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Kleine Unternehmen, große Gewinnchancen!

Bei den deutschen Standardwerten drängt sich ein Einstieg zurzeit nicht auf, da sie sich in den zurückliegenden Monaten bereits deutlich verteuert haben. Kaufenswert sind hingegen ausgewählte Small Caps, die noch nicht heißgelaufen sind.

BÖRSE am Sonntag

Bei den deutschen Standardwerten drängt sich ein Einstieg zurzeit nicht auf, da sie sich in den zurückliegenden Monaten bereits deutlich verteuert haben. Kaufenswert sind hingegen ausgewählte Small Caps, die noch nicht heißgelaufen sind.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt – dieser Spruch des Dichters und Zeichners Wilhelm Busch trifft auch auf das Börsengeschehen zu. Denn Analysten liegen mit ihren Prognosen häufig daneben. Dies ist aber völlig normal, da es an den Finanzmärkten immer wieder Überraschungen gibt, die kein Experte erwartet hatte. Dazu zählt beispielsweise die beeindruckende DAX-Rallye im ersten Quartal 2015. In diesem Zeitraum ist der deutsche Leitindex um 22,0 Prozent gestiegen, obwohl es bereits seit einiger Zeit mehrere Faktoren gibt, die viele Anleger verunsichern – wie zum Beispiel das ungelöste Schuldenproblem in Griechenland. Aber letztendlich konnte kein Problem in den vergangenen Monaten die Kauflaune der Anleger nachhaltig trüben, weswegen viel Geld in den deutschen Aktienmarkt geflossen ist.

Allerdings gab es zuletzt einen leichten DAX-Rücksetzer, da einige Marktteilnehmer Gewinne realisiert haben. Dies ist leicht nachvollziehbar, da eine Fortsetzung der dynamischen Aufwärtsbewegung relativ unwahrscheinlich ist. Dafür spricht vor allem die zunehmende Skepsis deutscher Finanzexperten, die jüngst vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragt wurden. Basierend auf deren Prognosen wird einmal im Monat der ZEW-Index berechnet. Dieser Konjunkturindikator ist im April im Vergleich zum Vormonat um 1,5 auf 53,3 Punkte gefallen. Volkswirte hatten jedoch einen Anstieg auf 55,3 Punkte erwartet.

Bei Gerry Weber treibt die Übernahme von Hallhuber das Wachstum an

Tradingorientierte Anleger sollten die heißgelaufenen DAX-Titel meiden und in deutsche Nebenwerte investieren, sofern diese günstig bewertet sind und das jeweilige Geschäftsmodell aussichtsreich ist. Kaufenswert ist beispielsweise die Aktie von Gerry Weber. Zwar sind die jüngsten Quartalszahlen des Modekonzerns nicht berauschend ausgefallen, aber auf der anderen Seite überzeugt der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2014/15: Der Umsatz soll von 852,1 Millionen Euro im Vorjahr auf etwa eine Milliarde Euro steigen. Beim EBIT erwartet das Management einen Anstieg von 108,9 Millionen Euro auf 118 bis 126 Millionen Euro. Ermöglicht wird dieses starke Wachstum durch die Übernahme des Münchener Modeunternehmens Hallhuber. Vertraglich vereinbart wurde der Zukauf bereits im Dezember, aber einen Beitrag zum Umsatz und Ergebnis des Gerry-Weber-Konzerns leistet die neue Tochtergesellschaft erst seit Februar.

Solide Bilanz trotz Aufnahme von Krediten

Mit der Akquisition erschließt sich Gerry Weber das attraktive Damenmodesegment für trendorientierte Frauen ab Mitte 20. Finanziert wurde die Übernahme von Hallhuber mit langfristigen Krediten. Trotzdem liegt die Eigenkapitalquote de Modekonzerns Unternehmensangaben zufolge nach wie vor deutlich über 50 Prozent. Vorteilhaft ist darüber hinaus, dass durch die Integration von Hallhuber in den Gerry-Weber-Konzern laut Finanzvorstand David Frink Kostensynergien im einstelligen Millionen-Euro-Bereich realisiert werden können.

Einstieg ins Herrenmodegeschäft ist geplant

Aus Anlegersicht interessant ist zudem, dass Gerry Weber weitere Zukäufe plant – vor allem im Herrenmode-Bereich. Diese Fokussierung ist unter strategischen Aspekten sinnvoll, da der Konzern bislang nur Damenmode anbietet. Jedoch ist auch der Kauf von Marken im Damenmode-Segment möglich, sofern diese gut zum bereits vorhandenen Markenportfolio passen. Erwähnenswert ist noch, dass Vorstandschef Ralf Weber seit Jahresbeginn rund 119.000 Aktien des von ihm geführten Unternehmens gekauft hat. Offenbar ist er davon überzeugt, dass die Umsetzung der Wachstumsstrategie den Aktienkurs mittelfristig nach oben treiben wird.

Softing ist auf Erfolgskurs dank großer Innovationskraft

Ein weiterer Kaufkandidat ist der Anteilschein von Softing. Dieses Unternehmen glänzt mir einer großen Innovationskraft und guten Perspektiven. Zum Produktportfolio zählen Softwarelösungen, mit denen Automobilhersteller wie Porsche, Audi oder Daimler elektronische Steuergeräte programmieren, die in den Fahrzeugen verbaut werden. Softing liefert aber auch Testsysteme, mit denen die Fahrzeugelektronik auf Funktionstauglichkeit geprüft wird, bevor die Autos das Werk verlassen. Darüber hinaus nutzen viele Werkstätten Diagnose-Systeme von Softing, um Fehler in der Fahrzeug-Elektronik rasch zu entdecken. Und renommierte Industriekonzerne verbauen Komponenten von Softing, die einen optimalen Datenaustausch zwischen den Maschinen sowie zwischen Management- und Produktionsebene ermöglichen.

