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US-Aktien: Kursschub durch steigende Unternehmensgewinne?

Die Berichtssaison zum 1. Quartal 2018 läuft auf vollen Touren. Analysten erwarten deutliche Gewinnsteigerungen an der Wall Street – was ist der Grund? A häufigsten wird US-Präsident Trump genannt. Von seinen Steuersenkungen könnte der US-Aktienmarkt profitieren.

BÖRSE am Sonntag

Die Berichtssaison zum 1. Quartal 2018 läuft auf vollen Touren. Analysten erwarten deutliche Gewinnsteigerungen an der Wall Street – was ist der Grund? A häufigsten wird US-Präsident Trump genannt. Von seinen Steuersenkungen könnte der US-Aktienmarkt profitieren.

Von Ulrich Stephan

US-Präsident Donald Trump gibt über seine Online- Kurznachrichten regelmäßig ungefilterte Einblicke in seine Gedankenwelt – was auf immer größeres Interesse stößt: Die Zahl seiner Abonnenten ist auf mehr als 50 Millionen gestiegen. Darunter dürften sich auch immer mehr Investoren befinden, denn insbesondere in den vergangenen Monaten haben Trumps „Tweets“ nicht nur die Weltpolitik, sondern auch die Märkte bewegt. Das gilt beispielsweise für seine Drohungen in Richtung des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Un, seine Äußerungen zum Handelsstreit mit China sowie die Kritik an den Geschäftspraktiken eines großen US-Onlinehändlers. Nicht zuletzt aufgrund dieser präsidialen Kommuni-kationsstrategie hat der US-Leitindex S&P 500 ein schwankungsreiches Quartal hinter sich. Am Ende stand in Euro gerechnet ein Verlust von 2,9 Prozent zu Buche.

Mittlerweile dürfte sich der Fokus der Investoren jedoch wieder etwas verschoben haben – weg von Trumps Kurznachrichten hin zu harten wirtschaftlichen Daten: Aktuell läuft in den Vereinigten Staaten die Berichtssaison zum 1. Quartal 2018. Diese könnte die Stimmung an den US-Börsen durchaus wieder aufhellen, denn die globale Konjunktur läuft weiterhin rund und für die US-Unternehmen werden deutliche Gewinnsteigerungen erwartet. Im Durchschnitt rechnen die Analysten damit, dass die Konzerne im S&P 500 ihre Gewinne um rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal steigern konnten. Die Analysten der Deutschen Bank sind sogar noch optimistischer: Auch aufgrund der jüngsten US-Steuerreform könnten die Gewinne ihrer Einschätzung nach im Jahresvergleich sogar um 24 Prozent zugelegt haben – das wäre der stärkste Anstieg seit 2010.

Hohe Gewinnerwartungen für Technologie und Finanzen

Die positiven Erwartungen fußen auf breiter Basis: Für neun von elf Sektoren im US-Leitindex S&P 500 wird ein Gewinnwachstum im zweistelligen Prozentbereich erwartet. Besonders stechen dabei die Branchen Technologie sowie Finanzen hervor, die ihre Erlöse um jeweils mehr als 20 Prozent gesteigert haben dürften. Das nach wie vor starke Wachstum der Digitalisierungs- und Technologiebranche trägt maßgeblich zur hohen Gewinnerwartung des Sektors bei. Der Finanzsektor sollte in erster Linie von den guten Ergebnissen der US-amerikanischen Großbanken profitieren können. Zwar läuft deren Kreditvergabe nach wie vor recht schleppend, jedoch profitieren die Großbanken aktuell davon, dass sich viele Unternehmen über den Anleihemarkt finanzieren. Gleichzeitig kommen den Finanzinstituten zunehmend Kapitalmarktaktivitäten in Form von Unternehmensübernahmen und -fusionen sowie Börsengängen zugute.

Noch höher als im Technologie- und Finanzsektor könnten die Gewinnsteigerungen im Energiesektor ausfallen: Hier wird aufgrund des zuletzt gestiegenen Ölpreises ein Plus von mehr als 75 Prozent im Jahresvergleich erwartet. Eine anhaltend positive Entwicklung könnte dem Sektor Rückenwind verleihen, jedoch sollte die Branche aufgrund der unsicheren Perspektiven für den Ölpreis nach wie vor mit Vorsicht betrachtet werden.

Für risikobereite Anleger weiterhin eine interessante Anlagemöglichkeit

Insgesamt könnte die laufende Berichtssaison die langfristig positive Kursentwicklung des S&P 500 durchaus stützen. Denn bei aller Sensibilität gegenüber der politischen Nachrichtenlage ist diese nach wie vor stark von den Unternehmensgewinnen abhängig. So zeigt ein Blick auf die vergangenen 15 Monate, dass sich der Index während der zurückliegenden Berichtssaisons stärker entwickelte als in den Phasen dazwischen. Für entsprechend risikobereite Anleger könnte ein breites Investment in US-amerikanische Aktien insgesamt weiterhin eine interessante Anlagemöglichkeit darstellen – zumal anziehende Aktienrückkäufe der US-Unternehmen die Kurse zusätzlich treiben könnten. Die Deutsche Bank bleibt bei ihrer Jahresendprognose von 3.000 Punkten für den S&P 500 – behält neben den fundamentalen Wirtschaftsdaten aber auch die täglichen Mitteilungen von Donald Trump im Blick.

Dr. Ulrich Stephan ist Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.