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Pro & Contra: Technologie-Aktien noch einen Blick wert?

Manche warnen vor einer Überhitzung bei Technologie-Aktien. Es gibt aber noch einige Titel, die nicht zu teuer sind. Bei den etablierten Unternehmen gehört für uns die Halbleiterbranche mit Unternehmen wie Intel in den USA dazu.

BÖRSE am Sonntag

Die Halbleiterbranche wächst weiter

von Benjamin Betz, Vermögensverwalter der Bayerische Vermögen AG in München

Manche warnen vor einer Überhitzung bei Technologie-Aktien. Es gibt aber noch einige Titel, die nicht zu teuer sind. Bei den etablierten Unternehmen gehört für uns die Halbleiterbranche mit Unternehmen wie Intel in den USA dazu. Solide Zahlen und eine attraktive Dividendenrendite dürften weiterhin für eine Nachfrage der Aktie sorgen. Wer bei Intel und Co. nur an Personal Computer denkt, der liegt falsch.
Die Halbleiterunternehmen haben mittlerweile neue Wachstumsmärkte erschlossen. Diese sind vor allem in der Automobilbranche zu finden.

Die Nachfrage nach Halbleitern in der Autoindustrie steigt stärker als die globale Nachfrage. Und wer an ein Wachstum bei Hybrid und Elektromotoren glaubt, dem wird der daraus resultierende Effekt besonders bewusst. Die Nachfrage nach Halbleitern in Automobilen dürfte in Zukunft weiter zunehmen und dementsprechend einen steigenden Anteil am Gesamtumsatz bei den Herstellern haben. Hiervon profitieren europäische Unternehmen im doppelten Sinne. Durch die kurzen Transportwege hin zu europäischen Automobilherstellern und den schwachen Euro haben sie gleich zwei Vorteile gegenüber ihren US-amerikanischen Wettbewerbern.

Ein spannender Kandidat in Europa ist die STMicroelectronics aus den Niederlanden. Das Unternehmen ist der größte europäische Halbleiterhersteller und in Deutschland eher unbekannt. Insbesondere das solide Kurs-Buch-, Kurs-Cash-Flow- und Kurs-Umsatz-Verhältnis der Niederländer überzeugt uns. Das deutsche Halbleiterunternehmen Infineon ist ebenfalls stark auf die Automobilbranche fokussiert. Auch hier sehen wir noch Potenzial beim Wachstum. Einzig die Dividendenrendite von 1,5 Prozent ist im Vergleich zu 4,1 Prozent bei der STMicroelectronics gering und verdeutlicht: Technologietitel sind häufig Wachstumstitel und bringen teilweise erhebliche Schwankungen mit sich.

Wer von noch günstigeren Bewertungen profitieren will, der sollte sich Technologietitel aus den Schwellenländern anschauen. Hier beobachten wir Unternehmen aus Ländern wie Taiwan und Südkorea. Da trifft Wachstumspotenzial auf günstige Bewertungen.

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Es ist Zeit, Gewinne mitzunehmen

von Ralf Schmitz, Finanzplaner der FiNUM.Private Finance AG in Lohmar

Wer in den letzten Jahren auf IT-Unternehmen gesetzt hat, dürfte damit bisher gut gefahren sein. Viele Technologie-Aktien haben sich stark entwickelt. Selbst die Branchenriesen Apple, Microsoft und Google konnten ihren Wert innerhalb kurzer Zeit teils mehr als verdoppeln. Trotz des extremen Booms in der Branche sollten private Anleger jedoch Vorsicht walten lassen. Bereits zur Jahrtausendwende stiegen die Kurse von IT-Unternehmen auf schwindelerregende Höhe und endeten in der Internetblase. Kurse stürzten ins Bodenlose. Allein der Tech-Index NASDAQ fiel auf ein Fünftel seines ursprünglichen Rekordniveaus. Die Anleger sind also gewarnt.

Der derzeitige Run auf Aktien sollte ebenfalls zur Zurückhaltung animieren. Viele Analysten fürchten in der Technologiebranche erneut eine Blase, die bald zu explodieren droht. Der Aktienboom ist vor allem durch die guten amerikanischen Zahlen und das niedrige Zinsniveau zu erklären. Eine Richtungsänderung in der amerikanischen Zinspolitik ist zwar noch nicht zwingend zu erwarten; wenn sie aber eintritt, wird dies die Kauflaune der Investoren dämpfen.

Außerdem sind viele Technologiewerte wie Apple oder Samsung sehr abhängig von den Konsumenten. In den letzten Monaten und Jahren saß das Geld beim Verbraucher sehr locker. Damit konnten die Unternehmen viele Geräte an den Mann bringen. Doch angesichts der anhaltenden Probleme in der Eurozone könnte sich diese Tendenz bald ändern. Mit anderen Worten: Diese Assets sind konjunktursensibel und damit nicht sehr krisensicher. Ändert sich die allgemeine Wirtschaftslage (besonders in den USA, wo die meisten IT-Unternehmen angesiedelt sind), werden auch Tech-Aktien Probleme bekommen.

Anleger, die sehr viel in Tech-Aktien investiert haben, sollten daher bereits entstandene Gewinne mitnehmen und den Anteil im Portfolio dadurch reduzieren. Die IT-Branche eignet sich eher noch zur Diversifizierung der Geldanlagen. Anleger sind gut beraten, nur einen geringen Teil an Technologie-Titeln zu halten. Wer mehr investieren will, geht ein hohes Risiko ein. Er sollte den Markt also sehr gut kennen.