2014 war ein Übergangsjahr

Im vergangenen Jahr hat Softing drei Akquisitionen durchgeführt und damit optimale Voraussetzungen für eine Fortsetzung der dynamischen Geschäftsentwicklung geschaffen. Die Zukäufe spiegelten sich 2014 in einem Umsatzanstieg um 41,8 Prozent auf 74,5 Millionen Euro wider. Leider haben akquisitionsbedingte Kosten das Ergebnis belastet, weswegen sich das EBIT um 5,1 Prozent auf 5,9 Millionen Euro verringerte. Der Gewinn je Aktie ist sogar um 15,9 Prozent auf 0,58 Euro zurückgegangen. Diesen Sachverhalt sollte man aber nicht überbewerten, da 2014 für Softing ein Übergangsjahr war. Bereits in diesem Jahr wird das Unternehmen das Ergebnis wieder steigern. Dazu beitragen wird insbesondere die 2014 durchgeführte Übernahme von Online Development. Diese im US-Bundesstaat Tennessee ansässige Gesellschaft ist der wichtigste Kooperationspartner des weltweit größten Automatisierungstechnik-Anbieters Rockwell Automation. Dank dieses Zukaufs kann Softing das Potenzial des wachsenden amerikanischen Marktes für Industrie-Automatisierung nutzen. Als Wachstumstreiber fungieren wird auch die Lancierung von neuen Produkten. Erwähnenswert ist diesbezüglich, dass Softing im zurückliegenden Jahr die Aufwendungen für Forschung & Entwicklung von 11,5 auf fast 15,0 Millionen Euro erhöht hat.

Überzeugende Gewinnaussichten

Warburg-Research-Analyst Andreas Wolf erwartet bei Softing im nächsten Jahr einen Anstieg des Gewinns je Aktie von 0,75 auf 0,96 Euro. Basierend auf dieser Prognose errechnet sich ein 2016er-KGV von 15,1. Somit ist die Aktie angesichts der hervorragenden Wachstumsperspektiven noch nicht zu teuer. Anleger sollten versuchen, bei Kursen unterhalb von 14 Euro ein paar Stücke einzusammeln.

Surteco will weitere Synergien realisieren

Ein chancenreiches Investment ist auch die Aktie von Surteco. Denn der Gewinn des weltweit führenden Herstellers von dekorativen, hochresistenten und technisch anspruchsvollen Oberflächenmaterialien dürfte in diesem Jahr deutlich steigen, da im Rahmen der Konzernintegration der Ende 2013 übernommenen Süddekor-Gruppe weitere Synergien realisiert werden. Mit der Integration wurde bereits im vergangenen Jahr begonnnen, indem ein gemeinsamer Vertrieb installiert wurde, der Einkauf zusammengelegt wurde und die Tochtergesellschaften im Druckbereich verschmolzen wurden. Infolge dieser Maßnahmen haben sich die Kosten deutlich verringert. Positiv zu werten ist auch das umfangreiche Produktportfolio, das hauptsächlich Kantenbänder und Folien auf Kunststoff- oder Papierbasis umfasst, aber auch Sockelleisten, Treppenkanten, technische Profile und Rollladensysteme.

Asien und Südamerika im Visier

Erfreulicherweise ist das Marktumfeld von Surteco in Deutschland und Nordamerika gut. Die Wachstumschancen in manchen europäischen Nationen haben sich in den zurückliegenden Monaten jedoch verschlechtert. In den USA dürfte der Oberflächenmaterialien-Spezialist hingegen langfristig auf Erfolgskurs bleiben, weil dort mit dem Bevölkerungswachstum eine steigende Nachfrage der US-Möbelindustrie einhergeht. Einen solchen Trend gibt es auch in Asien und Südamerika, weswegen der SDAX-Konzern diese Regionen ab 2017 erschließen will.

Ergebnis wurde durch Sondereffekte belastet

Gemäß den vorläufigen Zahlen hat Surteco den Umsatz im Geschäftsjahr 2014 um 54 Prozent auf 618,3 Millionen Euro gesteigert, was im Wesentlichen auf die erstmalige Vollkonsolidierung der Süddekor-Gruppe zurückzuführen ist. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ist lediglich um fünf Prozent auf 62,8 Millionen Euro gestiegen. Diesbezüglich ist jedoch zu berücksichtigen, dass 2013 im Zuge der Süddekor-Übernahme ein nicht operativer, positiver Ergebnisbeitrag von 13,5 Millionen Euro verbucht wurde. Außerdem wurde im zurückliegenden Jahr eine Rückstellung von 9,4 Millionen Euro für die 2015 anstehende Restrukturierung im Dekordruckbereich gebildet. Bereinigt um diese beiden Sondereffekte beträgt die EBITDA-Steigerung 56 Prozent.

Günstige Bewertung und ein positives Chartbild

Analystenschätzungen zufolge dürfte Surteco den Gewinn je Aktie im nächsten Jahr von 1,95 auf 2,45 Euro steigern. Somit errechnet sich ein 2016er-KGV von 10,9. Der SDAX-Titel ist also günstig bewertet. Auch charttechnisch ist alles im grünen Bereich, da sich der Kurs seit Mitte Dezember in einem Aufwärtstrend bewegt. Daher ist die Kaufempfehlung von Hauck & Aufhäuser-Analyst Nils-Peter Gehrmann berechtigt. Er prognostiziert einen Kursanstieg auf 34 Euro.