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Es führt kein and’rer Weg…

Schon in seiner Doktorarbeit über die Europäische Währungsunion warnte er vor Staatsschulden und Bankenpleiten. Das war 1993. Ja, Thomas Jakob Ulrich Jordan, der Präsident der Schweizer Nationalbank, muß wissen, was er tut. In der vergangenen Woche hat er ohne Vorwarnung die faktische Kopplung des Schweizer Franken an den Euro gekappt. Die Bedeutung dieses Schrittes wird durch die Reaktion der Märkte anschaulich illustriert. Wer ist dieser Wilhelm Tell, der sich das traut?

BÖRSE am Sonntag

Schon in seiner Doktorarbeit über die Europäische Währungsunion warnte er vor Staatsschulden und Bankenpleiten. Das war 1993. Ja, Thomas Jakob Ulrich Jordan, der Präsident der Schweizer Nationalbank, muß wissen, was er tut. In der vergangenen Woche hat er ohne Vorwarnung die faktische Kopplung des Schweizer Franken an den Euro gekappt. Die Bedeutung dieses Schrittes wird durch die Reaktion der Märkte anschaulich illustriert.  Wer ist dieser Wilhelm Tell, der sich das traut?

Nach Abschluss der Promotion habilitierte sich Jordan in nur drei Jahren an der Harvard-Universität in Boston, USA. 1997 heuerte Jordan bei der Schweizer Nationalbank als wissenschaftlicher Berater an. Kontinuierlich stieg er auf. Bereits seit 1998 lehrt er an der Universität Bern die Fächer „Geldtheorie“ und „Geldpolitik“. Seit 2008 leitet Jordan die Geschicke eines Stabilisierungsfonds, den die SNB für illiquide Aktiva der UBS auflegen musste. Abgesehen davon, dass illiquide Aktiva eigentlich eine contradictio in se sind: der Mann ist offenbar Härte gewohnt. Und so hat er, als er am 9. Januar 2012 den Posten des SNB-Präsidenten übernahm, die seit 2011 laufenden, massiven Stützungskäufe für den Euro geerbt – und weitergeführt. Insgesamt hat sein Haus über 300 Milliarden Franken in den Euro-Markt pumpen lassen.

Jordan, der in der nächsten Woche seinen 52. Geburtstag feiert, ist Familienvater. Mit seiner Frau und den beiden Söhnen wohnt er in Küsnacht, jenem Ort, in den in Schillers Wilhelm Tell „kein and’rer Weg“ führt und der so zu literarischen Ehren gelangte. In dieser Woche hat er nun seine Eidgenossenschaft in eine neue Freiheit geführt. Was in früher die Herrschaft des Vogtes Geßler war, war ihm offenkundig die Bindung an den Euro. Der Mann aus Küsnacht hat gut gezielt und voll getroffen. Die Schweiz hat auf einen Schlag Währungsparität zum Euro, niemandem schuldet der deutsche Staat so viel wie den Eidgenossen. Die Souveränität aber hat einen hohen Preis –  zu Zeiten Wilhelm Tells ebenso wie für Thomas Jordan.