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Währung: Unterschätzter Faktor im Depot

Der US-Dollar dürfte weiter an Stärke gewinnen, der Yen und der Euro könnten hingegen auch im Jahr 2017 schwach bleiben. Währungsentwicklungen können sich nicht nur auf die Gewinnsituation der Unternehmen auswirken – sondern auch die Entwicklung eines Portfolios entscheidend beeinflussen. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, warnt die Anleger.

BÖRSE am Sonntag

Der US-Dollar dürfte weiter an Stärke gewinnen, der Yen und der Euro könnten hingegen auch im Jahr 2017 schwach bleiben. Währungsentwicklungen können sich nicht nur auf die Gewinnsituation der Unternehmen auswirken – sondern auch die Entwicklung eines Portfolios entscheidend beeinflussen.

Von Ulrich Stephan

„Make America great again“ – das Versprechen, die Vereinigten Staaten „wieder großartig zu machen“, hat Donald Trump ins Weiße Haus gebracht. Und wenngleich abzuwarten bleibt, inwiefern der neue US-Präsident sein Versprechen erfüllen kann: Zumindest der US-Dollar hat seit der Wahl Trumps tendenziell weiter an Stärke gewinnen können. Bereits seit zwei Jahren diskutieren Marktbeobachter, wann der US-Dollar und der Euro wieder Parität erreichen werden – also einen Wechselkurs von 1:1. Nach Einschätzung der Deutschen Bank dürfte es im Jahresverlauf 2017 nun so weit sein.

Steigende Zinsen in den USA stützen US-Dollar

Grund dafür ist zum einen die Politik der US-Notenbank Fed, die aufgrund der insgesamt positiven Aussichten für die US-Wirtschaft die Leitzinsen weiter schrittweise anheben dürfte. Zum anderen sorgten Trumps umfangreiche Investitionspläne für höhere Inflationserwartungen in den USA. Am US-Rentenmarkt führte das zu steigenden Renditen und einer zunehmenden Nachfrage nach US-Anleihen, wodurch der US-Dollar auch gegenüber dem Euro weiter aufwertete.

Dieser Trend könnte sich fortsetzen – zumal sich die wirtschaftliche und geldpolitische Situation in der Eurozone aktuell anders darstellt als in den USA. Denn um die noch immer schleppende Konjunkturentwicklung in Europa anzukurbeln, hält die Europäische Zentralbank an ihrer expansiven Geldpolitik fest und die Zinsen dadurch niedrig. Auf der Suche nach größeren Renditemöglichkeiten dürfte Kapital aus der Eurozone daher auch weiterhin in höher rentierliche US-Dollar-Investments fließen.

Starke Währungen können Exportunternehmen belasten

Welche Konsequenzen solche Kapitalströme und die damit verbundenen Wechselkursschwankungen haben können, weiß jeder, der zum Beispiel aus der Eurozone regelmäßig in die Vereinigten Staaten reist: Während man im Mai 2014 für einen Euro noch fast 1,40 US-Dollar umgetauscht bekam, sind es mittlerweile nur noch 1,06 US-Dollar – also fast 25 Prozent weniger.

Im wesentlich größeren Maßstab war der Einfluss von Währungsbewegungen vergangenen Sommer im vergleichsweise stark exportorientierten Japan zu beobachten. Aufgrund von Sorgen um das globale Wirtschaftswachstum investierten zahlreiche Anleger in japanische Staatsanleihen, die ähnlich wie deutsche Bundesanleihen als „sicherer Hafen“ gelten. Diese Mittelzuflüsse trugen entscheidend zu einer Aufwertung des Japanischen Yen bei, woraufhin die japanischen Unternehmen unter Druck gerieten.

Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen belastet ein stärkerer Yen die internationale Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte, da sie auf ausländischen Märkten teurer werden. Zum anderen leiden die Gewinne bei Unternehmen, die ihre Waren in Fremdwährung verkaufen – schließlich müssen sie die erhaltene Fremdwährung wieder zurück in Yen transferieren. Der erstarkende Yen führte so zeitweise zu sinkenden Gewinnerwartungen und damit zu Schwankungen am japanischen Aktienmarkt.

Währungsentwicklung kann sich auf Geldanlage auswirken

Währungsentwicklungen können sich aber auch auf die Vermögensanlage auswirken. Das erfuhren im vergangenen Jahr beispielsweise Euroanleger, die im britischen Leitindex FTSE 100 investiert waren. Dieser verbuchte über das Gesamtjahr 2016 betrachtet zwar ein Kursplus von rund 13 Prozent. Doch während sich der britische Aktienmarkt von der Brexit-Entscheidung vergleichsweise unbeeindruckt zeigte, geriet die Währung Großbritanniens im Zuge des Referendums unter Druck und gab im Vergleich zum Euro auf Jahressicht um knapp 15 Prozent nach. Da ein Investment in den FTSE 100 auch für Euroanleger in Britischen Pfund erfolgt – beim Kauf also Euro in Pfund und beim Verkauf Pfund in Euro umgerechnet werden –, blieb für sie von den Kursgewinnen nichts übrig. Im Gegenteil: Sie mussten einen Verlust von 1,9 Prozent hinnehmen.

Nicht nur Kurse „wechseln“ – mitunter auch Währungen

Währungen spielen also sowohl für das internationale Wirtschafts- als auch Finanzmarktgeschehen eine wichtige Rolle. Und wenngleich sich daran auf absehbare Zeit grundsätzlich nichts ändern dürfte: Auch der Währungsbereich ist einem steten Wandel unterworfen. So ist es gerade einmal 15 Jahre her, dass mit der Einführung des Euro als offiziellem Zahlungsmittel neue Münzen und Scheine in die Geldbörsen vieler Europäer wanderten – und innerhalb der Währungsgemeinschaft der Geldumtausch überflüssig wurde.

Wer die Eurozone verlässt, muss sich ebenfalls nicht mehr zwingend mit ausländischen Währungen eindecken: Kreditkarten beispielsweise werden weltweit akzeptiert und rechnen den zu zahlenden Betrag automatisch in die Währung des Reiselandes um. Bei Internetbestellungen im Ausland lässt sich außerdem auf vergleichsweise junge Internetbezahlverfahren zurückgreifen, die ebenfalls den bequemen Einkauf über Währungsräume hinweg ermöglichen.

Ohnehin hat die Digitalisierung längst auch den Währungsbereich erfasst – und mit den sogenannten Bitcoins sogar eine neue virtuelle Währung hervorgebracht. Aktuell handelt es sich dabei jedoch noch eher um eine Nische: Bis auf weiteres dürften US-Dollar, Euro und Co. im Zentrum der Aufmerksamkeit bleiben – auch unter Anlegern mit entsprechender Risikobereitschaft.