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Der Deflationsverhinderer

Ein schwächerer Euro ist offenbar von entscheidender Bedeutung für Mario Draghi. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) versucht auch im neuen Jahr, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass der Eurokurs weiter sinkt. Mit der schwächeren Währung möchte er die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln und eine Deflation, die er fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, unbedingt abwehren.

BÖRSE am Sonntag

Ein schwächerer Euro ist offenbar von entscheidender Bedeutung für Mario Draghi. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) versucht auch im neuen Jahr, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass der Eurokurs weiter sinkt. Mit der schwächeren Währung möchte er die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln und eine Deflation, die er fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, unbedingt abwehren.

Zu diesem Zweck schürt der 1947 geborene Bankmanager Spekulationen, dass die Geldpolitiker bald mit „unkonventionelle Instrumente“ beginnen werden. Mit diesem Begriff wird der Ankauf von Staatsanaleihen – insbesondere von solchen, die von den schwächeren Mitgliedern im Euroraum emittiert wurden – gerne umschrieben.

Seit dem 1. November 2011 ist Draghi Präsident der EZB. Erstmals in dieser Zeit sind die Preise im Durchschnitt aller Euro-Staaten in die Minus-Zone gerutscht. Wie Eurostat in Luxemburg jüngst mitteilte, verringerten sich die Verbraucherpreise in den Staaten der Währungsunion im Dezember um 0,2 Prozent. Das letzte Mal hatte es im Oktober 2009 mit minus 0,1 Prozent einen Rückgang der Preise gegeben. Auch wenn daraus keine ausgeprägte Deflation werden sollte, bringt dies die EZB in die Bredouille.

Der unter anderem am renommierten Bostoner MIT ausgebildete Draghi stammt aus Rom; von 2006 bis 2011 Präsident der Italienischen Nationalbank. Da macht ihn vielleicht besonders sensibel für die Probleme der Euro-Zone, denn ausgerechnet Italien ist das Land, das bisher kaum erkennbare Erfolge bei der Reform der Finanzsysteme  und des Haushaltsdefizits zeigt; Irland, Portugal und sogar Griechenland haben hier die Nase deutlich vorn. Schon auf der nächsten geldpolitischen Sitzung der EZB am 22. Januar in Frankfurt könnte Draghi also die Tür zum massenhaften Ankauf von Staatsanleihen aufstoßen. Dies wird tendentiell den Euro weiter schwächen.