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Buffett umwirbt deutsche Unternehmer

Mit Warren Buffett hat einer der finanzstärksten und prestigereichsten Investoren seinen Fokus auf Deutschland gerichtet. Sein Ziel: Die Übernahme von Familienunternehmen.

BÖRSE am Sonntag

Mit Warren Buffett hat einer der finanzstärksten und prestigereichsten Investoren seinen Fokus auf Deutschland gerichtet. Sein Ziel: Die Übernahme von Familienunternehmen.

Die Holding Berkshire Hathaway ist in Deutschland noch einigermaßen unbekannt, obwohl diese Aktie jeden Portfolio gut zu Gesicht stehen würde. Warren Buffett, Gründer und Motor dieser Holding, ist dagegen eine Institution. Mit elf Jahren begann der heute 84-Jährige seine Erfolgskarriere im Aktiengeschäft. Mit einem geschätzten Privatvermögen von rund 66 Milliarden US-Dollar ist er derzeit laut Forbes der drittreichste Mann der Welt und ist bis zum heutigen Zeitpunkt der Übernahme von Firmen noch nicht müde geworden. Und er richtet nun seine Aufmerksamkeit auf neue Investitionsmöglichkeiten. Angesichts der wirtschaftlichen Lage hierzulande ist es nur eine kleine Überraschung: seine Ziele liegen in Deutschland.

Wenn es um Investitionen geht, hält sich Buffett an ein einfaches Motto: „Investiere nur in Unternehmen, die auch ein Vollidiot leiten könnte. Denn irgendwann wird es soweit kommen“, soll er einmal gesagt haben. Zudem investiert Buffett nie in ein Unternehmen, das er selbst nicht versteht. So soll er sich 1997 sogar geweigert haben, bei Microsoft einzusteigen. Doch das Wort des Multimilliardärs hat am Aktienmarkt Gewicht. Denn sein Werdegang gleicht einer beispiellosen Erfolgskarriere. Vor genau 50 Jahren übernahm der damals 34-Jährige das Textilunternehmen Berkshire Hathaway. Im Laufe der Jahre baute er es zu ein quasi unvergleichlich efizienten Investment-Maschine aus, die den Anlegern ein jährliches Anlageergebnis von rund 20 Prozent bescherte. Mittlerweile hat Buffett rund 60 weitere Unternehmen unter dem Dach von Berkshire versammelt. Seine Holding gehört damit zu den 80 größten US-Unternehmen.

Als außergewöhnlich gilt dabei Buffetts Gespür für gute Geschäfte. So achtet der Multimilliardär nicht auf die täglich wechselnden Kursschwankungen, sondern investiert lieber in Unternehmen, die ihren Wert kontinuierlich durch gute Gewinne steigern werden. Im Prinzip lässt sich seine Strategie auf eine einfache Formel herunterbrechen: Ist Buffett von einem Unternehmen, dessen Erträgen und den Führungskräften überzeugt und ist es zusätzlich aus seiner Sicht unter Wert zu haben, investiert der Multimilliardär – konsequent. Auf die Frage, wie man reich werde, gab Warren Buffett knapp zurück: „Kaufe einen Dollar und bezahle dafür nicht mehr als 50 Cent.“

Buffett öffnet die Geldbörse

Mit seinen Strategien hatte Buffett in den letzten Jahrzehnten außerordentlichen Erfolg. Längst gehört er zum Kreise derjenigen, die allein mit Gerüchten Kursschwankungen bei Unternehmen auslösen kann. So war beispielsweise diese Woche das Papier der Heidelberger Druckmaschinen AG unter den größten Gewinnern im SDAX. Schon in den letzten Wochen war es um beachtliche zehn Prozent nach oben gegangen – und all das nur, weil Buffett in einem Interview mit dem Handelsblatt grundsätzliches Interesse an deutschen Unternehmen bekundet hatte und die Anleger daraufhin auch den Druckmaschinenhersteller als potentielles Investitionsziel ausgemacht hatten. Auch der Name der Süßwarenmarke Haribo wurde an den Börsen herumgereicht, auch wenn aus der Konzernzentrale in Bonn sogleich ein Dementi kam.

Die Auswirkungen von Buffetts Ankündigung sind daher nicht zu unterschätzen. Denn er hat sich den Ruf erworben, Vorreiter zu sein. Wenn er investieren möchte, dann werden ihm weitere folgen. Dank des starken Dollars und des vergleichsweise niedrigen Euros sind Investments in Europa für Amerikaner gerade ohnehin sehr attraktiv. Und Geld ist bei Buffett vorhanden. Erst im Dezember kehrten Buffett und seine Holding Berkshire Hathaway dem Energiesektor weitgehend den Rücken und zogen ihre Beteiligungen im Wert von rund vier Milliarden Euro aus dem Energieriesen ExxonMobil ab. Geschätzt wird, dass Buffett insgesamt rund 40 Milliarden Dollar zur Verfügung hat, die investiert werden wollen.

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Das Werben um deutsche Familienunternehmer

Buffett ist grundsolide, er kennt den Wert der Familie, er gilt als konservativ. Das scheint eine wichtige Voraussetzung für sein Interesse gerade an deutschen Familienunternehmen zu sein. Sie haben das, was Buffett bei seinen Anlageobjekten schätzt: Lange bewiesene Solidität sowie interessante Ertragschancen. Buffetts Einstieg bei der Detlev Louis Motorradvertriebs GmbH, einem renommierten Hamburger Händler für Motorrad-Zubehör, soll daher nur der Anfang seiner Einkaufstour in Deutschland sein. Für rund 400 Millionen Euro hatte Berkshire Hathaway jüngst dieses mittelständische Unternehmern übernommen. Eine vergleichsweise lächerliche Investition für Buffetts Verhältnisse. Doch die Signalwirkung für den deutschen Markt ist enorm.

Eingefädelt hat den Deal Zypora Kupferberg, die Finanzberaterin von Louis. Sie ist es auch, die in Deutschland derzeit nach weiteren Anlageobjekten für Buffett Ausschau hält. In der Zwischenzeit macht der Multimilliardär aber auch persönlich für sich Werbung. So zum Beispiel am Montag bei einer Veranstaltung des „Union International Club“, dem „Who ist Who“ der deutschen Familienunternehmer. Auf der Gästeliste standen so bekannte Namen wie Stefan Quandt, Großaktionär bei BMW, oder Mathias Graf von Krockow vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Der Besuch war Teil einer gezielten PR-Aktion von Buffett, die ihn und seine Ambitionen in Deutschland besser bekannt machen sollte. Schließlich sollen potentielle Verkäufer Berkshire Hathaway demnächst als eine der ersten Adressen auf dem Schirm haben.

Abgrenzung zur Konkurrenz

Punkten will Buffett bei den traditionsbewussten Unternehmern insbesondere mit Vertrauen und dem Versprechen einer langfristigen Anlage. „Wer ein Unternehmen, das viele Jahre im Familienbesitz war, an Berkshire verkauft, kann sich sicher sein: Wir verkaufen es nicht weiter“, so der Starinvestor aus Amerika gegenüber dem Handelsblatt. Zudem müssten die Verantwortlichen auch nach einer Übernahme keine Weisungen aus der Zentrale in Omaha fürchten und könnten ihre Geschäfte wie gewohnt weiterführen. Buffett ist schon seit längerem ein Freund einer dezentralen Unternehmensorganisation. So sind im Firmensitz nur etwa 25 seiner insgesamt rund 300.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Mit seinem Konzept verfolgt Buffett eine klare Abgrenzung zu den Private-Equity-Investoren, die ebenfalls auf dem deutschen Markt Fuß fassen wollen. Für sie wären Unternehmen wohl eher Spekulationsobjekte denn langfristige Anlage. Buffetts Vorgehen folgt dabei einer klaren Strategie. Denn der Multimilliardär dürfte sich bewusst sein, dass er selbst mit Berkshire im Rücken mit den finanzstarken Fonds nicht mithalten kann. Experten schätzen, dass diese knapp 1,2 Billionen Dollar investieren können. Daher setzt der Amerikaner auf das Ego und den Stolz der deutschen Unternehmerklasse.

Dass Buffett mit seinen Investments am Ende Erfolg haben wird, das bezweifeln derzeit wohl nur wenige. Dennoch birgt ein Aufspringen auf den Buffett-Hype gerade für Kleinanleger hohe Risiken. Schließlich kursieren aktuell viele Namen an der Börse, an denen Buffett angeblich Interesse gezeigt haben soll. Am Ende wird der Investor aber wohl nur eine handvoll davon tatsächlich übernehmen. Zudem müssten Anleger wohl einen ähnlich langen Atem wie der amerikanische Investor haben. Für kurzfristige Kursgewinne sind die Übernahmeziele von Buffett wohl das falsche Anlageobjekt. Verkaufswillige Unternehmer hingegen sollten sich  schnell bei Buffett melden. Zwar ist der Investor von den Deutschen angetan, doch auch auf die anderen großen Volkswirtschaften in Europa soll Buffett ein Auge geworfen haben. So sind derzeit auch Gespräche mit italienischen und französischen Unternehmen angedacht. RS