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Dollar & Co. bringen Bewegung ins Portfolio

Selbst Anleger, die sich nicht täglich intensiv mit ihrer Geldanlage beschäftigen, dürften zumindest einen Investmentgrundsatz verinnerlicht haben: Eine breite Diversifikation verbessert das Rendite-Risiko-Profil des Portfolios. Neben der Auswahl unterschiedlicher Assetklassen und Branchen betrifft das auch die Aufteilung der Anlagen auf verschiedene Länder – schließlich entwickeln sich internationale Kapitalmärkte regional unterschiedlich.

BÖRSE am Sonntag

Selbst Anleger, die sich nicht täglich intensiv mit ihrer Geldanlage beschäftigen, dürften zumindest einen Investmentgrundsatz verinnerlicht haben: Eine breite Diversifikation verbessert das Rendite-Risiko-Profil des Portfolios. Neben der Auswahl unterschiedlicher Assetklassen und Branchen betrifft das auch die Aufteilung der Anlagen auf verschiedene Länder – schließlich entwickeln sich internationale Kapitalmärkte regional unterschiedlich.

Oft wird dabei ein Punkt aus den Augen verloren. Ein Investment außerhalb des eigenen Währungsbereiches – im Fall des deutschen Anlegers also außerhalb der Eurozone – beinhaltet automatisch eine Fremdwährungskomponente. Anleger investieren also gleichzeitig in ein Unternehmen und in eine Währung – mit entsprechenden zusätzlichen Renditechancen und Risiken.

Welche Auswirkungen Fremdwährungen haben können, verdeutlicht ein einfaches Beispiel: Der Kurs des US-Aktienmarktindexes S&P 500 legte von Jahresbeginn bis Ende April um 2,5 Prozent zu. Hätte ein Anleger in den USA zum Jahresanfang über einen Fonds 100 US-Dollar in den Gesamtindex investiert, wären seine Anteile – ohne Berücksichtigung von möglichen Gebühren etc. – Ende April also 102,50 Dollar wert gewesen. Für einen Anleger aus dem Euroraum dagegen, der 100 Euro investiert hätte, wäre der Anteilswert auf 113 Euro gestiegen – in dieser speziellen Situation ein sattes Performance-Plus gegenüber dem US-Anleger.

Grund für diese beachtliche Diskrepanz ist die Wechselkursentwicklung zwischen US-Dollar und Euro: Seit Jahresanfang hat der Dollar im Vergleich zum Euro um fast 10 Prozent aufgewertet. Während diese Entwicklung auf das Investment des US-Anlegers keinen Einfluss hat, profitiert der Euro-Anleger davon. Seine in Dollar notierenden Anteile werden beim Verkauf in Euro umgerechnet und ausgezahlt. Und da der US-Dollar gestiegen ist, bekommt er mehr Euro für seine Dollar-Anteile.

In gleicher Weise, wie Anleger von der Währungskomponente im Portfolio profitieren können, kann es bei entsprechenden Wechselkursentwicklungen auch zu Verlusten kommen. Um ein solches Risiko zu minimieren, ist es möglich, ein Investment gegen Währungsschwankungen abzusichern – man spricht dabei von „hedgen“ (engl.: absichern). Dafür wird zum Beispiel seitens des Fondsmanagements der zum Kaufzeitpunkt bestehende Fremdwährungskurs mit Hilfe von Termingeschäften oder Optionen festgeschrieben.

Egal, wie sich die Währung entwickelt, sie hat im Optimalfall keinerlei Einfluss mehr auf die Performance der Anlage. Ob diese Absicherung sinnvoll ist oder nicht, lässt sich nur im Einzelfall entscheiden. Denn in welche Richtung sich ein Wechselkurs entwickelt, ist maßgeblich von der Zins- sowie der Wirtschaftswachstumsdifferenz der beiden betreffenden Währungsregionen abhängig. Im Fall der USA und der Eurozone sprechen derzeit beide Faktoren klar für die USA – entsprechend fließt vermehrt Kapital aus der Eurozone über den Atlantik, wodurch der US-Dollar im Vergleich zum Euro aufwerten dürfte.

Wir erwarten bis Jahresende eine Fortführung der Schwächephase des Euro gegenüber dem US-Dollar und den meisten Schwellenländer-Währungen. Für Anleger mit entsprechender Risikobereitschaft könnten sich daher derzeit insbesondere nicht gehedgte Anlagen, etwa in den USA oder Asien, anbieten. Die Währungskomponente sollte aber niemals allein das ausschlaggebende Kriterium für oder gegen ein Fonds- oder Renteninvestment sein. Im Vordergrund sollten immer die fundamentalen Wirtschafts- oder Unternehmensdaten stehen.

Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank