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Viel Feind, viel Ärger

Was kein Arbeitgeber schaffen würde – Claus Weselsky gelingt’s: Die mächtigen Gewerkschaften des DGB stehen starr vor Schreck und ziemlich schweigsam daneben, während Claus der Lokomotivführer die Industrienation Deutschland am Nasenring vorführt und utopische Forderungen an die Deutsche Bahn richtet.

BÖRSE am Sonntag

Was kein Arbeitgeber schaffen würde – Claus Weselsky gelingt’s: Die mächtigen Gewerkschaften des DGB stehen starr vor Schreck und ziemlich schweigsam daneben, während Claus der Lokomotivführer die Industrienation Deutschland am Nasenring vorführt und utopische Forderungen an die Deutsche Bahn richtet.

Weselsky, geboren vor 55 Jahren in Dresden, lernte Schlosser bei der Deutschen Reichsbahn, wurde Lenker einer Lokomotive und – nachdem das Arbeiterparadies dichtgemacht werden musste – auch engagierter Betriebsrat. Seit 2002 muss er nicht mehr rangieren, sondern kann sich den vermeintlichen Interessen seiner Kollegen widmen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer begleitet er fast seit der Wiedergründung, 1990 war das, in der Noch-DDR. Bundesvorsitzender ist er seit 2008, ihn qualifizierte nicht zuletzt der überaus harte Tarifkonflikt 2007/208 für das Amt. Der in Scheidung lebende Vater eines Sohnes ist übrigens CDU-Mitglied.

Weselsky, der „Bahn-Rambo“, verscherzt es sich gern mit jedem, der das zulässt – Hauptsache, seine Spartengewerkschaft kann zulegen. Denn das wird ihm vorgeworfen: Nicht die Lokführer, sondern seine GDL sei Nutznießer der Lokführerstreiks. Neben den 20.000 im Bahn-Cockpit will er die übrigen Kräfte an Bord, überwiegend bei der konkurrierenden EVG organisiert, für seinen Laden gewinnen und sie vertreten, notfalls brachial. Als Amokläufer wird er tituliert, was ihn bestärken dürfte. Der Anheizer auf der E-Lok verursacht einhändig an einem Streikwochenende hunderte Millionen Schaden, treibt die Kunden entweder zum Wahnsinn oder in die Fernbusse und Privatautos, und macht die schöne eingeplante Dividende für den Bahneigentümer Staat eine wacklige Größe. Da, genau da, hört der Spaß aber nun auf! Der Bund wird ein Tarifeinheitsgesetz vorlegen, so umstritten das sein mag. Damit übrigens lässt Weselsky nun auch die Kollegen von der Pilotenvereinigung Cockpit in die Luft gehen. Viel Feind, viel Ehr’ das Motto ist zumindest ego-befriedend.