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„Volatile Märkte zwingen Anleger zu flexiblem Management“

Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, ist regelmäßiger Kolumnist der BÖRSE am Sonntag. Wir sprachen mit ihm über die aktuellen Chancen für Anleger.

BÖRSE am Sonntag

Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, ist regelmäßiger Kolumnist der BÖRSE am Sonntag. Wir sprachen mit ihm über die aktuellen Chancen für Anleger.

BÖRSE am Sonntag: Herr Dr. Stephan, laut Bankenverband sind zwei Drittel der deutschen Anleger mit der Wertentwicklung ihrer Geldanlagen 2014 unzufrieden – trotz boomender Aktienmärkte. Wie kann das sein?

Dr. Ulrich Stephan: Viele Sparer in Deutschland scheuen immer noch vor dem Kapitalmarkt zurück, obwohl sich hier langfristig gute Renditechancen bieten. Das ist ein Dilemma, denn auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto lässt sich keine rentable Verzinsung mehr erzielen. Sparer sollten deshalb nach Möglichkeiten suchen, höhere Renditen bei angemessenem Risiko zu erzielen – abwarten lohnt nicht.

Höhere Zinsen sind nicht in Sicht?

Nein. Die Europäische Zentralbank hat gerade erst damit begonnen, in großem Umfang Staats- und Unternehmensanleihen anzukaufen, um Konjunktur und Inflation im Euroraum anzukurbeln.
BaS: Können konservative Anleger stattdessen auf Staatsanleihen setzen?
Sichere Staatsanleihen sind keine Alternative mehr: Zehnjährige Bundesanleihen rentieren inzwischen unter 0,2 Prozent, bei kürzeren Laufzeiten liegt die Rendite sogar unter null. Aktuell erzielt rund ein Drittel aller ausstehenden Staatsanleihen im Euroraum eine negative Rendite.

Wie sieht die Situation in den USA aus?

Bei der wirtschaftlichen Erholung sind uns die USA deutlich voraus. Ich erwarte hier für 2015 ein BIP-Wachstum von 3,1 Prozent gegenüber 1,4 Prozent im Euroraum. Die solide Konjunktur und steigende Zinsen in den USA sprechen dafür, dass der US-Dollar seinen Aufschwung fortsetzen wird. Ich erwarte die Parität zwischen Euro und Dollar, also einen Kurs von eins zu eins, bereits zum Jahresende. Ende 2016 könnte der Euro/Dollar-Kurs 0,90 betragen, Ende 2017 sogar nur noch 0,85. Für Anleger aus dem Euroraum ist das interessant: Sie können bei einem steigenden Dollar mit US-Investitionen von Währungsgewinnen profitieren.

Sollten Anleger zur Absicherung jetzt Gold erwerben?

Viele Anleger fühlen sich sicherer, wenn sie etwas Gold besitzen. Ich möchte das niemandem ausreden, gebe aber zu bedenken: Die Aussicht auf steigende US-Zinsen macht Gold vergleichsweise unattraktiv – dass der Goldpreis trotz vieler globaler Krisenherde am Boden bleibt, spricht für sich. Generell sehe ich wenig Potenzial bei den meisten Edelmetallen. Ausnahmen kann es bei industriell genutzten Edelmetallen wie Palladium geben, das für den Katalysatorenbau benötigt wird und von den guten Absatzzahlen in der Automobilindustrie profitieren dürfte.

Welche Anlageklassen empfehlen Sie für ein ausgewogenes Portfolio?

Abhängig von ihrer persönlichen Situation könnten Anleger derzeit Aktien aus den USA, Europa und Asien, eine Mix aus chancenreichen und konservativen Anleihen sowie Immobilienanlagen berücksichtigen. Besonders wichtig ist dabei ein flexibles Management. Angesichts der aktuell volatilen Märkte sollten die Anlageklassen und Instrumente laufend überprüft und bei Bedarf neu gewichtet werden. Anleger, die dafür keine Zeit oder Gelegenheit haben, sollten das Management ihres Portfolios in professionelle Hände geben und zum Beispiel über einen aktiv gemanagten Multi-Asset-Fonds nachdenken.