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Stufen, die aus dem Zinstal führen

Sparer müssen weiterhin mit niedrigen Zinsen leben. Einen Ausweg bieten von Banken emittierte strukturierte Anleihen. Anleger sollten dabei auf die Bonität des Geldinstituts achten.

BÖRSE am Sonntag

Sparer müssen weiterhin mit niedrigen Zinsen leben. Einen Ausweg bieten von Banken emittierte strukturierte Anleihen. Anleger sollten dabei auf die Bonität des Geldinstituts achten.

Zinsen waren gestern. Für das Investment in zehnjährigen Bundesanleihen bekamen Anleger vor fünf Jahren noch jährlich einen Zins von drei Prozent ausgezahlt – heute ist es noch nicht einmal ein halbes Prozent. Alternativen müssen her. Dazu zählen von Banken emittierte Stufenzinsanleihen. Sie sind mit einem festen Zins ausgestattet, der peu à peu während der Laufzeit ansteigt. Durch den vorab festgelegten Kupon wissen Anleger, welche Renditen die Papiere erzielen. Den Nennwert der Stufenzinsanleihe bekommen sie am Laufzeitende wieder zurück. Ganz ohne Risiko sind die Produkte aber nicht. Wie bei Anleihen üblich, kann der Kurs während der Laufzeit unter den Nennwert rutschen – etwa wenn das allgemeine Zinsniveau steigt. Neben dem Marktrisiko nehmen Anleger zudem das Emittentenrisiko in Kauf. Denn Anleihen sind rechtlich gesehen Schuldverschreibungen. Sollte der Emittent also insolvent werden, kann es zum Verlust des kompletten Einsatzkapitals kommen. Daher gilt: Je bonitätsschwächer der Emittent, desto größer der Risikoaufschlag, den die Bank in Form von jährlichen Kupons zahlt.

Stufenzinsanleihen mit steigender Verzinsung

Wer an vergleichsweise hohen Zinsen interessiert ist, der kann sich die Stufenzinsanleihen der IKB Deutsche Industriebank einmal genauer ansehen. Im Zuge einer Kette von Rettungsmaßnahmen erhöhte die Hauptgesellschafterin, die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), ihren Aktienanteil von 38 auf 90,8 Prozent. Seit Oktober 2008 hat die Investmentgesellschaft Lone Star den KfW-Anteil übernommen. Derzeit offeriert die IKB zum Beispiel die Stufenzinsanleihe 03/2025 (WKN: A12UFD). Wie der Produktname verrät, läuft die Anleihe bis März 2025. Über die zehn Jahre verteilt erhalten Anleger jährliche Zinszahlungen. Sie betragen 1,5 Prozent im ersten Jahr und steigern sich jährlich um 0,10 Prozentpunkte. Das heißt: 2016 sind es 1,6 Prozent, 2017 dann 1,7 Prozent und so weiter. Im letzten Laufzeitjahr 2025 sind es 3,0 Prozent. Wer etwa zu Beginn der Laufzeit Ende März 2015 10.000 Euro in die Stufenzinsanleihe investiert, der hätte nach zehn Jahren insgesamt 12.150 Euro. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 2,12 Prozent.

Wie kreditwürdig der Markt eine Bank aktuell einschätzt, ist anhand von Credit Default Swaps (CDS) zu erkennen. Ein CDS gibt Auskunft über die Kosten einer Kreditausfallversicherung für die Anleihen der jeweiligen Bank. Je niedriger der CDS-Wert, desto kreditwürdiger ist die Bank. Der CDS der IKB mit einer fünfjährigen Laufzeit beträgt derzeit 154 Basispunkte. Der Wert ist damit deutlich höher als beispielsweise bei der Bayern LB, deren CDS aktuell bei 74 Basispunkten liegt. Somit ist der Zahlungsausfall der Bayern LB unwahrscheinlicher als bei der IKB.

Andererseits kann die Bayern LB nicht mit den Kupons der IKB mithalten. Die Bayern LB bietet beispielsweise die sechs Jahre laufende Stufenzinsanleihe 3/2015 (WKN: BLB28U) an. Für die ersten drei Jahre ist ein Kupon von jeweils 0,25 Prozent festgeschrieben. Im vierten und fünften Jahr gibt es 0,35 Prozent und im letzten Jahr 0,45 Prozent. Wer 10.000 Euro investiert, hat nach sechs Jahren insgesamt 10.170 Euro. Macht im Schnitt jährlich 0,28 Prozent Rendite.

Je nach Risikoneigung und Anlagehorizont kommt für Anleger die entsprechende Stufenzinsanleihe in Frage. Auch wenn es bei den verschiedenen Emittenten deutliche Bonitätsunterschiede gibt: Seit dem Ausbruch der Finanzkrise haben sich die Ausfallwahrscheinlichkeiten der Banken insgesamt betrachtet verringert. Nachdem Lehman Brothers am 15.September 2008 Insolvenz beantragt hatte, notierte zum Beispiel der CDS der Deutschen Bank bei 150 Basispunkten. Heute beträgt er rund 65 Basispunkte.

Indexanleihen mit hohem Kupon

Wem die Renditen von Stufenzinspapieren zu mickrig sind, der findet Produkte, die einerseits einen höheren Zins zahlen, andererseits aber auch ein größeres Risiko enthalten. Ein Beispiel ist die die zweijährige Europa-Plus-Anleihe (WKN: BLB29J) der Bayern LB. Die Käufer der Papiere erhalten eine feste Verzinsung von jährlich 2,5 Prozent des Nennbetrags. Ob sie den Nennwert von 1.000 Euro pro Anleihe am Laufzeitende vollständig zurückerhalten, hängt von der Entwicklung des Euro Stoxx 50 ab. Startwert ist der Indexstand vom 25. März 2015. Sollte der europäische Aktien-Leitindex während der Laufzeit stets auf oder über der Kursmarke von 59 Prozent des Startkurses liegen, erfolgt die Rückzahlung zu 100 Prozent des Nennbetrags. Wird diese Barriere jedoch während der Laufzeit gerissen und liegt der Index zum Schluss unter dem Startkurs, nehmen Anleger an den Kursverlusten des Euro Stoxx 50 teil.

Was im Falle des Barrierebruchs passieren kann, zeigen zwei Szenarien, in denen ein Anleger jeweils 10.000 Euro anlegt. Szenario eins: Die Barriere wird verletzt, der Euro Stoxx 50 notiert jedoch am Laufzeitende wieder über dem Startkurs. Dann bekommt der Anleger neben den Zinsen von insgesamt 500 Euro seinen Kapitaleinsatz von 10.000 Euro zurück. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 2,46 Prozent. Szenario zwei: Die Barriere reißt und der Euro Stoxx notiert am Laufzeitende bei 80 Prozent des Startkurses. Unabhängig von der Indexentwicklung erhält der Käufer des Papiers auch hier jährlich eine Zinszahlung von 250 Euro, also insgesamt 500 Euro. Dadurch dass jedoch der Index 20 Prozent an Wert verloren hat, bekommt er aber nur noch 8.000 Euro zurück. Insgesamt bleiben ihm also 8.500 Euro. Unterm Strich entsteht ein Verlust von 1.500 Euro, also 15 Prozent des investierten Kapitals.

Wie immer bei Investments gilt auch hier die alte Anlageregel: Wer mehr Rendite will, der muss auch bereit sein, ein höheres Risiko einzugehen.