüht, da zum einen bisher lediglich rund ein Drittel der Unternehmen des S&P 500 berichtet haben. Zum anderen rechnen die Analysten im Durchschnitt damit, dass die Gewinne pro Aktie im S&P 500 auch im 3. Quartal 2016 noch leicht unter denen des Vorjahresquartals liegen. Ein Anfang vom Ende der Gewinnrezession könnte jedoch gemacht sein.

Nicht nur die aktuellen Zahlen betrachten

In ihren Analysen sollten Anleger sich jedoch nicht nur auf die Zahlenwerke zum abgelaufenen Quartal beschränken. Oftmals viel entscheidender für die Entwicklung an den Aktienmärkten sind die Unternehmensprognosen für die kommenden Monate. Und auch hier sind die Erwartungen derzeit recht aussichtsreich: Die Deutsche Bank rechnet nicht zuletzt wegen des vergleichsweise stabilen konjunkturellen Umfelds in den USA für das 4. Quartal 2016 mit einem Gewinnwachstum je Aktie im S&P 500 von rund 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Ein optimistisches Szenario, das von den Analysten sogar über das laufende Jahr hinaus geteilt wird. Für das Gesamtjahr 2017 wird aktuell sogar eine Gewinnsteigerung von 13 Prozent erwartet.

Anleger könnten Blick nach Übersee richten

Der US-Aktienmarkt könnte für Anleger also über interessante Perspektiven verfügen. Allerdings wurden schon in der jüngeren Vergangenheit positive Gewinnschätzungen regelmäßig nach unten revidiert. Ob das trotz der vergleichsweise soliden ökonomischen Vorgaben erneut der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Ausschlaggebend dafür dürfte unter anderem die US-Präsidentschaftswahl am 8. November sein. Aufgrund der zum Teil sehr unterschiedlichen ökonomischen Ziele der beiden Kandidaten sollten Anleger das Duell zwischen Donald Trump und Hillary Clinton sehr genau im Auge behalten. Mit einer erhöhten Schwankungsbreite an den US-Märkten ist in den kommenden Wochen und Monaten zu rechnen.

Entsprechend risikobereite Anleger, die in der Lage sind, diese möglichen Schwankungen auszuhalten, und die Erwartung steigender Unternehmensgewinne teilen, könnten im US-Aktienmarkt derzeit ein interessantes Investmentziel finden.