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Mario Draghi: Handeln aus Überzeugung

Die Eurozone hat Mario Draghi vor dem Auseinanderbrechen bislang bewahrt. „Whatever it takes“ – die drei Worte des Chefs der Europäischen Zentralbank anlässlich einer Investorenkonferenz in London im Jahr 2012 drückten die zuvor stark gestiegenen Risikoaufschläge für Staatsanleihen der südeuropäischen Länder nach unten.

BÖRSE am Sonntag

Die Eurozone hat Mario Draghi vor dem Auseinanderbrechen bislang bewahrt. „Whatever it takes“ – die drei Worte des Chefs der Europäischen  Zentralbank anlässlich einer Investorenkonferenz in London im Jahr 2012 drückten die zuvor stark gestiegenen Risikoaufschläge für Staatsanleihen der südeuropäischen Länder nach unten.

Das beruhigte die Investoren, stabilisierte die Gemeinschaftswährung, die Regierungen in Rom, Lissabon, Madrid und Athen gewannen Zeit, die dringend notwendigen Reformmaßnahmen durchzuführen.

Doch Draghi sieht die Erfolge bedroht, sein Werk ist noch nicht vollendet. Die Krise ist zurück, die Konjunktur entwickelt sich in der Eurozone nur schleppend, die Verschuldung in den Krisenländern ist trotz Sparens weiter gestiegen, die Banken vergeben nur sehr verhalten Kredite an die Unternehmen, die Deflationsgefahren wachsen. Draghi will nachlegen und die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank massiv ausweiten. Durch den Kauf verbriefter Kredite, Pfandbriefen Unternehmens- und Staatsanleihen soll noch mehr Geld in die Wirtschaft fließen und für Wachstum sorgen.

Das aber gefällt nicht jedem in der EZB, insbesondere Jens Weidmann nicht, dem Chef der deutschen Bundesbank. Der Kauf von Staatsanleihen verstößt seiner Meinung nach gegen Statuten der EZB und birgt erhebliche Gefahren für den deutschen Steuerzahler. Dieser müsste bei Ausfällen der Papiere haften. Auch in Berlin wächst der Unmut über den Kurs des Italieners, der seine Entscheidungen immer häufiger ohne vorherige Konsultation des EZB–Rates verkündet. Doch der frühere Goldman-Sachs-Banker hat die Entwicklungen in Japan genau studiert. Er weiß, dass es ungleich leichter ist, einer Deflation vorzubeugen, als diese zu beseitigen, wenn sie in vollem Gange ist. Draghi handelt. Es steht zu viel auf dem Spiel. Andere kritisieren und warnen. Davon wird aber nichts besser.